Wie schätzen Sie den Red Bull Ring ein?
Nick Chester: Das Layout erfordert ein mittleres Abtriebsniveau vom Auto. Von den Anforderungen her ist es ähnlich wie Bahrain mit einigen ordentlichen Geraden und einem Infield mit mittelschnellen Kurven. Deshalb benötigt man etwas weniger Abtrieb als auf den meisten Strecken im Kalender. Die Asphalt-Analyse von Pirelli sagt, dass wir dort eine relativ schonende Oberfläche vorfinden. Weil der Asphalt recht glatt ist werden wir auch wieder die weichen und superweichen Reifen sehen.

Wie groß ist die Herausforderung, eine neue Strecke zu verstehen?
Nick Chester: Das kann ziemlich schwierig sein, obwohl wir schon in Österreich waren in der Vergangenheit. Wir sind dort von 1997 bis 2003 gefahren, deshalb gibt es eine gewisse Datenbank, auf die wir zurückgreifen können. Im Speziellen haben wir Informationen über die Ideallinie, was natürlich die Genauigkeit unserer Simulation verbessert. Im Gegensatz dazu ist es auf einer ganz neuen Strecke viel komplizierter, weil wir eine Ideallinie simulieren müssen, um eine Simulation machen zu können. Und ohne reale Ideallinie sind die simulierten Kurvengeschwindigkeiten nicht unbedingt 100 Prozent genau. Weil wir schon echte Daten in Österreich gesammelt haben, können wir die Basis-Simulation relativ einfach machen.

Keiner der beiden Piloten ist schon mit einem Formel-1-Auto auf der Strecke gefahren. Wie verändert das Ihre Herangehensweise?
Nick Chester: Man neigt dann eher dazu, in der ersten Session mehr Longruns zu fahren, um Pastor und Romain die Strecke lernen zu lassen. Weil wir schon seit mehr als einer Dekade nichtmehr dort waren, können Dinge wie die Entwicklung der Streckenoberfläche recht knifflig sein. Wie stark sich die Strecke über das ganze Wochenende verändert hat einen Einfluss auf das Setup.

Das Debriefing nach Kanada kann nicht sehr angenehm gewesen sein, oder?
Nick Chester: Man muss schon sagen, dass wir mit unserer Performance in Kanada nicht glücklich waren. Wir hatten eine Menge Probleme bei Pastors Auto über das gesamte Wochenende. Diese Probleme gingen sowohl von Renault, als auch von uns aus. Romain hatte dann mit der Rennpace Probleme und erlitt auch noch einen Schaden an seinem Heckflügel. Zu sagen, dass wir diese Probleme gründlich untersuchen, wäre noch eine Untertreibung. Pastors Problem im Rennen lag an einem defekten Sensor der Power Unit. Das ist nur ein kleines Teil am Auto, aber das Problem hatte große Auswirkungen. Pastor war auf dem Weg, ein paar gute Punkte zu holen. Bei Romain haben wir ein Problem am Flügel identifiziert und Präventivmaßnahmen getroffen, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Jedes Mal wenn wir aufgeben müssen, dann verletzt das jede einzelne Person in Enstone und all unsere Partner. Wir werden solange pushen, bis wir wieder auf einem so beispielhaften Level an Zuverlässigkeit sind wie in den vergangenen Saisons.

Was sind die neuesten Entwicklungen für Österreich?
Nick Chester: Wir haben einige Aerodynamik-Updates und wir haben noch einige Arbeit an den Bremsen zu tun. Wir können noch eine ganze Menge Zeit während der Bremsphase finden und der Schlüssel zum Erfolg auf dieser Baustellte ist es, das volle Potential des neuen Brake-by-Wire-Systems auszuschöpfen, um den Fahrern besseres Feedback zu vermitteln.

Worauf liegt der Fokus: Auf der Weiterentwicklung des diesjährigen Autos oder auf der Arbeit für 2015?
Nick Chester: Es gibt 2015 keine signifikanten Regeländerungen, also ist alles, was wir für dieses Jahr machen auch gut für das nächstjährige Auto. Wir lernen in diesem Jahr eine Menge, auch wenn es einige Rückschläge gibt. Wir glauben daran, dass vom E22 noch einige kommt und wir werden weiter an ihm entwickeln. Beim Design des E23 kommen wir gut voran. Der E23 sollte ein signifikanter Schritt nach vorne sein. Sowohl bei der Performance, als auch bei der Zuverlässigkeit, die uns und Renault zu Beginn dieses neuen Reglements so gefuchst hat.