Einen Ferrari-Sieg in der Formel 1 als "Sensation" zu bezeichnen, wäre respektlos gegenüber diesem Traditionsteam. Eine Überraschung war der Erfolg in Malaysia jedoch auf jeden Fall, bedenkt man, wo die Roten herkommen. Zwar zeigte Ferrari bei den Testfahrten und dem Saisonauftakt in Australien einen deutlichen Aufwärtstrend, aber die überlegenen Mercedes bereits beim zweiten Saisonrennen zu schlagen, und das ohne besondere Einflüsse von außen, war ein Fingerzeig.

Ähnlich sieht es auch David Coulthard. "Ungeachtet davon, wie stark Ferrari am Freitag bei den Long Runs war, ein Sieg schien einfach nicht möglich, wenn Lewis Hamilton auf Pole steht", sagte Coulthard gegenüber der BBC. Knackpunkt war für den Schotten die andere Herangehensweise bei der Strategie. "Der Schlüssel war, während der Safety-Car-Phase nicht an die Box zu kommen. Das veränderte das Rennen in die Richtung, dass Ferrari nun nicht mehr Jäger, sondern Kontrolleur war", so Coulthard.

Sebastian Vettel übernahm hinter dem Safety Car die Führung, Foto: Sutton
Sebastian Vettel übernahm hinter dem Safety Car die Führung, Foto: Sutton

Doch nicht nur Ferrari habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr gewandelt, auch bei Sebastian Vettel hat der Vizeweltmeister von 2001 eine Veränderung ausgemacht. "In seinem letzten Jahr bei Red Bull wirkte er unglücklich, teilweise sogar verwöhnt. Er machte den Eindruck, dass er nur glücklich war, wenn er vorne liegt", erkannte Coulthard.

Für Vettel sei es auch schwierig gewesen, bei Red Bull seine Fähigkeiten als Fahrer zu präsentieren. "Als er all diese Rennen für Red Bull gewonnen hat, sagte einige Leute, es hätte am Auto gelegen. Aber welche Meinung man auch immer darüber hat: entscheidend war die Art und Weise, wie er es getan hat", sagte Coulthard. Er fügte an: "Er war eine tolle Nummer und Malaysia war eine weitere klassische Vettel-Performance", lobte Coulthard den Heppenheimer.

Mercedes muss Ferrari im Auge behalten

Diese Kombination aus wiedererstarktem Team plus Fahrer, der seine Freude am Beruf wiedergefunden hat, macht es für Mercedes gefährlich. "Mercedes muss auf diesen neu-gefundenen Speed der Ferrari reagieren. Aber ich glaube, sei schaffen das, denn ich denke, dass sie immer noch die Geschwindigkeit dafür haben", sagte Coulthard.

Der Fokus bei den Silberpfeilen werde sich nun jedoch leicht verlagern. "Sie sind in einer neuen Situation und der Fokus verschiebt sich von einem internen Kampf Lewis Hamilton vs. Nico Rosberg auf einen externen Kampf zwischen Hamilton und Vettel, denn er ist Zweiter in der WM und hat nur drei Punkte Rückstand auf Hamilton", blickt Coulthard auf das enge Duell an der WM-Spitze. Ebenfalls auf der Rechnung hat Coulthard den zweiten Ferrari-Piloten, Kimi Räikkönen. Der Speed sei auf jeden Fall da, um ganz vorne einzugreifen.

Rosberg fehlt das Selbstvertrauen

Enttäuscht zeigt sich der ehemalige McLaren- und Red-Bull-Pilot von Nico Rosberg. Weder in Australien, noch in Malaysia war er in wirklicher Schlagdistanz zu seinem Teamkollegen. "Bei Rosberg sieht es so aus, als hätte er über den Winter einen Schritt zurück gemacht. Wir wissen, dass er Talent und auch den Speed hat, aber sein Selbstvertrauen scheint ein wenig angeknackst zu sein", findet Coulthard. Das zeige sich auch auf der Strecke. "Er war zögerlich bei den Überholmanövern, und das nicht zum ersten Mal", erkannte der Schotte. Außerdem habe der Deutsche zu oft gefragt, was um ihn herum passiere. Er solle den Fokus wieder auf das Auto und auf das Hier und Jetzt legen.

Nico Rosberg konnte sich gegen Sebastian Vettel nicht wehren, Foto: Sutton
Nico Rosberg konnte sich gegen Sebastian Vettel nicht wehren, Foto: Sutton

Für die nächsten Rennen erwartet Coulthard Ferrari wieder ganz vorne. Dies liege vor allem an der Charakteristik des Kurses in Sepang. "Malaysia ist ein sehr anspruchsvoller Kurs, der viele Aspekte des Autos testet, ob Traktion, Bremsen, das Verhalten in langen Kurven, in schnellen und langsamen Kurven. Das könnte darauf hinweisen, dass Ferrari an vielen Orten stark ist", vermutet der Schotte.