'Happy, happy, happy, happy'... Sebastian Vettels Presserunde nach dem Qualifying zum Australien Grand Prix klang ein wenig wie ein populärer Song. Ähnliches Lied, als Kimi Räikkönen vor die TV-Kameras trat. "Die Leute arbeiten sehr gut zusammen und alle sind glücklicher. Es macht allen mehr Spaß. Wir haben uns in allen Bereichen verbessert und wissen, was wir tun müssen, um weitere Fortschritte zu machen." Worte, die man bei Ferrari schon lange nicht mehr gehört hat. Heile Welt in Maranello - der Trend zeigt weiter aufwärts.

Keine Frage: Das Ferrari-Teamresultat in Melbourne war mehr als ordentlich. Vettel auf Startplatz vier, Räikkönen direkt dahinter. Wäre da nicht dieser Felipe Massa gewesen, der sich zwischen Spitzenreiter Mercedes und das Ferrari-Duo drängelte. Hört man Vettel und Räikkönen allerdings zu, klingt es eher, als ob Ferrari erster Verfolger auf die Silberpfeile sei. Beide Piloten waren mit ihren Runden im Q3 nicht glücklich gewesen - das aktuell offenbar einzige Unglück innerhalb des Teams.

Vettel und Räikkönen sorgen für neues Wir-Gefühl, Foto: Ferrari
Vettel und Räikkönen sorgen für neues Wir-Gefühl, Foto: Ferrari

Ferrari will das Podium

Vettel war sicher, dass er auf Platz drei hätte fahren können, wäre ihm nicht ein kleiner Schnitzer passiert. Räikkönen ging sogar noch weiter und sprach von drei verlorenen Zehntelsekunden wegen eines Fahrfehlers. So hatte Williams-Pilot Massa am Ende weniger als eine Zehntel Vorsprung auf die Ferrari-Konkurrenz. "Wenn man sich die Zeiten anschaut, dann war es eng mit Williams. Sehr eng", sagte Vettel mit Nachdruck und machte gleichzeitig deutlich, dass ein Ferrari-Podium das Ziel im Albert Park ist. Da möchte auch Räikkönen ein Wörtchen mitreden, vor allem nach der vergangenen Horror-Saison.

Statt Tiefstapelei nach dem Motto: 'Wir wissen, wo wir herkommen', herrscht bei Ferrari echte Aufbruchsstimmung. Gute Stimmung an allen Ecken und Enden. Ferrari hat das Lachen wiedererlernt. "Ich war letztes Jahr nicht hier, also kann ich das nicht wirklich beurteilen", scheute sich Vettel vor allzu direkten Vergleichen. "Aber ich glaube, dass wir uns in jedem Bereich verbessert haben. Das ist ein Fortschritt."

Räikkönen sagt: Alles ist besser geworden, Foto: Ferrari
Räikkönen sagt: Alles ist besser geworden, Foto: Ferrari

Beste Teamarbeit im Winter

Räikkönen kann die Lage besser beurteilen, schließlich fährt er schon seit einem Jahr wieder für Ferrari - und hat hautnah miterleben müssen, welches Tal das Team in der Saison 2014 durchschreiten musste. "Was wir innerhalb der kurzen Zeit seit dem Ende des letzten Jahres erreicht haben, ist ziemlich gut", sagte der Finne. "Wir können sehen, dass wir die richtigen Dinge machen. Wir arbeiten als Team viel besser. Wenn man die Resultate erzielt, pusht das die Leute noch mehr in die richtige Richtung." Räikkönen ging sogar soweit zu behaupten, dass Ferrari über den Winter die beste Arbeit geleistet habe.

Durch Ferraris heilige Hallen weht seit den massiven Umwälzungen während des Winters ein neuer Geist. Präsident Sergio Marchionne krempelte das halbe Team um, Teamchef Maurizio Arrivabene ist inzwischen voll integriert. Und dann ist da noch Vettel, der ein wenig den Glauben an die alten, goldenen Zeiten unter Michael Schumacher zurückbringt. "Ich hatte einen starken Glauben, als ich zum Team kam", sagte Vettel an diesem Samstag. "Ich war ein paar Mal in Maranello und habe dort das Potenzial gesehen. Ich glaube weiterhin, das hat aber nichts mit den heutigen Ergebnissen zu tun."

Sebastian Vettel gibt das Podest als Ziel aus, Foto: Ferrari
Sebastian Vettel gibt das Podest als Ziel aus, Foto: Ferrari

Auch die Fahrer verantwortlich

Vettel unterstrich das gute Teamresultat gleich mehrfach und ließ sich gar nicht erst darauf ein, Vergleiche zu Räikkönen zu ziehen. Immerhin hatte er den Finnen in bislang jeder Session hinter sich gelassen. Vettel blockte ab, hob stattdessen das Wir-Gefühl hervor: "Nach dem ersten Tag hatten Kimi und ich ein gutes Gefühl mit dem Auto. Wir sind happy mit dem, was wir vom Team bekommen haben." Das hört auch die Führungsetage nur allzu gern, nachdem die rote Göttin in den vergangenen Jahren öffentlich von den Fahrern kritisiert worden war. Blasphemie wird in Maranello nicht gern gesehen.

Vettel weiter: "Wir haben eine gute Stimmung im Team. Dafür sind auch die Fahrer verantwortlich. Ich denke, wir gehen in die richtige Richtung. Es gibt noch viel zu tun, aber wir sind happy dafür zu arbeiten und uns zu verbessern." Da war es wieder, das neue Happy-Gefühl bei Ferrari.