2014 Sochi, 2015 Mexiko City, 2016 Baku. Jahr für Jahr erobert die Formel 1 neue Märkte oder kehrt zurück in vor Jahrzehnten ausrangierte Austragungsorte. Zum Opfer fallen den neuen Grands Prix oftmals traditionsreiche und beliebte Standorte, zuletzt Imola, Magny-Cours und Istanbul.

So soll der neue Kurs in Baku aussehen, Foto: Baku Grand Prix
So soll der neue Kurs in Baku aussehen, Foto: Baku Grand Prix

In der Fangemeinde der F1 wird diese Entwicklung größtenteils kritisch gesehen. Auch im Fahrerlager verfallen die Piloten nicht gerade in Begeisterung, wenn der x-te neue Grand Prix debütiert. "Du genießt es, zu schönen Kursen mit einer tollen Tradition - wie Imola, Magny-Cours und Istanbul - zu kommen, auf denen wir über unsere ganze Karriere hinweg Rennen gefahren sind", sagt etwa McLaren-Pilot Fernando Alonso.

Zustimmung erhält der ehemalige Doppelweltmeister vom aktuellen Doppel-Champ. "Es wäre gut, das Gleichgewicht der echten Klassiker zu halten statt einfach nur neue Kurse hereinzunehmen. Die neuen Kurse sind generell nicht so gut wie die alten, sie begleitet nicht dieselbe Geschichte, dasselbe Erbe - und ich finde es wichtig, dass wir richtig nah am Ursprung der Formel 1 bleiben. Dazu gehören alte, historische Kurse", sagt Lewis Hamilton.

Kimi Räikkönen sehnt sich nach der französischen Abgeschiedenheit, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen sehnt sich nach der französischen Abgeschiedenheit, Foto: Sutton

Räikkönen steht auf französische Ruhe

Kimi Räikkönen sieht die Sache ähnlich. Für den Finnen spielt allerdings ein anderer Faktor die Hauptrolle. "Ich mag die alten, traditionellen Kurse. Vielleicht mochtet ihr Magny-Cours nicht, aber ich habe es gemocht - wenig Menschen, ruhig, einfach. Es war einer der besten Orte, an die man kommen konnte", sagt Räikkönen.

Noch dazu sei das Umfeld einiger moderner Strecken einfach zu künstlich. "Die neuen Orte sind sich immer recht ähnlich, weil sie von demselben Kerl designt sind. Ich sage nicht, dass sie nicht gut sind, aber sie sind sich einfach ähnlicher. Ich mochte die alten Kurse, sie haben etwas schöner ausgesehen und es war ein normaleres Gefühl, als wenn wir jetzt hierher kommen und alles ist - wie in diesem Fall - einfach in ein Wüstengebiet gesetzt", sagt der Routinier am Donnerstag in Abu Dhabi.

Damit liegt er auf einer Linie mit seinem ehemaligen Teamkollegen bei Lotus, Romain Grosjean. "Wir mögen neue Orte, aber nach Silverstone, Deutschland oder Barcelona zu gehen, ist immer etwas ziemlich Spezielles", sagt der künftige Haas-Pilot. Als Franzose wünscht sich Grosjean wenig überraschend vor allem ein Comeback des abgelegenen Kurses in Magny-Cours. "Ich würde Magny-Cours gerne zurück im Kalender sehen, denn es wäre der Frankreich GP - unvergleichlich für mich. Ich hätte so gerne einen französischen Grand Prix", sagt Grosjean.

Neuen Standorten wie Abu Dhabi wird ein küstliches Image nachgesagt - die wirtschaftliche Notwendigkeit neuer Märkte leuchtet den Piloten allerdings ein, Foto: Sutton
Neuen Standorten wie Abu Dhabi wird ein küstliches Image nachgesagt - die wirtschaftliche Notwendigkeit neuer Märkte leuchtet den Piloten allerdings ein, Foto: Sutton

Fahrer respektieren wirtschaftliche Interessen

Dass wiederbelebte Klassiker zum Erfolgsmodell werden können, habe sich erst in der aktuellen Saison gezeigt. "Es war wirklich großartig, dieses Jahr zu sehen, wie warm der Empfang von all den Fans in Mexiko war. Es war ein wunderbares Wochenende", erinnert Grosjean. Dennoch ist ihm durchaus bewusst, dass nicht jedes Rennen in den Kalender aufgenommen werden kann. "In einer perfekten Welt würdest du sie alle fahren, aber es ist unmöglich", gesteht sich Grosjean ein.

Fernando Alonso zeigt unterdessen zumindest Verständnis für die Expansion der Königsklasse in andere Märkte. "Wenn du in neue Länder gehst, öffnest du den Sport für neue Menschen und neue Generationen, also ist das auch ein gutes Gefühl", sagt der Spanier. Einen Nachteil bringe diese Entwicklung allerdings mit: "Wir reisen etwas mehr. Als ich vor ein paar Jahren angefangen habe, gab es 16 Rennen. Nächstes Jahr haben sie 21 geplant und die meisten außerhalb Europas. Also ist es auf jeden Fall anstrengender. Aber es sind gute Neuigkeiten, wenn es von Vorteil für die Formel 1 ist."

Selbst Traditionsverfechter Hamilton muss Alonsos Punkt zumindest ein Stück weit Recht geben. "Fernando liegt richtig, dass es gut ist, in verschiedene Länder zu reisen und das Wort der Formel 1 zu verbreiten, ihnen die Erfahrung zu geben und neue Beobachter für den Sport zu gewinnen", predigt der Brite.