Mitten in der Saison bekam Daniel Ricciardo einen neuen Teamkollegen. Nach einer unbedachten Aktion von Daniil Kvyat in Russland wurde Max Verstappen kurzfristig zum Red-Bull-Piloten befördert und machte Daniel Ricciardo direkt enorme Konkurrenz. Nach dem Sieg bei seinem Top-Team-Debüt in Barcelona schien es so, als würde er seinem Teamkollegen bereits den Rang ablaufen können. Doch wer von beiden ist der bessere Fahrer? Motorsport-Magazin.com analysiert.

Punktevergleich 2016

NamePunkte seit SpanienPunkte in der SaisonWM-Position
Daniel Ricciardo1762123
Max Verstappen1521655

Nach seinem Einstieg bei Red Bull hat Max Verstappen durch seinen Sieg in Spanien beeindruckt. Dabei war Daniel Ricciardo eigentlich der schnelle Pilot auf dem Circuit de Catalunya, lediglich die Strategie machte den Unterschied. Dann folgte für den Australier ein enttäuschendes Wochenende in Monaco, als das Team den Sieg verspielte, weil die Reifen für den Boxenstopp nicht bereit lagen und das Formtief begann.

Doch Ricciardo wäre nicht Ricciardo, wenn er sich aus diesem Formtief nicht erholt hätte. Schon vor der Sommerpause erreichte er 27-Jährige wieder das Podium. Wirklich zurück meldete sich der Red-Bull-Pilot dann aber mit dem Sieg in Malaysia, wo er an alle auf dem Podium, inklusive seines Teamchefs Christian Horner, zur Feier seinen mit Sekt gefüllten Schuh reichte. Doch was unterscheidet die beiden Piloten?

Speed

Im Bezug auf die Pace haben beide Piloten sich bereits ausgezeichnet. In knapp drei Saisons bei Red Bull sammelte Daniel Ricciardo vier Siege und zwölf weitere Podestplätze. Max Verstappen hat in 13 Rennen immerhin einen Sieg und fünf weitere Podiumsbesuche zu verbuchen. An fehlender Pace mangelt es daher beiden Piloten nicht.

Charakter

Beim Charakter unterscheiden sich die Piloten allerdings grundlegend. Daniel Ricciardo versucht immer, sich über die reine Pace Respekt zu verschaffen und weiß ganz genau, wann er den Kampf mit einem Gegner verloren hat. Zwar gibt er in jedem Duell sein Bestes und ist ein harter Gegner, doch dass er unfair ist, musste sich der Australier noch nie anhören.

Bei seinem ersten Rennen für Red Bull siegte Verstappen auf anhieb, Foto: Sutton
Bei seinem ersten Rennen für Red Bull siegte Verstappen auf anhieb, Foto: Sutton

Max Verstappen ist noch deutlich ungestümer. Ob es daran liegt, dass er sich noch beweisen will oder daran, dass es noch so jung ist und viel zu lernen hat, das weiß wohl keiner. Klar ist aber, dass er sich bereits bei einigen Piloten unbeliebt gemacht hat. Seine harte Fahrweise und dabei besonders seine Verteidigung in der Anbremszone sind schon so manchem Fahrer sauer aufgestoßen.

Insbesondere Kimi Räikkönen war nach dem Rennen in Spa aufgebracht über die Fahrweise des Niederländers. Einmal fuhr Verstappen seinem Konkurrenten auf der Geraden vor die Nase, sodass dieser lupfen musste. Einmal drängte er ihn von der Strecke. Harte Manöver, die nicht bestraft wurden, aber die nicht jeder Steward unbestraft lässt. In Japan entging er nur einem Protest, weil er und Lewis Hamilton die Strecke schon verlassen hatten und Mercedes noch den Abend ein Ergebnis haben wollten.

Chancen

Sowohl Max Verstappen als auch Daniel Ricciardo sind gut darin, ihre Chancen im Rennen umzusetzen. Wann immer sich eine Möglichkeit bietet, ist immer mindestens einer von ihnen da. Die besten Beispiele sind da Spanien und Malaysia, wo Mercedes patzte und sich Siegmöglichkeiten boten. Die Siege teilten sich die Teamkollegen. In Spanien hatte Verstappen die bessere Strategie, in Malaysia war Daniel Ricciardo in der besseren Position, weil er mit einer anderen Taktik unterwegs war und Verstappen im direkten Zweikampf nicht nachgab.

Zukunft

Die Zukunftsaussichten der beiden Piloten sind ein ganz anderes Thema. Max Verstappen ist erst 19 Jahre jung und hat noch eine lange Zeit in der Königsklasse vor sich, zumindest, wenn er lernt, sein Potenzial noch besser zu nutzen und auch mal im richtigen Moment nachzugeben, statt immer nur dagegen zu halten, denn irgendwann kann es zu einem schweren Unfall kommen, wenn er mal einen ähnlich sturen Gegner im Zweikampf hat. Und ob das seiner Karriere förderlich ist, ist zu bezweifeln. Bei Red Bull ist er auf jeden Fall in einer guten Position, ein zukünftiger Formel-1-Weltmeister zu werden.

Daniel Ricciardo ist satte acht Jahre älter als sein niederländischer Teamkollege. Allerdings kam der Australier nicht so jung in die Königsklasse und hatte kein Red Bull Team als Förderer im Nacken. Erst nach seiner ersten Saison, die er im Alter von 21 Jahren bestritt, kam er in den Jugendkader der roten Bullen und schnell wurde klar, wie viel Talent in ihm steckt. Auch er hat Weltmeisterpotenzial, zumindest wenn das Auto es erlaubt, aber mit Verstappen hat er einen harten Gegner bei Red Bull.

Bewertung

NameSpeedCharakterChancenZukunftGesamt
Daniel Ricciardo11231,75
Max Verstappen14212

Fazit:

Red Bull hat aktuell zwei Spitzenfahrer im Kader, die beide ihre Vorzüge haben. Ricciardo ist der deutlich besonnenere, während bei Verstappen ein schier unendliches Zukunftspotenzial besteht. Nicht ohne Grund wurde der Niederländer als Jahrhunderttalent bezeichnet. Sein Charakter und seine Art sich zu Verteidigen könnten ihm jedoch bei einer großartigen Karriere im Weg stehen.