Valtteri Bottas hat beim Spanien GP 2018 den ersten Doppelsieg für Mercedes in der Formel-1-Saison 2018 perfekt gemacht. Aber eben nur die Kirsche auf die Sahne gesetzt. Die Sahne selbst servierte wieder der Weltmeister. Lewis Hamilton verwandelte die Pole nach einem perfekten Qualifying in seinen zweiten Saisonsieg. Doch Bottas muss weiter warten. In Baku hatte er Pech, in Barcelona nicht ganz die Pace - und ein insgesamt einfach zu hartes Rennen, um Hamilton zu fordern.
Schon am Samstag hatte sich Bottas leicht geärgert, die Pole um läppische 0,04 Sekunden verpasst zu haben. Großartig viel besser machen können hätte er aber nicht, meinte der Finne, freute sich zudem ohnehin mehr für das Team. Sagte er zumindest. Nach dem Rennen jedoch trauerte der Finne Startplatz eins mehr hinterher. "Die Pole ist wichtig in Barcelona. Lewis war gestern vier Hundertstel schneller und das hat heute einen großen Unterschied gemacht", berichtet Bottas.
Bottas: Verlorene Pole nach diesem Start noch ärgerlicher
Denn nur so geriet der Mercedes-Fahrer in Bedrängnis durch die Ferrari. "Mein Start war nicht perfekt. Kein Desaster, aber Sebastian hatte einen guten Start und durch den Gegenwind einen starken Windschatten-Effekt", schildert Bottas seine am Start verlorene Position gegen Vettel. Das allein warf Bottas schon weit hinter Hamilton zurück, raubte alle Chance auf den Sieg. "Für mich hätte es ohne diese erste Kurve ein anderes Rennen sein können", meint Bottas.
Sein Rückstand im Ziel auf Hamilton von 20,5 Sekunden spiegele jedenfalls nicht das realistische Bild. "Es fühlte sich das ganze Rennen an, als hätte ich mehr Pace haben können", so Bottas. Damit zielt er vor allem auf den ersten Stint, als er hinter Vettel hing, vorne Hamilton davonflog. "Aber es ist hier sehr schwer, zu überholen", erinnert der Finne. "Du brauchst hier einen großen Gap. Und dann haben wir beim ersten Stopp leider die Gelegenheit verpasst ..."
Bottas humpelt ins Ziel: Wolffs Herzschlag ging richtig hoch
Damit zielt Bottas auf einen misslungenen Overcut gegen Vettel, nur gescheitert, weil Mercedes diesmal keine ganz perfekte Arbeit beim Reifenwechsel lieferte. Doch Bottas bekam noch eine Chance. "Bei Valtteri versuchten wir im ersten Stint einen Overcut und kamen nur ganz knapp hinter Vettel wieder heraus. Als Sebastian dann während der VSC-Phase die Chance ergriff und an die Box ging, entschlossen wir uns dazu, das Gegenteil zu machen und mit den Medium-Reifen zu Ende zu fahren", erinnert Toto Wolff.
Das hieß jedoch: Unfassbare 47 Runden Schlussstint für den Finnen. Ein ganz harter Job, die Reifen über diese Distanz zu bringen. "Ein wenig ins Ungewisse", sei das gewesen, so Wolff. "Als es in den Schlussrunden Vibrationen an der Vorderachse gab, schlugen unsere Herzen bis zum Hals. Aber Valtteri hatte die Belastung an der Vorderachse und die sinkenden Reifentemperaturen auf den alten Reifen perfekt im Griff", lobt der Mercedes-Teamchef. Man habe einfach abwägen müssen: Track Position oder frische Reifen. Wegen des Layouts von Barcelona entscheid man sich für Track Position.
Valtteri Bottas: Reifen waren komplett runter
Die richtige Entscheidung - auch wenn es daraufhin so hart war. Doch glaubt Bottas, Vettel zumindest potentiell - selbst in Barcelona, selbst bei gleicher Strategie - auf der Strecke überholt haben zu können. "Wir hatten ein so starkes Auto, dass wir bestimmt noch eine Gelegenheit gehabt hätten", so Bottas. Nicht ganz unrealistisch. Ferrari kämpfte noch weitaus mehr als Mercedes mit Verschleiß. Es scheint fast sicher, dass Vettels Reifen bei einem Einstopper eingegangen wären.
Auch Bottas hätte nie gedacht, es mit einem Stopp zu schaffen. "Aber die Reifen gingen besser als gedacht. Das haben wir erkannt, gute Rennintelligenz", lobt Bottas seine Crew. Gegen Rennende sei es aber richtig brenzlig geworden. "Das war knifflig. Ich habe nach dem Rennen gesehen, dass von den Reifen nichts mehr übrig war. Die waren komplett runter", schildert Bottas nach dem Monster-Stint.
"Deshalb hatte ich am Ende kaum noch Grip und musste überall Reifen sparen. Ich hatte keine Temperatur mehr im Reifen. Denn wenn du keine Oberfläche mehr hast, dann verlierst du schnell die Temperatur. Und dann bist du fertig und verbremst dich schnell mal", so Bottas. "Deshalb habe ich einfach nur noch versucht, sie am Leben zu halten und die lateralen Kräfte möglichst klein zu halte, um den Reifen nicht zu beschädigen."
Das wäre nach dem Ausfall durch einen Reifenschaden in Baku für Bottas auch der Super-GAU gewesen. "Aber am Ende haben wir das Risiko genommen und es hat sich ausgezahlt", gibt sich Bottas erleichtert. Am Ende hätte es für das Ergebnis aber keinen Unterschied gemacht, hätte er den Soft-Stint zu Beginn ausgedehnt.
Bottas: Zweiter reicht nicht, Sieg wird kommen
Dass es für Bottas nie um den Sieg ging, ist für den Finnen am Ende der einzige Makel des Wochenendes. "Ich wollte eigentlich um den Sieg kämpfen, aber für das Team war es ein gutes Rennen. Als Team waren wir an diesem Wochenende perfekt. Ein großer Teil von mir ist happy, wenn wir einen Doppelsieg holen. Aber ein Teil ist auch weniger happy. Ganz klar. Ich will nicht Zweiter sein ", stellt Bottas klar.
Selbstvertrauen hat er also der Finne. Die zeitweisen Zweifel der Vorsaison gibt es nicht mehr - denn Bottas sieht sich aktuell stärker denn je. "Dieses Jahr erfülle ich meine Ziele in Sachen Performance seit Jahresbeginn. Ich kann konstant eine gute Leistung abrufen - schon seit Ende letzten Jahres gab es kein Wochenende, an dem mir Pace gefehlt hat, wie noch früher im letzten Jahr", erklärt Bottas seine Zuversicht.
"Damit muss ich jetzt einfach weitermachen. Es wäre in Sachen Resultate ohnehin schon mehr möglich gewesen mit unserer Pace", erinnert Bottas an Rückschläge wie zuletzt in Baku. "Und auch heute - da war der Gap zu Lewis groß, aber das haben eben viele Dinge beeinflusst. Ich bin mit meinem Speed happy. Ich muss einfach so weitermachen. Mein Sieg wird kommen."
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