Die neue Turbo-Ära der Formel 1 ist gerade einmal ein Jahr alt, da mehren sich bereits die Rufe nach radikalen Änderungen. Spektakulärer, lauter, anspruchsvoller, schneller, brachialer - die Wunschliste der Attribute scheint ebenso klar definiert wie lang. Während vor allem Ferrari und Renault (inklusive Zugpferd Red Bull) durch einen 'Neustart' die eklatanten Antriebs-Defizite gegenüber Frontrunner Mercedes wettmachen wollen, sorgen sich diese - primär in Person von Niki Lauda - um Image, Beliebtheit und Ansehen der Motorsport-Königsklasse.

Immer öfter geisterte zuletzt der Wunschtraum von PS-Protzen mit über 1000 Pferdestärken durch den Dunstkreis der Formel 1. Spätestens im Jahr 2017 sollte dieses Vorhaben auch reglementtechnisch umsetzbar sein. "Wir müssen uns stets weiterentwickeln und verbessern", forderte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Die Autos müssen einfach viel spektakulärer werden und vor allem viel schwieriger zu fahren. Das Talent der Fahrer muss klar erkennbar sein."

Formel 1: Breitere Kluft zwischen Groß und Klein?

1200 PS, breite Reifen, ein Sound-Spektakel und schwierig zu fahrende Autos fordern auch Niki Lauda und Bernie Ecclestone unisono. Im Hause Renault schließt man sich dieser Ansicht widerstandslos an. "Renault wird sich der Idee von Bernie Ecclestone, die Motoren leistungsstärker und lauter zu machen, nicht in den Weg stellen", betonte Cyril Abitebou, seines Zeichens Geschäftsleiter von Renault Sport F1.

Cyril Abiteboul und Christian Horner stehen einer Motorenrevolution nicht im Weg, Foto: Sutton
Cyril Abiteboul und Christian Horner stehen einer Motorenrevolution nicht im Weg, Foto: Sutton

Gekoppelt sei der Plan aus Sicht von Renault lediglich an eine einzige Bedingung: Die Kosten müssen unter Kontrolle bleiben. Genau an diesem Punkt scheint jedoch die Krux der ganzen Überlegungen zu liegen. Schon jetzt waren mit Marussia und Caterham zwei Teams aus finanziellen Nöten gezwungen, ihr F1-Engagement (vorrübergehend?) einzustellen.

Sauber und Force India in Nöten?

Während Sauber nach der Abwanderung vieler Sponsoren zu Lotus ebenfalls schwierigen Zeiten entgegenblickt, verzichtet Force India zur Einsparung einer halben Million Euro gar gänzlich auf die Teilnahme an den ersten Testfahrten der Saison 2015 vom 1. bis 4. Februar im spanischen Jerez. Gerüchte über eine mögliche Pleite des indischen Rennstalls machten in den vergangenen Tagen mehrfach die Runde.

Geht es nach dem ehemaligen Formel-1-Ingenieur Ossi Oikarinen, könnte eine erneute Umstrukturierung des Motorenreglements demnach viele der kleinen privaten Teams vor möglicherweise unlösbare finanzielle Probleme stellen: "Zum jetzigen Zeitpunkt kann es nur darum gehen, die Kostenexplosion einzudämmen, sonst verlieren wir in naher Zukunft auch Teams wie Sauber", warnt der Finne.

Oikarinen, der bis 2009 unter anderem für Toyota, BMW und Ferrari in der Formel 1 arbeitete, vertritt dabei klar den Standpunkt der kleinen Teams: "Wenn die Formel 1 ein buntgemischtes Feld beibehalten will und viele verschiedene Teams und Hersteller um den wichtigsten Titel im Motorsport kämpfen sollen, muss der Fokus auf das Überleben der Kleinen gelegt werden. Geht es nur um Spektakel und den Willen der Großen, wird die Formel 1 zu einer Eliteliga 'verkommen'."