Die Formel 1 macht Sommerpause. Genau der richtige Zeitpunkt für Motorsport-Magazin.com, um eine Bilanz zur bisherigen Saison zu ziehen. Nach 12 von 21 Rennen schauen wir, wie sich die Teams geschlagen haben. Williams hatte erneut große Hoffnungen an die Saison, die sich jedoch nicht erfüllen. Mit nur einem Podestplatz in zwölf Rennen ist das Team aus Grove alles andere als zufrieden.

  • Boxenschwäche zu Boxenstärke gewandelt
  • Massa mit Qualifikationsschwäche
  • Leistungsdefizit trotz Mercedes-Motor
  • Aerodynamik größte Schwachstelle

Das Auto:

Der Williams FW38 hat eine große Stärke: Den Mercedes-Motor im Heck. Dass der in der nunmehr dritten Saison mit den Hybrid-Aggregaten nicht mehr ausreichend ist, um einen Platz in den Top-3 garantiert zu haben, musste Williams schmerzvoll feststellen. Ebenso musste das Team aus Grove sich erneut eingestehen, dass die Aerodynamik des Autos nicht gut genug ist. Besonders im Regen wird der eklatante Abtriebsnachteil bei Williams deutlich. Besonders extrem fielen daher die Rennen in Monaco und in Großbritannien auf, wo Williams insgesamt gerade einmal einen Punkt holen konnte.

Der fehlende Abtrieb führt auch dazu, dass das Team mit den Reifen nicht so gut zurecht kommt, wie die Konkurrenz. Das zeigt sich sowohl in der Qualifikation, da das Team da manchmal die Reifen nicht rechtzeitig ins Temperaturfenster bringt und auch im Rennen, wo die Reifen schneller abbauen und auch nicht den optimalen Grip liefern. Die Aerodynamik ist also weiterhin eine große Baustelle bei Williams. Immerhin die Konstanz hat das Team bisher nicht im Stich gelassen. Ein Rennen schied das Team durch ein technisches Problem aus, weil das Auto von Felipe Massa überhitzte. Der einzige andere Ausfall war die Folge einer Kollision.

20152016
Punkte zur Pause (2016 zwei Rennen mehr) 151 96
Punkte/Rennen zur Pause 15,1 8
Bestes Ergebnis 3 3
WM-Position zur Pause 3 4
WM-Position am Ende 3
Siege zur Halbzeit 0 0
Podien zur Halbzeit 2 1

Die Fahrer:

Valtteri Bottas ist in dieser Saison bisher der stärkere Fahrer. Das Qualifikationsduell hat er mit 10:2 klar für sich entschieden und auch im Rennen erreicht er das Ziel im Durchschnitt eine Position besser als sein Teamkollege. Nur zweimal erreichte der Finne das Ziel nicht in den Punkterängen und das waren die Rennen, die dem Boliden wegen des fehlenden Abtriebs nicht liegen sowieso nicht gut lagen. In Monaco wurde er 12. und in Silverstone erreichte er das Ziel auf Rang 14.

In Kanada zeigte Bottas dafür auf einem Kurs, die dem Auto liegt, seine ganze Klasse. Nachdem es in der Qualifikation nur zum siebten Platz reichte, fuhr der Finne ein grandioses Rennen und erreichte das Ziel auf der dritten Position. Damit holte er die einzige Podestplatzierung für Williams vor der Sommerpause. Auch dadurch hat er, was die Punkte betrifft, einen Vorsprung von 20 Zählern auf Massa.

Für Felipe Massa hätte die Saison kaum besser beginnen können. In den ersten drei Läufen hatte er seinen Teamkollegen im Griff und fuhr, trotz teils schlechterer Startpositionen vor Bottas ins Ziel. Doch dann wendete sich das Blatt und seit Kanada scheint der Brasilianer vom Pech verfolgt. Wegen eines überhitzenden Motors musste das Rennen vorzeitig aufgeben, während sein Teamkollege auf das Podium fuhr.

In Europa folgte dann seine bisher letzte Punkteplatzierung der Saison. Danach musste Massa den Österreich GP vorzeitig wegen Bremsproblemen beenden, wurde aber noch gewertet, bevor er auch in Silverstone und Ungarn außerhalb der Punkteränge blieb, nur um dann in Deutschland bei einer Kollision mit Jolyon Palmer einen Schaden zu erleiden, der ihn auch dieses Rennen kostet.

Valtteri Bottas Felipe Massa
Punkte 58 38
WM-Position 7 9
Quali-Duell 10 2
Durchschnittliche Startposition 7,17 (o. Strafen)
7,58 (m. Strafen)
10,17 (o. Strafen)
10,17 (m. Strafen)

Das Team:

Die Williams-Crew hat zu dieser Saison die größten Fortschritte gemacht. Im letzten Jahr zählten die Boxenstopps beim Team aus Grove zu den langsamsten im Feld und es verging beinahe kein Rennen ohne eine Panne. In diesem Jahr wirkt die Crew wie ausgewechselt, das Training über den Winter hat sich also ausgezahlt. In den bisherigen zwölf Rennen absolvierte Williams zehn Mal den schnellsten Reifenwechsel und leistete sich keine größeren Fehler mehr.

Der Rest des Teams ist unverändert zur letzten Saison. Sir Frank Williams legt sein Vertrauen in Konstanz. Deshalb sind mit Pat Symonds als Technikdirektor, Rob Smedley als Verantwortlichem für die Performance, Jakob Andreasen als Chefingenieur und Claire Williams als stellvertretende Teamchefin die wichtigsten Rollen mit bekannten Namen besetzt.

Ausblick 2. Hälfte:

Noch steht Williams auf dem vierten Platz der Konstrukteurswertung, doch seit dem Podium in Kanada hat Force India massiv nachgelegt. In den letzten fünf Rennen sammelten Sergio Perez und Nico Hülkenberg 24 Zähler mehr und haben den Rückstand auf 15 Punkte reduzieren können. Für Williams wird es also eine große Herausforderung, Force India auf Abstand zu halten. Dennoch wird Williams den Fokus trotzdem bereits eher auf 2017 legen, da auch der vierte Platz nicht das ist, wo Williams eigentlich sein will.

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Meinungen zur ersten Williams-Hälfte

Motorsport-Magazin.com meint:
Konstanz kann wichtig sein, aber dafür muss es auch voran gehen. Selbst Teams wie Ferrari mussten sich zuletzt eingestehen, dass das gleiche Team so nicht weiterkommt und hat komplett umgekrempelt. Seine beste Hybrid-Saison hatte Williams 2014, als die Mercedes-Power-Unit noch um Welten überlegen war und davon zehrt Williams auch heute noch. Valtteri Bottas und Felipe Massa halten als starke Fahrer den Schaden noch in Grenzen und liefern trotz seit der Aerodynamik-Nachteile immer noch gute Rennen ab. Wenn sich nichts mehr ändert, wird Williams es wirklich schwer haben.