PRO: Einen Fuß in der Tür

Romain Grosjean wagt den Sprung ins kalte Wasser. Ein neues Team ist zwar immer eine Herausforderung, ein Engagement bei einem Newcomer-Team wie Haas nicht selten ein großes Risiko. Doch der 29-Jährige scheint überzeugt zu sein, ganz nach dem Motto: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt." Denn der Franzose denkt bei dem Wechsel wohl auch an seine Zukunft.

Grosjean schielt auf Räikkönens Cockpit, Foto: Sutton
Grosjean schielt auf Räikkönens Cockpit, Foto: Sutton

Es ist bekannt, dass Grosjean seit Jahren auf ein Engagement bei der Scuderia hofft. Und mit einem fixen Cockpit im Ferrari-Kundenteam Haas hat der Franzose nun auch endlich den ersten Fuß in der Tür. Sollte Kimi Räikkönen im kommenden Jahr wirklich seine letzte F1-Saison fahren, wäre ab 2017 ein rotes Auto frei. Die Chancen auf Räikkönens Cockpit sind als Haas-Pilot allemal größer als wenn Grosjean noch eine Saison bei Lotus absolviert.

Vorausgesetzt natürlich, der Franzose empfiehlt sich in der kommenden Saison mit guter Leistung. Und diese ist nur möglich, wenn der US-Rennstall auch konkurrenzfähig ist. Ob dem Team ein Schicksal wie einst Caterham, Marussia und HRT blüht, kann man zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausschließen. Aber man hat das Gefühl, es wird nicht so sein. Denn der Rennstall um Gründer Gene Haas scheint professionell aufgestellt zu sein. Den Antriebsstrang liefert Ferrari, die dem Rennstall auch übergreifende, technische Unterstützungen zugesagt haben. Ex-Jaguar- und Red Bull-Technikdirektor Günther Steiner wird zudem als Teamchef die Zügel in der Hand nehmen. Was zum Erfolg noch fehlt, ist ein starkes Fahrerduo: Mit Grosjean wurde nun der erste, vielversprechende Pilot für dieses ehrgeizige Projekt engagiert. Eine gute Wahl, für beide Seiten.

CONTRA: Das Risiko ist zu groß

Man kann Haas die Bemühungen nicht absprechen, es anders als Caterham, Marussia und HRT machen zu wollen, die jahrelang am Ende des Feldes ohne realistische Chance auf Punkte einzementiert waren. Das neue US-Team scheint deutlich professioneller aufgestellt zu sein als die letzten Formel-1-Neulinge und auch der finanzielle Background dürfte stimmen. Dennoch ist es für einen etablierten Piloten wie Romain Grosjean ein enormes Risiko, den Schritt ins Ungewisse zu einem neuen Rennstall zu wagen.

Haas wäre nicht das erste neue Team, das scheitert, Foto: Sutton
Haas wäre nicht das erste neue Team, das scheitert, Foto: Sutton

Gerade in Anbetracht der bevorstehenden Übernahme von Lotus durch Renault erscheint der Wechsel unverständlich. Die Franzosen werden alles unternehmen, um wieder an jene Erfolge anzuknüpfen, die sie bei ihrem letzten Werksengagement in der Formel 1 feierten - und diese waren bekanntlich nicht die kleinsten, wie Fernando Alonso sicherlich zu berichten weiß. US-Newcomer statt französischer Nationalmannschaft? Grosjean muss von Haas ausgesprochen überzeugt sein.

Auf der Hand liegt, dass Grosjean auf ein Cockpit bei Haas-Partner Ferrari spekuliert, falls Kimi Räikkönen Ende 2016 seinen Helm an den Nagel hängt. Doch diese Überlegung birgt Risiken. Zum einen kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Iceman noch eine Saison dranhängt, und zum anderen bleibt abzuwarten, ob Grosjean in Maranello tatsächlich mit offenen Armen empfangen wird, sollte es für Haas 2016 nicht wunschgemäß laufen. Und davon muss man bei einem neuen Team fast ausgehen - eine komplette Nullrunde ist keineswegs ausgeschlossen.