Es ist leise geworden - nicht um die Formel 1, sondern die Formel 1 selbst. Schon als die genauen Eckdaten des neuen Reglements feststanden, machten sich einige um die Soundkulisse der Königsklasse Sorgen. Nach den ersten Testläufen auf den Prüfständen schwärmten die Ingenieure noch: "Als ich beim ersten Prüfstandtest dabei gestanden habe, hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht", erzählte Mercedes' Andy Cowell.

Auf dem Prüfstand soll der Sound gut gewesen sein, Foto: Mercedes-Benz
Auf dem Prüfstand soll der Sound gut gewesen sein, Foto: Mercedes-Benz

Bei den ersten Testfahrten in Jerez war der Grundtenor schon nicht mehr so positiv. "Lasst uns warten, bis 22 Autos gleichzeitig fahren", hieß es nur von vielen Seiten. Der Saisonauftakt im Albert Park zeigte dann, dass auch dieses Szenario den Sound nicht viel besser macht. Zwei Autos sind lauter als eines, 22 sind viel lauter - aber nicht 22 Mal so laut.

Mathematisch gesehen gleicht das subjektive Hörempfinden einer ln-Kurve. Heißt, dass es mit zunehmender Anzahl an Fahrzeugen zwar lauter wird, aber eben die Lautstärke nicht linear zunimmt, sondern die Kurve schnell stagniert.

Mathematik beiseite: Das eindeutige Ergebnis der Umfrage von Motorsport-Magazin.com deckt sich mit den durchwegs kritischen Stimmen der letzten Woche. 27 Prozent der User sind der Meinung, dass sich die neuen Power Units "schlimmer als eine elektrische Zahnbürste klingt." 45 Prozent sahen es nicht ganz so tragisch aber fragen sich, nach welchem Sound wir überhaupt gefragt haben.

Ihnen gegenüber stehen lediglich 14 Prozent, denen der Turbo-Sound gefällt. Immerhin 8 Prozent meinen, sich an die neue Geräuschkulisse zu gewöhnen, der Rest kann der Diskussion - frei nach Shakespeares "much ado about nothing" - nichts abgewinnen.

Wie reagieren die Verantwortlichen?

Die Formel 1 hat ein Sound-Problem. So viel steht fest. Doch was jetzt? Einige sprechen bereits von einem anderen Auspuff, der die hitzige Debatte etwas beruhigen kann. Doch dass eine Änderung schnell kommt, darf wohl zumindest angezweifelt werden.

FIA Präsident Jean Todt signalisierte zumindest Bereitschaft, Änderungen für den Sound zu unternehmen. "Der Sound ist jetzt offensichtlich anders. Wenn man damit Probleme hat und sich die Teams auf etwas einigen können, dann können wir nach einer Lösung suchen, um die Formel 1 wieder etwas lauter zu machen." Todt spielt den Ball also den Teams zu.

Marussias Sportdirektor Graeme Lowdon fürchtet zwar ebenfalls um den "Wow-Effekt" der Formel 1, kann sich aber schwer vorstellen, dass die Teams besonders viel Energie für dieses Thema aufwenden. "Sie haben im Moment alle Hände voll damit zu tun, ihre Autos zum Funktionieren zu bekommen, aber ich wäre nicht überrascht wenn es zumindest eine kleine Bewegung in diese Richtung gäbe", so der Brite bei Skysports.