Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Kanada in Montreal gewonnen. Der Mercedes-Pilot sicherte sich mit einem ungefährdeten Start/Ziel-Sieg seinen dritten Sieg in der Formel-1-Saison 2017 und zog damit nach Siegen mit Sebastian Vettel gleich. Der Ferrari-Pilot kam nach einem für ihn turbulenten Rennen von Platz zwei gestartet nur auf Position Vier ins Ziel. Für Hamilton war es bereits der sechste Sieg auf dem Circuit Gilles Villeneuve beim zehnten Start. Insgesamt war es sein 56. Karriere-Erfolg.

Das Podium: Valtteri Bottas sorgte mit Platz zwei für den ersten Mercedes-Doppelsieg in dieser Saison. Der Finne legte den Grundstein für seinen Podiums-Erfolg am Start, als er zwar von Max Verstappen überholt wurde, seinerseits aber Vettel hinter sich ließ. Bottas fuhr ein ähnlich einsames Rennen wie Sieger Hamilton: Er überquerte die Ziellinie 20 Sekunden hinter Hamilton und 15 Sekunden vor dem drittplatzierten Daniel Ricciardo im Red Bull.

Die Top-Facts des Rennens

  • Hamilton mit ungefährdetem Start/Ziel-Sieg
  • Vettel verliert am Start Positionen und Frontflügel
  • Verstappen scheidet auf P2 mit Technik-Defekt aus
  • Vettel nach Aufholjagd auf P4
  • Starker Auftritt von Force India

Der Start: Die Spitze kommt gut weg, allerdings ist Vettel beim Anbremsen auf Kurve eins hinter Hamilton gefangen. Bottas schießt links vorbei, Verstappen rechts. Dabei berühren sich Verstappens linker Hinterreifen und Vettels Frontflügel. Der Ferrari-Frontflügel löst sich an der rechten Seite auf, doch Vettel fährt weiter.

Die Zwischenfälle: Unmittelbar nach dem Start kamen sich Romain Grosjean und Carlos Sainz in die Quere. Bei der Zufahrt auf T3 verhakten sich die beiden, Sainz drehte sich und räumte im Blindflug Felipe Massa ab. Für Sainz und Massa war das Rennen zu Ende, Grosjean konnte nach einem Boxenstopp weitermachen. Die zwei havarierten Fahrzeuge sorgten für eine Safety-Car-Phase.

Beim Restart löste sich Vettels Frontflügel dann komplett auf, trotzdem fuhr der Ferrari-Pilot zunächst weiter. Am Ende von Runde sechs dann aber das Einsehen: Vettel kam zum Nasenwechsel an die Box und zog sich bei der Gelegenheit gleich die Supersoft-Reifen auf. Allerdings kämpfte Vettel von nun an mit stumpfen Waffen: Der sich auflösende Frontflügel beschädigte offenbar Vettels Unterboden.

Verstappen, der nach seinem starken Start hinter Hamilton lag, konnte beim Restart sogar Druck auf den Mercedes ausüben, kam aber nicht vorbei. Mit starker Pace musste Verstappen nicht einmal abreißen lassen, ein technischer Defekt in Runde elf sorgte allerdings für das vorzeitige Ende für den Red-Bull-Piloten. Weil sein Bolide mit einer defekten Batterie mitten auf der Strecke liegen blieb, wurde für die Zeit der Bergung die Strecke unter Virtuelles Safety-Car gesetzt.

Die Punkteränge: Nach einer starken Aufholjagd kam Sebastian Vettel am Ende auf Rang vier ins Ziel, konnte in den letzten Runden noch an beiden Force India vorbeigehen. Sergio Perez wurde Fünfter, Esteban Ocon Sechster. Kimi Räikkönen kam nach einem durchwachsenen Rennen nur auf Rang sieben vor Renault-Pilot Nico Hülkenberg ins Ziel. Lance Stroll sicherte sich beim Heimrennen mit Rang neun seine ersten WM-Zähler. Immerhin einen Punkt darf Romain Grosjean aus Montreal mitnehmen.

Das sagen Hamilton, Bottas & Ricciardo zum Rennen

Lewis Hamilton: "Ich muss dem Team danken, das so hart gearbeitet hat. Großartig! Auch Valtteri hat fantastisch gearbeitet, zusammen haben wir super Punkte geholt. Ich bin überglücklich. Ich arbeite mit einem super Team zusammen, ich bur nur ein kleiner Teil in einer großen Kette. So kann es für den Rest der Saison weitergehen. "

Valtteri Bottas: "Das ist das dritte Podium für mich hier! Als Team haben wir das gebraucht, wir haben viele Punkte geholt. Ich bin nach Monaco beeindruckt, was das Team geleistet hat, um alles hinzubekommen - in nur zwei Wochen! Am Anfang war es hinter dem Red Bull schwierig. Lewis hat das Rennen kontrolliert, ich bin Rennen zu Ende gefahren und habe die Punkte mitgenommen."

Daniel Ricciardo: "Das einzige was heute Spaß gemacht hat, war die Zielflagge! Ich habe das ganze Rennen verteidigt, hatte viel Druck. Ich konnte mir keinen Fehler erlauben, die Konzentration war wichtig. Es ist super, auf dem Podium zu stehen, unglaublich!"

Der WM-Stand: Big Points für Lewis Hamilton! Der von Niki Lauda heraufbeschworene Ausfall war es zwar bei Vettel nicht, doch sein durchwachsenes Rennen bringt Hamilton in der Fahrerweltmeisterschaft ein ganzes Stück näher an den Deutschen. Von 25 Punkten schmolz der Vorsprung von Vettel auf Hamilton auf 12 Zähler. Durch den Doppelsieg ging Mercedes in der Konstrukteurswertung wieder an Ferrari vorbei. Mercedes führt nun mit 222 zu 214 Punkten.

Die Strategien: Die beiden Mercedes einsam an der Spitze konnten ihr eigenes Rennen fahren. Dabei splittete die Weltmeister-Mannschaft die Strategien. Bottas kam in Runde 24 und wechselte von Ultrasoft auf Soft, Hamilton wechselte in Runde 32 von Ulrasoft auf Supersoft. Beide fuhren mit der angestrebten Einstopp-Strategie durch.

Dahinter gab es ein paar Variationen. Auch Daniel Ricciardo setzte auf einen Stopp und ging auf Soft, die beiden Force India wechselten von Ulra- auf Supersoft. Lediglich Ferrari setzte bei den Top-Teams auf eine Zweistopp-Strategie. Bei Vettel musste Ferrari nach dem unplanmäßig frühen ersten Stopp noch ein zusätzliches Mal Reifen wechsel (Ultrasoft - Supersoft - Ultrasoft). Kimi Räikkönen kam ebenfalls früh zum ersten Reifenwechsel und musste deshalb noch ein zweites Mal stoppen.

Auf frischen Reifen konnten die beiden Ferrari-Piloten gegen Rennende noch einmal richtig angasen. Bei der Aufholjagd auf die beiden Force India verbremste sich Räikkönen, wodurch Vettel an seinem Teamkollegen vorbeiging. Während Vettel die Aufholjagd mit zwei Überholmanöver gegen Ocon und Perez vergolden konnte, hatte Räikkönen Probleme und konnte gerade so noch Platz sieben retten.

Kurios: Daniil Kvyats Toro Rosso blieb beim Vorstart stehen. Als das gesamte Feld schon unterwegs war, bekam auch Toro Rosso den Boliden wieder in Gang. Kvyat startete nachträglich in die Einführungsrunde und holte sich bis zur Startaufstellung Platz elf zurück - verboten, weil bis zur ersten Safety-Car-Linie schon alle Autos am Toro Rosso vorbei waren. Er hätte deshalb vom letzten Platz starten müssen. Die Rennleitung verhängte zunächst eine Durchfahrtsstrafe. Als Kvyat die absolviert hatte, revidierte man die Entscheidung. Das Reglement sieht nämlich eine 10-Sekunden Stop-and-Go-Strafe vor. Der Russe bekam deshalb zehn Sekunden zusätzlich.

Die Ausfälle: Am Ende waren die Strafen für Daniil Kvyat egal. Der Russe musste seinen Boliden letztendlich mit Motorenproblemen in der Boxengasse abstellen. Kurz vor Rennende gab es dann einmal mehr das gewohnte Bild: Fernando Alonso musste seinen McLaren-Honda mit Motorschaden abstellen. Besonders bitter: Alonso lag auf Platz zehn, hätte also die ersten Punkte für McLaren in dieser Saison geholt.

Das Wetter: Extrem windig. Nachdem das bisherige Wochenende recht angenehm war, zogen am Renntag fast orkanartige Böen auf. Mit 28 Grad Luft- und 39 Grad Streckentemperatur war es zudem etwas wärmer als an den Trainingstagen - was sich auch auf den Reifenverschleiß auswirkte.