Kimi Räikkönen erlebte einen Russland Grand Prix zum Vergessen. In einem engen Duell mit Teamkollege Sebastian Vettel zog er den Kürzeren und am Ende des Rennens kam es im Kampf um Rang drei zur Kollision mit Valtteri Bottas. Damit war nicht nur das Podest Geschichte, auch Rang fünf, auf dem er seinen beschädigten Ferrari ins Ziel schleppte, wurde ihm nachträglich aberkannt. Eine 30-Sekunden-Strafe für das Verursachen einer Kollision warf den Finnen auf Rang acht zurück.

In Russland kam es zum Rad-an-Rad-Duell der beiden Ferrari-Piloten, Foto: Sutton
In Russland kam es zum Rad-an-Rad-Duell der beiden Ferrari-Piloten, Foto: Sutton

Vettel auf WM-Rang zwei

Im Gegenzug dazu wurde Vettel Zweiter und zog in der Gesamtwertung an Mercedes-Pilot Nico Rosberg vorbei. Bei vier noch ausstehenden Rennen und 66 Punkten Rückstand hat der Ferrari-Pilot - zumindest rechnerisch - noch Chancen auf seinen fünften WM-Titel. Für dieses übergeordnete Ziel würde Räikkönen im Fall der Fälle sogar zurückstecken und Teamorder akzeptieren.

"Jeder kennt seine Rolle und das ist eine alte Sache. Ich bin offensichtlich nicht so weit vorne und nicht im WM-Kampf", sagte Räikkönen, der aktuell mit 129 Punkten auf Rang vier liegt. "Wenn es irgendwann dazu kommt, ist das eine normale Sache. Wir versuchen das Maximum für das Team zu erreichen und er [Sebastian Vettel] ist immer noch im Kampf, daher ist das kein Problem."

Das sieht Nico Rosberg entschieden anderes. Nach seinem Ausfall beim Russland Grand Prix hat er nun 73 Punkte Rückstand auf Teamkollege Lewis Hamilton - und Vettel als Puffer dazwischen. Auf mögliche Teamorder angesprochen, um Hamilton zum Titel zu verhelfen, reagierte Rosberg allerdings verstört. "Entschuldigung, das ist eine komische Frage. Die möchte ich nicht beantworten", hieß es vom Deutschen kurz und bündig.

WM-Schützenhilfe

Räikkönen selbst profitierte in seinem WM-Jahr 2007 von Teamorder. Felipe Massa steckte mehrfach zurück, um dem Finnen die nötigen Punkte zu sichern - mit Erfolg. In der Vergangenheit war das Eingreifen des Kommandostandes bei Ferrari immer wieder ein Thema. "Let Michael pass for the Championship", oder "Felipe, Fernando is faster than you" sind Aussagen, die den Fans noch im Ohr nachklingen.

Vor, und auch während des Großen Preises von Russland war Teamorder allerdings noch kein Thema bei der Scuderia. Zunächst lag Vettel hinter Räikkönen und auch in den hitzigen Fight der beiden griff Ferrari nicht ein. "Wir wollten es so belassen. Wir dachten zu diesem Zeitpunkt des Rennens auch nicht an die Weltmeisterschaft", erklärte Teamchef Maurizio Arrivabene. "Sie haben aus eigener Kraft die Plätze getauscht, da gab es keinen Grund, etwas zu sagen. Und ehrlich gesagt, war es nett anzusehen. Gottseidank hatten wir ein interessantes Rennen."

Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel sind gut befreundet, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel sind gut befreundet, Foto: Sutton

Fehler beim Boxenstopp?

Im direkten Duell mit seinem Teamkollegen fehlte Räikkönen der Speed auf der Geraden, weshalb er schließlich - wenn auch nicht ohne Gegenwehr - zur leichten Beute wurde. "Das Auto fühlte sich gut an besonders nach dem Boxenstopp, aber dann kam ich in den Verkehr", erinnerte sich Räikkönen.

Er hatte erst in Runde 31 gestoppt, anstatt wie viele Konkurrenten während der Safety-Car-Phase an die Box abzubiegen. Im Nachhinein vielleicht ein Zeitverlust, das wollte Räikkönen aber nicht bewerten. "Sie dachten zu dem Zeitpunkt, dass es eine gute Entscheidung war. Ich denke nicht, dass es viel verändert hätte, wenn wir gestoppt hätten. Im Nachhinein wäre das vielleicht klüger gewesen, beim Blick auf alle Daten. Aber wir haben unser Bestes versucht", nahm der Finne sein Team in Schutz.