Für seine schnellste Qualifying-Runde zum Großen Preis von Abu Dhabi 2014 benötigte Valtteri Bottas eine Zeit von 1:41.025. Ein Jahr später ein ernüchterndes Szenario: Bottas, erneut schnellster Williams-Pilot, fehlen 0,631 Sekunden auf seine Vorjahresbestzeit. Vermutungen gibt es einige, doch zunächst gilt es, die Probleme zu identifizieren. Rob Smedley gibt sich am Rande des Qualifyings in Abu Dhabi pragmatisch: "Einer der wichtigsten Teile der Problemlösung ist es, dass man zugibt, dass man eines hat." Der erste Schritt ist also schon einmal getan.

Vorbild Force India und Ferrari

"Man kann zwar sagen, dass die Strecke schneller geworden ist oder langsamer, aber solange wir im Durchschnitt sind, ist das okay. Gestern waren wir das allerdings nicht. Wir waren langsamer im zweiten Training im Vergleich zu 2014. Heute ist genau dasselbe passiert. Das muss also ein fundamentales Problem sein", gibt sich der Performance-Chef nachdenklich. Dass es anders laufen kann, haben Ferrari und auch Force India gezeigt. "Force India hat sich hier um eine Sekunde verbessert, Ferrari um neun Zehntel. Ich will vor allem Force India nichts absprechen, weil sie einen phänomenalen Job gemacht haben. Aber auf der anderen Seite ist ihre Performance fast schon anormal. Aber daraus können wir möglicherweise auch etwas lernen."

Die Zahlen bestätigen es: Sergio Perez hat mit seiner schnellsten Runde in Q3 mit 1:41.184 die Vorjahreszeit (1:42.239) um 1,055 Sekunden verbessert. Kimi Räikkönen war in seinem schnellsten Umlauf um 1,185 Sekunden schneller. Nico Rosbergs Pole Position vom Vorjahr war nur unwesentlich langsamer als 2015. Aber eine Rückentwicklung ist bei den Silberpfeilen im Gegensatz zu Williams natürlich trotzdem nicht zu erkennen. Der schnellste Toro Rosso-Pilot (Carlos Sainz) war dagegen um genau acht Zehntel langsamer als Daniil Kvyat vergangenes Jahr. Mit dem Problem steht Williams also nicht allein da.

Viele kleinere Probleme

Die Ursachen scheinen komplex, wie Smedley betont. "Hat es etwas mit dem Gesamtpaket des Autos zu tun? Hat es etwas zu tun mit dem Reifenmanagement? Hat es etwas mit den Setups zu tun? Ein verstecktes Problem, das man über 20 Rennen nicht erkennt? Hat es etwas mit der Aerodynamik oder der Mechanik zu tun? Es gibt so viele Bereiche, die wir uns anschauen müssen", so der Williams-Performance-Chef. Auch wenn die Streckenbedingungen ähnlich erscheinen, gilt es, eine Vielzahl an Variablen zu berücksichtigen. " Wenn sich die äußeren Bedingungen leicht ändern, die Streckentemperatur, die Mikrorauhigkeit und der Makrorauhigkeit des Asphalts - das alles wirkt sich enorm auf die Rundenzeiten aus."