Lange Zeit galt der Gewinn der 2005 gegründeten GP2-Meisterschaft als Garantie für den direkten Aufstieg in die Formel 1. Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Nico Hülkenberg, Pastor Maldonado und Romain Grosjean schafften in der Saison nach ihrem Titelgewinn den Sprung in die Königsklasse des Motorsports.

Seit 2012 stockt die Nachwuchsmaschinerie jedoch. Jolyon Palmer, Champion von 2014, stieg erst mit einem Jahr Verspätung zur gerade beendeten Saison zu Renault in die Formel 1 auf, selbiges gilt auch Stoffel Vandoorne, der 2015 GP2-Meister wurde und 2017 für McLaren antreten wird. Für Fabio Leimer und Davide Valsecchi blieb die Türe hingegen verschlossen.

Die GP2-Champions und ihr Werdegang:

JahrMeisterSerie nach Meister-SaisonFormel-1-Debüt
2005Nico RosbergFormel 12006
2006Lewis HamiltonFormel 12007
2007Timo GlockFormel 12004 (4 Rennen) / 2008 (ganze Saison)
2008Giorgio PantanoSuper League Formula2004
2009Nico HülkenbergFormel 12010
2010Pastor MaldoadoFormel 12011
2011Romain GrosjeanFormel 12009 (7 Rennen) / 2012 (ganze Saison)
2012Davide ValsecchiFormel-1-Testfahrer-
2013Fabio LeimerWEC-
2014Jolyon PalmerFormel-1-Testfahrer2016
2015Stoffel VandoorneSuper Formula2016 (1 Rennen) / 2017 (ganze Saison)
2016Pierre Gasly?-

Red Bull hat keinen Platz für Gasly

Der nächste Pilot, der sich in diese Liste einreiht, ist Pierre Gasly. Der 20-jährige Franzose entschied die GP2 in der abgelaufenen Saison für sich, wird 2017 aber nicht in der Formel 1 engagiert sein. Dabei sind Gaslys Voraussetzungen optimal, schließlich gehört er dem Red-Bull-Nachwuchsteam an und könnte damit in die Fußstapfen von Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo und Max Verstappen treten.

Pierre Gasly bei Testfahrten für Red Bull Racing, Foto: Sutton
Pierre Gasly bei Testfahrten für Red Bull Racing, Foto: Sutton

Außerdem ist Gasly beileibe kein unbeschriebenes Blatt, was die Fahren eines Formel-1-Boliden betrifft. Sowohl 2015 als auch 2016 absolvierte er Testfahrten für Red Bull und Toro Rosso, insgesamt saß Gasly für 2.581 Kilometer im Cockpit.

Doch bei Red Bull gibt es momentan keinen Platz für Gasly. Red Bull Racing, wo Ricciardo und Verstappen gesetzt sind, kommt ohnehin nicht in Frage, und auch bei Toro Rosso vertraut man mit Carlos Sainz und Daniil Kvyat 2017 auf bewährte Kräfte. Dabei galt Gasly lange Zeit als designierter Nachfolger des in der Kritik stehenden Kvyat, letztlich entschied sich Red Bull allerdings dazu, dem Russen noch eine weitere Chancen zu geben.

Über Japan in Kvyats Cockpit?

"Gasly hat dieses Jahr einen tollen Job gemacht, um die GP2-Meisterschaft zu gewinnen", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Momentan gibt es keinen freien Platz in der Formel 1, aber er ist das dienstälteste Mitglied des Junior-Teams und bleibt auch bei uns, weil wir extrem viel von ihm halten. Was auch immer die Zukunft bereithält, die Formel 1 kann ein Teil davon sein."

Wie sehen nun Gaslys Zukunftsperspektiven aus? Zuletzt wurde der Franzose mit einem Wechsel in die japanische Super Formula in Verbindung gebracht, um weitere Erfahrung zu sammeln. Damit würde Gasly denselben Weg wie Stoffel Vandoorne beschreiten, der 2016 ebenfalls in Japan am Start war, ehe er von McLaren zum Nachfolger von Jenson Button berufen wurde.

Ganz auszuschließen ist ein Debüts Gaslys in der Formel 1 2017 dennoch nicht. Die beständigen Gerüchte, wonach er Kvyat bei Toro Rosso beerben soll, kommen nicht von ungefähr. Legt der Russe einen schwachen Saisonstart hin, ist es durchaus denkbar, dass Toro Rosso die Reißleine zieht und ihn gegen Gasly austauscht. Damit käme es zu einem Déjà-Vu für Kvyat, der in dieser Saison nach vier Rennen sein Red-Bull-Cockpit an Max Verstappen abtreten musste.

Prost, Laffite, Alesi, Panis... und Gasly?

Was auch immer 2017 passiert, definitiv in der Formel 1 am Start sein will Gasly 2018. Dann nämlich feiert der Große Preis von Frankreich nach zehnjähriger Pause sein Comeback im Rennkalender. 71 Franzosen waren bislang in der Königsklasse am Start - Gasly will der 72. sein und bei seinem Heimrennen auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet im Grid stehen.

Olivier Panis gewann 1996 in Monaco als letzter Franzose in der Formel 1, Foto: Sutton
Olivier Panis gewann 1996 in Monaco als letzter Franzose in der Formel 1, Foto: Sutton

"Ich habe viele gute Vorbilder, die mich motivieren", möchte Gasly seinen Landsleuten Alain Prost, Jean Alesi und Jacques Laffite nacheifern, die allesamt in der Formel 1 Siege feierten. "Ich gebe jeden Tag 100 Prozent und bin bereit, all meine Zeit und Energie aufzuwenden, um in die Formel 1 zu kommen - das ist mein Lebensziel."

Als bis dato letzter Franzose gewann Olivier Panis 1996 einen Grand Prix. Völlig überraschend sicherte sich der damalige Ligier-Pilot in Monaco den Sieg, als aufgrund einer wahren Ausfallorgie gerade einmal vier Autos in die Wertung kamen. "Olivier ist ein guter Freund, es wäre eine Ehre, in seine Fußstapfen zu treten", meint Gasly, der noch einmal unterstreicht: "Ich werde mein Äußerstes geben, um 2018 in der Startaufstellung der Formel 1 zu sein. Das wird ein sehr spezieller Moment."