Die Formel 1 bereist ihre letzte Station: Der Rennzirkus ist in Abu Dhabi auf Yas Island zu Gast. Die künstlich aufgeschüttete Insel beheimatet den Yas Marina Circuit, eine der glamourösesten Strecken, die seit 2009 im Rennkalender der Formel 1 zu finden ist. Der 5,554 Kilometer lange Kurs ist aufgrund seiner Kulisse bei Fahrern und Fans beliebt und liefert den Fotografen und Fernsehanstalten atemberaubende Bilder. Das Yas Hotel, das bei Nacht illuminiert wird, ist das Markenzeichen der Anlage, das von einem Bootshafen im Monaco-Manier komplettiert wird.

Start in der Dämmerung , Zielankunft in der Nacht

Die Startzeit um 17:00 Uhr Ortszeit bietet den Fahrern die einmalige Möglichkeit, aus der Dämmerung in die Nacht zu fahren. Die wechselnden Sichtverhältnisse stellen im Verlauf des Rennens eine Besonderheit für die Fahrer dar. Die Piloten starten deshalb mit einem dunklen Abreißvisier, um dann auf eine hellere Variante zu wechseln.

Die Fahrt in die Nacht hat außerdem starke Temperaturschwankungen zur Folge, sodass ein schonender Umgang mit dem schwarzen Gold nötig ist. Pirelli liefert derweil die beiden weichsten Reifenmischungen an den Persischen Golf: Die Supersoft- und Softreifen stehen den Piloten am Wochenende zur Verfügung.

Die Piloten fahren in Abu Dhabi in die Dunkelheit hinein, Foto: Mercedes-Benz
Die Piloten fahren in Abu Dhabi in die Dunkelheit hinein, Foto: Mercedes-Benz

Aufgrund der Nähe zur Wüste ist die Strecke zudem sehr anfällig für Staub und Sand. So ist mit einem extrem niedrigen Griplevel zu Beginn des Wochenendes zu rechnen. Sandstürme sind in Abu Dhabi keine Seltenheit, sodass sich die Fahrer auf veränderte Streckenverhältnissen während des Wochenendes einstellen müssen.

Kompromiss beim Setup

Das Layout des Kurses verlangt von den Teams einen Setup-Kompromiss zwischen viel Abtrieb für den ersten Sektor und Top-Speed für die langen Geraden. Speziell im ersten Sektor mit seinen flüssigen Kurvenkombinationen benötigen die Autos eine gute Balance und ausreichend Anpressdruck.

Der mittlere Streckenteil ist von einem hohen Vollgas-Anteil geprägt, ehe der winklige dritte Sektor wieder viel Traktion erfordert. Ein weiteres Charakteristikum ist die Boxenausfahrt die unter der Strecke hindurchführt und aufsteigend in einem schnellen Stück nach der ersten Kurve mündet.

Jenson Button beschreibt den Kurs in der Wüste als tückisch und anspruchsvoll. Fahrerkollege Felipe Massa bemerkt die Vielschichtigkeit des Kurses: "Die Strecke ist auf der einen Seite wie ein Stadt-Kurs, mit langsamen Kurven und engen Straßen, und dann wieder wie eine traditionelle Rennstrecke mit langen Geraden und schnellen Kurven. Wir fahren am Abend, haben die Trainings jedoch am Tag. Das Auto an die kühleren Bedingungen am Abend anzupassen, wird entscheidend sein."

Die Boxenausfahrt führt auf dem Yas Marina Circuit durch einen Tunnel, Foto: Sutton
Die Boxenausfahrt führt auf dem Yas Marina Circuit durch einen Tunnel, Foto: Sutton

Die mangelhaften Überholmöglichkeiten werden auch in diesem Jahr von zwei DRS-Zonen kompensiert. Auf beiden langen Vollgas-Passagen, die direkt aufeinander folgen, können die Piloten ihre Flügel flach stellen und den Überholvorgang vereinfachen.

Sei es Michael Schumacher, der von Vitantonio Liuzzi im Jahr 2010 gerammt wurde, Daniel Ricciardo der letztes Jahr, noch im Toro Rosso, seinen jetzigen Teamkollegen Sebastian Vettel in einer Safety-Car-Phase in eine Werbebande am Streckenrand schickte oder Nico Rosberg der 2012 Narain Karthikeyan als Rampe missbrauchte: Die Crash- und Zwischenfallgefahr ist auf dem Yas Marina Circuit recht hoch. Trotzdem wartet der Kurs in Abu Dhabi mit den großzügigsten Auslaufzonen des Rennkalenders auf. In Kurve acht wird sogar der Platz unter einer der Tribünen als Notausgang genutzt.

Michael Schumacher hatte 2010 enormes Glück beim Crash mit Vitantonio Liuzzi, Foto: Sutton
Michael Schumacher hatte 2010 enormes Glück beim Crash mit Vitantonio Liuzzi, Foto: Sutton