In den vergangenen Jahren wurde der Formel 1 oftmals unterstellt, sie fordere die Fahrer vor allem physisch nicht mehr. Besonders im Rennen mit all den Faktoren wie Spritsparen, Reifenschonen und so weiter ging das Gefühl verloren, die Fahrer würden an ihre Grenzen gebracht werden. Die neuen Regeln sollten dies ändern. Die Erwartungen waren hoch, doch abgesehen von einigen Nackenproblemen berichteten die Fahrer in dieser Saison noch nicht über große Schwierigkeiten.

In Spanien war dies nun anders. Besonders Lewis Hamilton wirkte nach dem Rennen extrem fertig. Schon am Funk war eine gewisse Anstrengung zu hören. "Ich denke es war nur ein Ausdruck davon, wie hart er gepusht hat. Wenn du einem Auto so nah folgen musst und nicht die Pace oder die perfekten aerodynamischen Bedingungen hast, ist das schwierig. Er gab alles und das konnte man im Radio hören", meinte Toto Wolff.

Doch auch Hamilton selbst gab zu, dass er größere Probleme als sonst hatte - und zwar nicht mit dem Nacken. "Meinem Nacken geht es gut. Aber physisch - ich habe während des Rennens zwei Kilo verloren. Man trocknet extrem aus", sagte er. Zudem konnte er sich während des Rennens kaum ausruhen, während er sich auf die Jagd nach Sebastian Vettel machte. "Das Auto ist extrem schnell und es war schwer, mit ihm mitzuhalten", erklärte Hamilton die Mühen.

Auf der Jagd nach Sebastian Vettel kam Lewis Hamilton an seine körperlichen Grenzen, Foto: Sutton
Auf der Jagd nach Sebastian Vettel kam Lewis Hamilton an seine körperlichen Grenzen, Foto: Sutton

Problematisch wurde es für den Briten zusätzlich, weil er kein Trinken mit an Bord hatte. Seine Begründung: Er wollte Gewicht sparen. Interessant angesichts der Gerüchte zu Saisonbeginn, die Mercedes ein latentes Übergewicht unterstellten. Hinzu kam das besondere Layout des Kurses nahe Barcelona, auf dem die G-Kräfte besonders hoch sind durch die vielen schnellen Kurven. Auch die frühsommerlichen Temperaturen trugen ihren Teil dazu bei.

Für Hamilton war es selbst mit den neuen Autos eine neue Grenzerfahrung, zumindest in dieser Saison. Noch vor zwei Wochen fühlte sich das Rennen für ihn ganz anders an. "Ich denke, es hängt davon ab, welche Art Rennen man hat. In einigen Rennen geht es um Dinge wie Spritsparen, so etwa beim letzten Rennen. Ich konnte nicht pushen, das Auto hat überhitzt", blickt er auf den Russland GP zurück. "Aber hier war es von Kurve eins bis zum Schluss Vollgas. Gerade im ersten Stint habe ich alles gegeben, um an Sebastian dran zu bleiben", schilderte Hamilton.

Trinkdefizit nicht neu

Übrigens: In der Saison 2014 gab es bereits Diskussionen, ob Fahrer auf Trinkflaschen verzichten sollten. Adrian Sutil gab damals zu, lieber auf dem Trockenen zu sitzen. "Das System an sich ist schwer und das Gewicht der Trinkflasche kommt noch hinzu. Da kann man sicher ein Kilo einsparen, was sich direkt auf die Rundenzeit auswirkt", erklärte er damals gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Entgeistert ob dieses Vorgehens zeigte sich damals Jacques Villeneuve, der einen Verzicht nicht nachvollziehen konnte. "Das ist lächerlich! So etwas sollte nicht vorkommen", polterte er. "Im Rennen wäre das ein Fehler, denn es ist besser, zwei Kilo mehr Gewicht zu haben, als zur Rennmitte schon dehydriert zu sein. Denn dann fällt auch die Leistungsfähigkeit ab. Zwei Kilo an Gewicht sind vielleicht ein Zehntel pro Runde", sagte Villeneuve. In Barcelona fuhr Hamilton zumindest auch ohne flüssigen Nachschub zum Sieg.