Alfa Romeo ist für 2020 Nico Hülkenbergs letzte Hoffnung auf ein lukratives Stammcockpit in der Formel 1. Antonio Giovinazzi wurde bisher noch nicht als Teamkollege von Kimi Räikkönen bestätigt. Der Italiener stand zuletzt vermehrt in der Kritik. Trotz konkurrenzfähiger Pace fuhr er bisher nur dreimal in die Punkte, leistete sich obendrein den einen oder anderen Anfängerfehler.

Das letzte Saisondrittel wird über die Zukunft des Rookies entscheiden. Extra Druck verspürt er deshalb aber nicht. "Ich fühle immer den Druck", erklärt Giovinazzi, der sich in den Nachwuchsklassen stets mit Erfolgen über Wasser halten musste, um die Unterstützung seiner Förderer nicht zu verlieren: "Es war sogar im Kartsport schon so. Ich hatte nie selbst das Geld, um weiterzumachen."

"Das war mir klar, jedes Mal, wenn ich einen Fehler machte. Und jedes Mal, wenn ich in meiner Karriere schnell war, war das gut für mich. Auch in der Formel 3 und der Formel 2 wusste ich, dass sie mich ersetzen, wenn ich keine Resultate bringe. In der Formel 1 ist das vielleicht noch mehr der Fall, aber es ist Teil des Spiels."

Giovinazzi froh über Antwort auf Spa-Fauxpas

Nach Punkten steht es vor dem Rennen in Singapur 31:3 für Räikkönen, im Qualifying-Duell hat der Finne mit 10:4 die Nase vorn. In Belgien leistete er sich in der letzten Runde des Rennens einen kapitalen Fehler und schmiss mit einem Unfall in Pouhon einen sicheren neunten Platz weg.

"Ich habe in Spa hart gepusht und war danach sehr demoralisiert", sagt der 25-Jährige, der eine Woche später bei seinem Heimspiel in Italien das Resultat nachholte. "Ich wollte in Monza wirklich gut abschneiden, für mich und die Tifosi, und mit Platz neun hat das ganz gut geklappt."

Von Ferrari-Teamchef Mattia Binotto erhielt er nach dem Rennen in Monza Rückendeckung. Ferrari-Junior Giovinazzi steht nach wie vor eng mit seinen ehemaligen Kollegen, für die er vor seiner Beförderung zu Alfa Romeo im Simulator und bei Testfahrten im Einsatz war, in Kontakt: "Ich habe drei Jahre mit ihnen verbracht und bin immer noch ein Ferrari-Pilot. Manchmal ist mein Feedback dort noch gefragt."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Singapur GP (10:34 Min.)

Vergleich mit Räikkönen stimmt Giovinazzi zuversichtlich

Was seine Zukunft bei Alfa Romeo angeht, tappt er aber trotzdem im Dunkeln. Die Vertragsverlängerung war bisher kein Thema. "Ich weiß nur, das ich mich weiter gut anstellen und Resultate wie in Monza holen muss", so Giovinazzi. "Das war für mich ein wirklich tolles Ergebnis."

Dass er trotz der statistisch großen Diskrepanz zu Räikkönen keineswegs ein schlechtes Jahr hatte, verleiht ihm Zuversicht: "Die Pace ist seit Paul Ricard da. Vor allem im Qualifying bin ich nah an Kimi dran und damit sehr glücklich. Mein Hauptproblem war von Saisonbeginn an die Rennpace, und auch die wird immer besser."

Giovinazzi will mit Aufwärtstrend überzeugen

Die im Gegensatz zu den anderen Rookies langsamere Lernkurve ist bei Giovinazzi nicht wirklich eine Überraschung. Seit seinem zweiten Gesamtrang in der GP2 Series im Jahr 2016 hatte er kaum noch Rennen bestritten.

Giovinazzi will diesen Rückstand bis zum Saisonende wettmachen, um den vielleicht einzigen Kritikpunkt an seiner Performance zu eliminieren: "Ich muss einfach jedes Wochenende besser werden. Wenn ich für den Rest der Saison gute Ergebnisse einfahre, kann mir niemand meinen Platz wegnehmen", ist er überzeugt. "Das ist mein einziger Fokus."