Vor wenigen Wochen schien die Meldung, dass Bernie Ecclestone erwägt, den insolventen Nürburgring zu kaufen, für viele wie ein Licht am Ende des Tunnels. Nun sieht die ganze Angelegenheit deutlich nüchterner aus, denn die Wirtschaftswoche berichtet, dass Ecclestone noch kein verbindliches Kaufangebot abgegeben hat. Die beiden Insolvenzverwalter Jens Lieser und Thomas Schmidt versuchen offenbar seit Wochen vergeblich, mit dem Formel-1-Zampano Kontakt aufzunehmen.

Ein weiteres, wenig positives Zeichen ist, dass Ecclestone zwar Zugang zum sogenannten Datenraum erhalten haben soll, in dem er die Geschäftsunterlagen der Nürburgring GmbH einsehen kann, aber weder er noch seine Mitarbeiter oder Anwälte von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht haben. Die Wirtschaftswoche berichtet zudem, dass das Interesse in Wirklichkeit nicht von Ecclestone selbst, sondern von der Formula One World Championship Limited, einem Unternehmen der Formula One Group, ausgeht. Es soll Gespräche geben, aber noch kein verbindliches Kaufangebot.

Die Zukunft der Traditionsstrecke ist nach wie vor nicht geklärt., Foto: Sutton
Die Zukunft der Traditionsstrecke ist nach wie vor nicht geklärt., Foto: Sutton

Damit scheinen derzeit nur zwei Bieter für einen Kauf des Nürburgrings und der angeschlossenen Anlagen in Frage zu kommen. Der eine ist Capricorn, ein Automobil- und Motorsportzulieferer, der die Nordschleife seit 20 Jahren als Teststrecke nutzt. Das Angebot in Höhe von etwa 50 Millionen Euro könnte jedoch zu niedrig sein.

Finanziell ist der zweite potentielle Käufer, HIG Capital, deutlich besser aufgestellt. Der Finanzkonzern verwaltet ein Vermögen in Milliardenhöhe, beschäftigt sich mit Immobilien, Kreditvergabe und fördert Unternehmen der Biowissenschaften. Den Nürburgring will das Unternehmen mit Hilfe von Investmentbanker Meyrick Cox, der mehrfach bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring antrat, ein Haus an der Strecke besitzt und gute Kontakte zur Formel 1 haben soll, und Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, der den Bau der Strecke Bilster Berg über einen Fond finanziert hat, sanieren.

Offenbar haben die Insolvenzverwalter die Hoffnung auf ein ernsthaftes Angebot von Ecclestone jedoch noch nicht aufgegeben, denn sie sollen über eine weitere Verlängerung der Bietfrist nachdenken, die noch eine Woche läuft. Der Abschluss des Kaufs könnte sich angeblich bis Ende Oktober, im schlimmsten Fall Ende Dezember ziehen.