Die Stimmung bei Haas ist gut. Der Wunsch, zum Saisonauftakt zu punkten, konnte erfüllt werden. Doch für den Bahrain GP und die folgenden Rennen sind weitere Zähler nicht fest eingeplant. Das Team kennt sein Auto und die damit zusammenhängenden Abläufe noch nicht ausreichend, um realistische Prognosen anzustellen - von noch besseren Platzierungen ganz zu schweigen. Insofern ist das Rennen am Persischen Golf auch eine Art zusätzliche Testfahrt.

Das letzte Rennen: Starker Auftakt

Haas konnte mit dem Premieren-Rennen hochzufrieden sein. Als erster F1-Neuling seit 2002 holte das Team Punkte, Romain Grosjean wurde Sechster. "Es fühlt sich für uns wie ein Sieg an", hatte der Franzose nach dem Zieleinlauf gejubelt. Da ließ sich auch der Ausfall von Gutierrez verschmerzen. Der Mexikaner war in den Horror-Unfall von Fernando Alonso verwickelt, blieb aber ebenso wie der Spanier unverletzt. Zudem erwies sich die Leistung des Autos als konkurrenzfähig, was den Rennstall für die nächsten Rennen zunächst einmal zuversichtlich stimmen dürfte.

Die Neuerungen: Wiederherstellung statt Verbesserung

Mehr als mögliche Neuerungen für Bahrain beschäftigt Teamchef Günther Steiner die Frage, wie er das Auto von Esteban Gutierrez nach dem Australien GP wieder in Gang setzt. Der Bolide des 24-Jährigen wurde beim Crash mit Alonso zwar nicht so stark zerstört wie dessen McLaren, die Beschädigungen waren allerdings auch bei ihm zu groß, um weiterzufahren. "Einige Teile, zum Beispiel das Chassis, wurden nach Europa geschickt, um dort untersucht und repariert zu werden, weil wir das in Bahrain nicht machen können. Wir haben genug Ersatzteile, um ein zweites Chassis zu bauen, das wird dort zum Einsatz kommen", erklärte Steiner.

Die Erwartungen: Ungewisse Zuverlässigkeit

Auf der Strecke in Sakhir mit ihren vielen langen Geraden zählt vor allem die Power der Autos. In dieser Hinsicht sahen Gutierrez und Grosjean bislang zumindest für das Mittelfeld wettbewerbsfähig aus. Andererseits fordert der Kurs die Technik und dabei vor allem die Bremsen überdurchschnittlich stark. Das könnte spätestens gegen Ende des Rennens für das Team zum Problem werden, denn in Sachen Zuverlässigkeit konnte sich Haas bislang noch nicht wirklich beweisen.

Bei den Testfahrten absolvierte man aufgrund technischer Probleme die wenigsten Kilometer aller Teams - mit deutlichem Abstand zum größten Teil des Feldes. Beim ersten GP in Australien zwang der Regen alle Beteiligten am Freitag zeitweise zur Untätigkeit. Am Samstag wurde Grosjean von einem Unfall in der Boxengasse gestoppt, als ihm Rio Haryanto ins Auto fuhr. Im Rennen sorgte schließlich Gutierrez' Begegnung mit Alonso dafür, dass er nur wenige Runden absolvieren konnte und nun ein neues Chassis benötigt. "Wir müssen mehr Kilometer mit dem Fahrzeug machen, um es besser zu verstehen. Wir haben eine lange Liste von Dingen, die wir probieren wollen", sagte Grosjean. Auch bei den Boxenstopps konnte Haas in Australien kaum Erfahrungen sammeln. Der Bahrain GP fungiert also als eine Art Zusatz-Testfahrt für die Piloten und das gesamte Team.

Gott sei Dank, nichts passiert! Fernando Alonso und Esteban Gutierrez nach dem Horror-Crash von Melbourne, Foto: Sutton
Gott sei Dank, nichts passiert! Fernando Alonso und Esteban Gutierrez nach dem Horror-Crash von Melbourne, Foto: Sutton

Diese Aspekte sind für Neueinsteiger normal, könnten aber nichtsdestotrotz auch für Haas zum Problem werden, nicht nur beim nächsten Rennen. Steiner warnt entsprechend nach dem guten Saisonstart vor aufkommender Euphorie. "Wir werden nicht jedes Wochenende als Sechster beenden. Wir werden unsere Rennen haben, wo wir unterperformen. Also müssen wir mit unseren Erwartungen vorsichtig sein", so der Teamchef im Vorfeld des Wochenendes.

Die Statistik: Grosjean und Gutierrez beim Bahrain GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Romain Grosjean - --2 365,4
Esteban Gutierrez - --- --

Romain Grosjean in Bahrain: Der Franzose hat mehrheitlich gute Erinnerungen an Bahrain. Sowohl 2012 als auch 2013 schaffte Grosjean in Diensten von Lotus als Dritter den Sprung auf das Podium. Darüber hinaus stehen die Ränge sieben und zwölf zu Buche.

Esteban Gutierrez in Bahrain: Der Mexikaner wartet im Gegensatz zu seinem Teamkollegen noch auf Zählbares. 2013, bei seiner Premiere in der Wüste, wurde Gutierrez 18., im Jahr darauf schied er aus.

Die Prognose: Viele Fragezeichen

  • Gutierrez startet mit wiederhergestelltem Auto
  • Power scheint konkurrenzfähig zu sein
  • Zuverlässigkeit ist fraglich
  • Das Team wird am Wochenende viel testen

Motorsport-Magazin.com meint: Für Haas wird es in höherem Maße als für andere Teams darauf ankommen, ob man in den Trainings-Sessions des kommenden Wochenendes gut unterwegs ist. Es gibt für den Neuling noch viel zu lernen, auch im Vergleich mit anderen Rennställen, die völlig neue Autos am Start haben. Sollten Grosjean sowie Gutierrez noch vor dem Rennen problemlos viele Kilometer abspulen und sollte sich das Auto auch auf den letzten Runden des Rennens als zuverlässig erweisen, dann ist ein ähnliches Ergebnis drin wie in Melbourne. Die für Bahrain notwendige Power scheint das Auto zumindest zu besitzen. (Matthias Schwerdtfeger)