"Die Erkenntnis ist, dass die Ferraris wirklich sauschnell sind. Da müssen wir echt aufpassen." So fiel das Fazit von Nico Rosberg am Freitagabend in Bahrain aus. Der Mercedes-Pilot hatte die Bestzeit von 1:34.647 Minuten in den Asphalt gebrannt. Eine Zehntelsekunde dahinter folgte Teamkollege Lewis Hamilton - aber eine halbe Sekunde hinter den beiden Silbernen bereits die rote Konkurrenz.

Entsprechend war von Entspannung und Zurücklehnen beim Weltmeisterteam nichts zu spüren. Allem voran der Blick auf die Longrun-Zeiten der Scuderia stimmte Rosberg nachdenklich. "Auf eine schnelle Runde sehen wir schneller aus, aber bezogen auf die Rennpace sehen sie wirklich stark aus. Wir müssen sehr vorsichtig sein und schauen, dass wir heute Abend noch einmal einiges in Sachen Setup herausholen", warnte der Deutsche.

Lewis Hamilton verdrängt alle Sorgen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton verdrängt alle Sorgen, Foto: Sutton

Teamkollege Hamilton war sich ebenfalls darüber im Klaren, dass Mercedes an der Longrun-Pace etwas verbessern muss, sah das Team aber auf einem guten Weg. "Malaysia war recht hart für uns, deshalb müssen wir das in den Griff bekommen", erklärte der Weltmeister. Um zu verhindern, dass Ferrari seinem F1 W06 nochmals so nahe kommt, gibt es nur eine Lösung: "Wir versuchen, die Balance zu verbessern und das Auto stärker zu machen, um gegen die Ferraris zu kämpfen."

Konzentration auf eigene Stärken

Worin genau der Vorteil der Scuderia im Reifenverschleiß während des Rennens liegt, vermochte der Brite aber nicht zu sagen. "Ich kann es einfach nicht, ich bin ja kein Ingenieur", so Hamilton. "Ich weiß nicht, was sie besser machen." Zumindest im Qualifying sieht er seinen Boliden aber der roten Konkurrenz noch voraus. Ziel muss für den Weltmeister am Wochenende die vierte Pole Position im vierten Rennen sein. "Ich denke, es sieht gut aus", so Hamilton. "Die Ferraris sind recht schnell, aber insgesamt sieht es so aus, als wäre unsere Pace gut."

Für den Briten gilt aber eine klare Marschrichtung: Der Blick muss immer nach vorne gerichtet bleiben - Umschauen und der Konkurrenz Schwächen offenbaren, kommt nicht infrage. "Ich bin generell wegen nichts beunruhigt", zeigte sich Hamilton entspannt und erklärte seine Herangehensweise. "Wir versuchen aber auch nicht, uns auf Sorgen zu fokussieren, sondern darauf, besser zu werden. Das haben wir auch heute versucht."

Vorteil Nachtrennen

Der große Trumpf der Ferraris könnte in Bahrain allerdings deutlich schwieriger auszuspielen sein: Hitze und damit großer Reifenverschleiß bei der Konkurrenz. Am Nachmittag erhitzte sich die Strecke zwar auf rund 50 Grad, im zweiten Freien Training - zur gleichen Zeit wie später auch Qualifying und Rennen - war die Strecke aber bereits 17 Grad kühler.

Nico Rosberg hatte Sichtprobleme, Foto: Sutton
Nico Rosberg hatte Sichtprobleme, Foto: Sutton

"Anhand dem, was wir sehen konnten, sollte es aus Reifensicht nicht so hart wie in Malaysia werden", beruhigte Hamilton, der auch klare Fortschritte bei Mercedes erkannte. "Wir sind definitiv in einer besseren Position an diesem Wochenende als zur gleichen Zeit in Sepang."

Teamkollege Rosberg zog bezüglich der Reifen ebenfalls ein gutes Fazit. Sowohl die weiche, als auch die Medium-Mischung erwiesen sich als robust, ein klarer Favorit ist aber gefunden. "Beide Mischungen sind gut, aber wahrscheinlich funktionieren sogar die weichen besser. Die harten sind einfach zu hart - auch für das Rennen", schilderte Rosberg und teilte damit die Meinung von Hamilton. "Es ist schwierig zu sagen, wie lange die einzelnen Mischungen durchhalten werden, aber der Option fühlt sich großartig an", fügte der Brite hinzu.

Probleme mit der Balance

Der weichere Reifen kam im ersten Freien Training aber nicht zum Einsatz. Mercedes konzentrierte sich bei den heißen und für das Rennen wenig aussagekräftigen Bedingungen lediglich auf Basisarbeit. Entsprechend schwierig war die Umstellung. "Im ersten Training war es recht heiß, somit war die Balance irrelevant", schilderte Hamilton. Am Nachmittag bei deutlich kühleren Temperaturen hätte der Bolide schließlich eher zu Untersteuern geneigt, aber für Hamilton war das Gefühl deutlich besser.

Gleiches hatte Rosberg zu berichten, der aber im Flutlicht mit anderen Problemen zu kämpfen hatte. "Es wurde bezogen auf die Sicht schwieriger", so der Deutsche. "Alles ist viel dunkler und die Scheinwerfer glänzen durchs Visier - das macht es echt schwierig."

Das Duell der Sterne

Nur wenige Tage ist der Zoff der beiden Mercedes-Piloten her, Foto: Sutton
Nur wenige Tage ist der Zoff der beiden Mercedes-Piloten her, Foto: Sutton

Diese Sichtprobleme muss Rosberg bis zum Samstag in den Griff bekommen, wenn es im Qualifying zum neuerlichen Schlagabtausch der beiden Teamkollegen kommt. Zumindest am Freitag hatte der Deutsche die Nase etwas vorne, doch am Samstag verspricht der Vizeweltmeister noch mehr. "Im ersten Sektor habe ich noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt", warnte er Hamilton. "Man muss sich ja immer ein bisschen in Reserve halten."

Eine Reserve hat Weltmeister Hamilton nach eigenen Aussagen allerdings ebenfalls noch im Köcher. "Auf meiner schnellsten Runde blockierten in Kurve 8 meine Räder. Entsprechend habe ich dort ein wenig verloren", konterte der Brite. Zudem gibt es seiner Ansicht nach ein paar weitere Bereiche, in denen er noch etwas Zeit finden müsse.