Mit einer Bestzeit von 1:19.900 Minuten stieß Daniel Ricciardo zum ersten Mal bei den Pre-Season-Tests für Red Bull in die Sphären von Mercedes und Ferrari vor. Der Australier zeigte sich mit gewonnen Erkenntnissen sowie dem bisherigen Fortschritt mit dem RB13 zufrieden. In Sachen Pace erwartet er jedoch keine Quantensprünge mehr. Williams fürchtet der Australier hingegen als möglichen Konkurrenten.

"Im Moment gibt es kein großes Geheimnis. Es ist nicht so, dass wir noch zwei Sekunden in der Hinterhand haben", schraubt Ricciardo die Erwartungen nach Platz zwei am Dienstag in Barcelona erst einmal herunter. Red Bull gab sich in der ersten Testwoche noch sehr bedeckt, verzichtete komplett auf den Einsatz der beiden weichsten Reifenmischungen und drängelte sich im Zeitentableau nicht mit schnellen Rundenzeiten in den Vordergrund. Mit der ersten Rundenzeit unterhalb der 1:20-Minuten-Marke holte Ricciardo dies am ersten Testtag der zweiten Woche jedoch nach.

"Wir haben natürlich schon das Gefühl, dass wir noch mehr aus dem Auto herausholen können", erwartet der 28-Jährige dennoch einen Sprung bei der Performance. Gleichzeitig geht er aber davon aus, dass auch die Gegner noch nicht alles aus ihren neuen Boliden herausgeholt haben. "Ich denke, das kann jeder", fügt er an und äußert im selben Atemzug sogleich, bei welchem Konkurrenten er bisher ungezeigtes Potential am meisten fürchten würde: "Nur Williams hoffentlich nicht. Ich hoffe, das heute war schon ihr Bestes."

Ricciardo erwartet zwar keine Quantensprünge, doch im RB13 steckt trotzdem noch mehr Potential, Foto: Sutton
Ricciardo erwartet zwar keine Quantensprünge, doch im RB13 steckt trotzdem noch mehr Potential, Foto: Sutton

Williams als Gefahr für die Top-Teams?

Dem Red-Bull-Piloten war offenbar nicht entgangen war, dass statt einem Silberpfeil oder einem Ferrari der Williams von Felipe Massa im Zeitentableau vor ihm gelandet war. Der Privatrennstall aus Grove war in der ersten Trainingswoche aufgrund der Unfälle von Rookie Lance Stroll nicht auf allzu viele Runden gekommen, zeigte jedoch wann immer es lief mit guten Rundenzeiten auf. Ricciardo hat den Underdog bereits auf dem Radar.

"Ferrari sieht definitiv schnell aus, aber ich bin sicher, dass auch Mercedes sehr schnell sein wird. Selbst Williams, die letzte Woche nicht viel gefahren sind und da schon gut aussahen, haben das heute nochmal gezeigt. Es sieht sehr interessant aus, Melbourne wird spannend", ist er sich sicher. Die Position seines Teams kann er allerdings noch nicht einordnen: "Ich bin mir nicht sicher, ob wir jetzt schon auf Mercedes - oder Ferrari-Level sind. Aber wir sind auf dem Weg."

Supersoft am Red Bull langsamer als Soft

Am Vormittag drehte Ricciardo erstmals einige Shortruns auf den Super- und Ultrasoft-Reifen, um erste Erfahrungen auf den weichsten der fünf Reifenmischungen zu sammeln. "Wir waren dazu in der Lage, ein paar bessere Performance-Runs zu machen. Meine beste Rundenzeit war auf dem Ultrasoft - aber der war nicht viel schneller als der Soft", zog er den Vergleich mit der Reifenmischung, auf der er bei den Tests bisher die meisten Runden abspulte.

Die schnellste Runde auf dem Ultrasoft war aber dennoch mehr als nur Kosmetik. "Es war definitiv gut, jetzt mal ein paar niedrigere Rundenzeiten reinzuhauen. Daraus haben wir sicherlich etwas gelernt: Der Soft war wohl der Reifen, aus dem wir am meisten herausholen konnten", so die Erkenntnis des Australiers, der von der eine Nummer weicheren Mischung nicht überzeugt war: "Auf dem Supersoft waren wir sogar langsamer."

Ricciardo: Vorbereitungen auf den ersten Wintertest in Barcelona (02:09 Min.)

Ricciardo: 2017 mindestens 19 'shoeys'

Während bei Renault am Vormittag ein Motorwechsel notwendig war und auch das Schwesterteam Toro Rosso in der ersten Testwoche mehrmals Probleme mit den französischen Power Units hatte, gab es laut Ricciardo bei Red Bull keinerlei Ungereimtheiten mit dem Antrieb: "Das was wir an Streckenzeit verpasst haben, hatte nichts mit dem Motor zu tun. Hoffentlich bleibt das auch so." Angesichts dessen fällt es ihm auch nicht schwer, den gebeutelten Konkurrenten gut zuzusprechen: "Ich würde es positiv sehen. Lieber jetzt die Probleme, als später."

Was Ricciardo im Jahr 2017 ebenfalls beizubehalten hofft, ist sein 'shoey'-Ritual auf dem Podium. Er will dabei allerdings etwas weniger inflationär zu Werke gehen, als noch letztes Jahr, wo er bei wirklich jeder Gelegenheit einen Schluck aus dem Schuh servierte: "Ich werde sie wahrscheinlich nur noch machen, wenn ich gewinne. Also ich hoffe, so mindestens 19 Mal. Das wäre gut." Wie Motorsport-Magazin.com am Rande des heutigen Testtages übrigens erfahren hat, will Red Bull am kommenden Wochenende nach Abschluss der Tests zwei Filmtage auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya abhalten.