McLarens neue Führungsetage hat in den vergangenen Monaten keinen Stein auf dem anderen gelassen. Nachdem im November des letzten Jahres Ron Dennis nach 35 Jahren als Oberhaupt des Teams entmachtet wurde, machen sich Zak Brown und seine Männer daran, ihre Vorstellungen eines modernen Formel-1-Teams in McLaren zu verwirklichen. Das Erbe des großen Anführers Dennis verblasst dabei zunehmend. Egal wie lange McLaren noch in der Formel 1 starten wird und völlig unerheblich, welche Erfolge das Team in Zukunft einfahren wird: Die Ära Ron Dennis scheint ein für alle Mal beendet. Doch die britische Teamchef-Legende ist längst nicht das einzige Teamoberhaupt in der Geschichte des Sports, dessen Lebenswerk nicht für die Ewigkeit bestimmt war.

Colin Chapman - Der Inbegriff des 'Garagista'

Die Boliden aus der Feder Colin Chapmans waren schnell und gefährlich, Foto: Sutton
Die Boliden aus der Feder Colin Chapmans waren schnell und gefährlich, Foto: Sutton

Sieben Konstrukteurs- und sechs Fahrerweltmeisterschaften: Das ist die Erfolgsbilanz, mit der sich das Team Lotus zwischen 1958 und 1994 in den Geschichtsbüchern der Formel 1 verewigte. Wirklich erfolgreich war der Rennstall jedoch nur in den Jahren, als Gründer und Konstrukteurs-Genie Colin Chapman an der Spitze des Teams stand. Der 1982 an einem Herzinfarkt verstorbene Brite machte sich Ende der 1950er Jahre auf, um es von seiner Garage in Hornsey aus mit den großen Werken aus Italien, Frankreich & Co. aufzunehmen.

Schon 1963 folgte in den Händen Jim Clarks der erste WM-Titel. Die Erfolge der unter bescheidenen Verhältnissen gebauten Boliden stießen elitären Industriellen wie dem legendären Enzo Ferrari sauer auf, weshalb er seine britische Konkurrenz abfällig als 'Garagistas' bezeichnete - was wohl am besten mit dem in unserem Sprachgebrauch üblichen Begriff des Schraubers zu vergleichen ist.

Lotus blieb 1994 das einzige Mal in seiner Geschichte punktelos, Foto: Sutton
Lotus blieb 1994 das einzige Mal in seiner Geschichte punktelos, Foto: Sutton

Chapman zeichnete sich stets durch äußerst Innovative und mutige Konzepte aus, welche das Team in den 1960er und 1970er Jahren über weite Strecken zum Klassenprimus machten. Die Liste namhafter Piloten ist lang: Graham Hill, Jim Clark, Jochen Rindt, Emerson Fittipaldi - sie und noch viele andere stiegen für Chapman ins Cockpit und kamen durch die von ihm konzipierten Fahrzeuge zu Ruhm und Ehre. Doch mit dem Tod des Gründers begann der Absturz des Teams. Sein Nachfolger Peter Warr schaffte es noch wenige Jahre, das Team in Tuchfühlung mit der Weltspitze zu halten.

Nach der Saison 1987, in welcher Ayrton Senna mit einem Honda-Turbo im Heck in Detroit den letzten Sieg für Lotus einfuhr, rutschte die Mannschaft in die Untiefen des Mittelfeldes ab. Das Ende der Turbo-Ära zwang das Team zu Motorenlieferanten wie Judd oder Lamborghini, mit denen kein Blumentopf zu gewinnen war. Ohne Erfolge und ausreichend Sponsoren musste der schwer verschuldete Rennstall Ende 1994 für immer seine Pforten schließen.

Ken Tyrrell - Siege aus der Holzfabrik

Ken Tyrrell eroberte von einer Scheune in England aus die Formel 1, Foto: Phipps/Sutton
Ken Tyrrell eroberte von einer Scheune in England aus die Formel 1, Foto: Phipps/Sutton

Eine Dekade nach Chapman machte sich der nächste 'Garagista' auf den Weg, die Formel 1 zu erobern. Ken Tyrrell hatte angesichts ausbleibender Erfolge als Pilot Ende der 1950er Jahre seinen Helm an den Nagel gehangen und sein eigenes Rennteam gegründet - in den Hallen der Holzfabrik seiner Eltern. Tyrrell zeigte früh seinen Spürsinn für große Talente. Er war es, der 1963 einem gewissen Jackie Stewart einen Test und in Folge dessen auch ein Renncockpit in einem seiner Formel-3-Boliden anbot. 1968 folgte schließlich der Einstieg in die Formel 1.

Mit einem von Ford-Motoren befeuerten Matra-Chassis und Stewart als Speerspitze. Bereits im ersten Jahr gelangen dem Gespann drei Siege und die Vizeweltmeisterschaft. Tyrrell setzte bis einschließlich 1970 auf Fremdchassis von Matra und March, womit der erste WM-Titel im Jahr 1969 nicht mit einem eigens konstruierten Boliden errungen wurde.

Tyrrell verschwand Ende 1998 sang- und klanglos aus der Formel 1, Foto: Sutton
Tyrrell verschwand Ende 1998 sang- und klanglos aus der Formel 1, Foto: Sutton

Die in der Holzfabrik im britischen Ockham konzipierten Boliden standen dem jedoch in nichts nach. Zwischen 1971 und 1974 zählte Tyrrell weiterhin zu den Top-Teams der Formel 1 und holte zwei weitere WM-Titel und insgesamt 18 Grand-Prix-Siege. Mit unkonventionellen und gewagten Konzepten erregten die Boliden des Teams immer wieder Aufsehen, wie etwa der sechsrädrige P34 von 1976 oder der Tyrrell 018 von 1990, der als erstes F1-Auto über eine angehobene Nase verfügte. An die Erfolge der Anfangsjahre konnte das Team jedoch nie wieder anknüpfen.

Den letzten Sieg fuhr Michele Alboreto beim Saisonfinale 1982 ein. Vereinzelte Podestplätze blieben danach das höchste der Gefühle. Mit Piloten wie Stefan Bellof, Martin Brundle und Jean Alesi bewies Tyrrell zwar weiterhin seinen guten Riecher für talentierten Nachwuchs, doch die Turbo-Ära besiegelte den langsamen Untergang des Teams. In den 1990er Jahren war man zunehmend auf Paydriver angewiesen und Tyrrell, der 2001 an Krebs verstarb, veräußerte seinen mittlerweile zu einem Hinterbänkler verkommenen Rennstall im Jahr 1998 an das Großprojekt von British American Racing.

Jack Brabham - Teamchef und Pilot in Personalunion

Als Weltmeister-Konstrukteur und -Pilot ist Jack Brabham eine bis heute einmalige Erscheinung in der Königsklasse, Foto: Sutton
Als Weltmeister-Konstrukteur und -Pilot ist Jack Brabham eine bis heute einmalige Erscheinung in der Königsklasse, Foto: Sutton

Als Jack Brabham 1955 von Australien aus nach Europa übersiedelte, um sein Glück in der Formel 1 zu versuchen, hatte der gelernte Flugzeugmechaniker bereits einige Jahre als Fahrzeugkonstrukteur in seiner Heimat auf dem Buckel. Der Rennfahrer Brabham war für Cooper mit zwei WM-Titeln 1959 und 1960 sofort erfolgreich. Außerdem war er bei Cooper stets eine treibende Kraft in Sachen Fahrzeugentwicklung - doch die Ingenieure bei seinem Arbeitgeber ließen ihm dabei nicht gänzlich freie Hand. Überzeugt davon, es besser machen zu können, holte er 1960 seinen Geschäftspartner Ron Tauranac nach Europa, mit dem er in Übersee zuvor bereits sein eigenes Team betrieben hatte.

Nachdem das Gespann zunächst Kundenfahrzeuge für kleinere Rennklassen entwickelt hatte, wagte es 1962 den Sprung in die Königsklasse. Bereits 1964 gelangen Dan Gurney am Steuer des Brabham BT7 zwei Grand-Prix-Siege. Zwei Jahre später errang Brabham als bisher einziger Pilot seines eigenen Teams die Weltmeisterschaft. Im Folgejahr holte Denny Hulme den zweiten WM-Titel für das Team. In den Jahren darauf waren die Boliden weiterhin schnell, doch die Experimentierfreudigkeit des Konstrukteurs Brabham schlug sich in einer katastrophalen Zuverlässigkeit nieder.

Der spätere Weltmeister Damon Hill konnte sich 1992 als Debütant im Brabham nur drei Mal qualifizieren, Foto: Sutton
Der spätere Weltmeister Damon Hill konnte sich 1992 als Debütant im Brabham nur drei Mal qualifizieren, Foto: Sutton

Ende 1969 zog sich Brabham aus einem eigenen Team zurück und verkaufte seine Anteile an Tauranac. Dieser verkaufte die Firma 1971 für 100.000 britische Pfund an Bernie Ecclestone. Der strukturierte das Team in den Folgejahren massiv um. Nach einer Durststrecke und einer WM-Niederlage gegen Ferrari, entschied Ecclestone Ford als Motorenlieferant abzusägen und zu Alfa Romeo zu wechseln. 1978 konnte Lauda damit zwei Siege einfahren, unter anderem in Schweden mit dem berüchtigten Fan Car.

Die Ehe mit Alfa scheiterte jedoch und das Team kehrte zu Ford-Aggregaten zurück, woraufhin Nelson Piquet 1981 die WM gewann. Für die Turbo-Ära tat sich Brabham mit BMW zusammen und konnte mit Piquet einen weiteren Weltmeistertitel feiern. Ab 1984 ging es jedoch sukzessive rückwärts und Ecclestone verkaufte das Team Ende 1988. Eine Entscheidung, die den Niedergang Brabhams besiegelte. Nach mehreren Weiterverkäufen finanziell ausgebrannt, bestritt die Mannschaft 1992 ihre letzte Saison. Nachdem sich die Autos in den ersten elf Rennen nur drei Mal qualifizieren konnten, war nach dem Ungarn-GP endgültig Schluss.