Neue Teams haben es nicht leicht in der Formel 1. Zwei der drei letzten völlig neuen Rennställe, die sich in die Königsklasse wagten, existieren mittlerweile nicht mehr. 2010 stiegen Lotus (später Caterham), HRT und Virgin (später Marussia, heute Manor) in die Formel 1 ein, waren jedoch nie auch nur annährend konkurrenzfähig, sondern fuhren stets ihr eigenes Rennen am Ende des Feldes.

Virgin und Co. machten keine gute Figur, Foto: Sutton
Virgin und Co. machten keine gute Figur, Foto: Sutton

Nur ein einziges Mal gelang es einem Vertreter des Nachzügler-Trios, Punkte zu machen. Der später tragisch verunglückte Jules Bianchi vollbrachte 2014 in Monaco die Heldentat, seinen Marussia auf den neunten Platz zu lenken, und bescherte dem Rennstall damit zwei wertvolle Zähler, die ihn in der Endabrechnung sogar vor das etablierte Sauber-Team brachten.

Debüt der letzten Neueinsteiger

TeamFahrerPlatzierungRückstand
LotusHeikki Kovalainen13.+2 Runden
Jarno TrulliNicht gestartet-
HRTKarun Chandhok14.+5 Runden
Bruno SennaAusfall-
VirginTimo GlockAusfall-
Lucas di GrassiAusfall-

Mit Haas gibt es nun wieder ein neues Team in der Formel 1, das mit seinen drei Vorgängern jedoch so gut wie nichts gemein hat. Weder das Budget, noch dank der engen technischen Zusammenarbeit mit Ferrari das Know-How. Haas verschob den Einstieg in die Formel 1 sogar um ein Jahr zugunsten einer besseren Vorbereitung, und das sollte sich umgehend bezahlt machen.

Toyota war der letzte erfolgreiche Neueinsteiger, Foto: Sutton
Toyota war der letzte erfolgreiche Neueinsteiger, Foto: Sutton

Bereits beim ersten Rennen der Team-Geschichte in Australien lenkte Romain Grosjean den Haas-Boliden auf den sechsten Platz und sorgte damit für einen Paukenschlag. Haas gelang es als erstem gänzlich neuem Team seit Toyota im Jahr 2002, beim Debüt zu punkten. Damals hatte Mika Salo, ebenfalls in Australien, wie Grosjean den sechsten Platz erzielt.

Haas profitiert von Ferrari

Dementsprechend groß war der Jubel im Haas-Lager nach dem Fallen der Zielflagge in Melbourne. Teamchef Günther Steiner kennt die Gründe für den Erfolg. "Ohne der Hilfe von Ferrari wäre das nicht möglich gewesen", weiß der Südtiroler, wie sehr Haas von der technischen Partnerschaft mit der Scuderia profitiert. Haas bezieht nicht nur den Motor aus Maranello, sondern so viele Teile, wie es das Reglement erlaubt.

"Wir haben uns gesagt, wir wollen es nicht wie die anderen Teams machen", verweist Steiner auf die wenig erfolgreichen Vorgänger seiner Mannschaft. "Wir würden fünf Jahre ohne Punkte bleiben, und alle würden die Begeisterung verlieren. Wir haben uns gesagt, wir wollen etwas anderes versuchen, haben es versucht, und es scheint zu funktionieren", freut sich der Teamchef.

Steiner wertet das starke Debüt seiner Mannschaft aber nicht nur aus egoistischen Gründen positiv, sondern sieht darin ein wichtiges Signal für die gesamte Rennserie. "Es ist eine gute Sache für die Formel 1. Ein neues Team kann kommen und punkten - das ist ziemlich cool."

Romain Grosjean freut sich über die ersten Punkte für Haas, Foto: Sutton
Romain Grosjean freut sich über die ersten Punkte für Haas, Foto: Sutton

Allerdings weiß man bei Haas auch, dass eine Schwalbe noch lange keinen Sommer macht. "Es war nur ein Rennen", warnt Steiner. "Die Pace des Autos ist da und wir sind im Mittelfeld, das ist bereits positiv. Es werden aber auch Rennen kommen, bei denen wir hinten sind, und manche, bei denen wir sogar an der Spitze mitmischen."

Erfahrene Piloten

Ein Schlüssel zum Erfolg von Haas ist die Wahl der Piloten. Mit Esteban Gutierrez angelte sich das Team den letztjährigen Ferrari-Testfahrer, der mit der Technik aus Maranello bestens vertraut ist, während der von Lotus abgeworbene Romain Grosjean ohnehin als Königstransfer gilt.

"Er ist schnell, er ist erfahren, er kann die Reifen managen", streut Steiner seinem französischen Schützling Rosen. Dieser setzte seinen sechsten Platz in Melbourne mit einem Sieg gleich. Wenn man um die Schwierigkeiten weiß, die ein Formel-1-Einstieg für neue Teams mit sich bringt, kein völlig vermessener Vergleich.