Robert Kubica kann sich ein Formel-1-Comeback in naher Zukunft nicht vorstellen. 2011 erlitt der Pole vor dem Start der Saison einen schweren Unfall bei einem Rallye-Einsatz und lebt seither mit den Folgen seiner Verletztungen. Nach langer Rehabilitation wendete sich Kubica 2013 schließlich dem Rallye-Sport zu. Ganz abhaken kann er das Thema Formel 1 aber nicht. 2013 war sogar ein Test geplant, den Kubica aber schließlich schweren Herzens absagte, obwohl von körperlicher Seite nichts im Wege stand.

"Aber meine Frage war: 'Was kommt als nächstes?", schilderte Kubica dem Mirror. "Der nächste Schritt ist durch meine Einschränkungen nicht möglich für mich. Daher habe ich es nicht gemacht, weil ich mich selbst schützen wollte. Das Risiko war zu groß, dass ich es genießen könnte und dann...Es wäre, als würde ich mir selbst ein Messer in die Brust stechen."

Einschränkungen weiterhin groß

In der Rallye-Weltmeisterschaft startet Robert Kubica seit dieser Saison im Ford Fiesta RS WRC - allerdings in einer umgebauten Variante. Er fährt ein durch die FIA genehmigtes, abgeändertes Getriebe, das mit einer Schaltwippe an der linken Seite des Lenkrads bedient werden kann.

Seine Einschränkungen wurden auch bei einem Simulator-Test für Mercedes 2013 deutlich. "Ich bin nicht in der Lage, ein Formel-1-Auto auf Kursen wie Monte Carlo oder Singapur zu fahren, wo die Kurven so eng sind", erinnerte sich der Pole. Schuld ist die fehlende Rotationsfähigkeit seines Handgelenks und des Unterarms. Im WRC oder auch in einem Touring Car kann Kubica diese Defizite mit seiner Schulter ausgleichen, das ist durch die Enge im Formel-1-Cockpit aber nicht möglich.

Robert Kubica bestreitet die WRC-Saison in einem Ford Fiesta RS WRC, Foto: Ford
Robert Kubica bestreitet die WRC-Saison in einem Ford Fiesta RS WRC, Foto: Ford

Formel 1 immer noch präsent

Ganz kann Kubica auch über drei Jahre nach seinem Unfall die Formel 1 nicht vergessen. Allerdings gilt es, sich auf seine aktuellen Ziele und Träume zu konzentrieren. "Du musst für das Kommende leben und nicht für Erinnerungen", sagte der Pole. Es wäre für ihn kein Problem, zu Formel-1-Rennen zu reisen und alte Freunde wiederzutreffen, das vermeidet er aber bewusst. "Es ist nicht, weil ich nicht kollegial bin, sondern weil es mich erinnern würde. Ich bin ehrlich - Formel-1-Rennen anzusehen, ist nicht einfach."

In den ersten beiden Jahren nach seinem Unfall galt die ganze Konzentration der Rehabilitation. Damals sei es deutlich einfach gewesen, die Rennen zu verfolgen. Nun sieht Kubica Nico Rosberg und Lewis Hamilton in der Formel 1 um den Titel kämpfen. Zwei Fahrer, mit denen er seit 1998 gemeinsam Rennen bestritt. Dabei wird für ihn eine Erkenntnis immer präsenter: "Es ist einfach, dass ich vermisse, mit ihnen zu fahren."

2008 gewann Robert Kubica sein erstes Formel-1-Rennen, Foto: Sutton
2008 gewann Robert Kubica sein erstes Formel-1-Rennen, Foto: Sutton

Die Realität akzeptieren

2008 feierte Kubica seinen ersten und einzigen Sieg in der Königsklasse in Kanada. In der kommenden Saison sammelte er mit Renault 136 Punkte und stand drei Mal auf dem Podest. Für die Zukunft schien sein Weg zu Ferrari an der Seite von Freund Fernando Alonso schon fast beschlossene Sache - bis sein Unfall geschah und alles anders wurde.

Nun muss sich Kubica mit der Realität befassen und den Tatsachen ins Auge sehen. "Es wäre für mich in Ordnung, wenn ich nie mehr ein Formel-1-Auto konkurrenzfähig fahren könnte", sagte er. "Es wäre besser, wenn ich es könnte, aber mir rennt die Zeit davon. Wenn du etwas nicht haben kannst, musst du mit dem arbeiten, das du hast. Wenn du kein Steak haben kannst, isst du eben ein Ei oder gar nichts. Am Ende isst du dann ein Ei und genießt es." Dieses Ei scheint im Moment die Rallye-Weltmeisterschaft zu sein. 2015 gilt der Pole als heißer Kandidat auf ein Citroen-Cockpit. Mit dieser Mannschaft feierte er bereits 2013 den Titel in der WRC2 und rechnet sich deutlich stärkere Leistungen als noch 2014 im Ford aus.