Ein Funkspruch, eine kurz angebundene Antwort - alle Welt lacht. Normalerweise ist Kimi Räikkönen der Verursacher dieser Lacher; in Indien war er am anderen Ende des Funkspruchs. Diesmal lachte niemand. Aufregung, Beschimpfungen und nachträgliche Entschuldigungen waren die Folge. Einige verloren ihre guten Manieren, andere komplett den Verstand.

Chronologie eines Funkspruchs

Start Kimi Räikkönen steht auf Startplatz sechs, Romain Grosjean nach seinem Q1-Aus auf Startplatz 17.

Runde 7 Räikkönen wechselt von der weichen auf die mittlere Mischung.

Runde 13 Grosjean wechselt von der weichen auf die mittlere Mischung.

Runde 40 Räikkönen liegt nach Mark Webbers Ausfall auf Platz zwei.

Runde 41 Grosjean übernimmt Platz vier.

Runde 52 Nico Rosberg überholt Räikkönen.

Runde 52 Räikkönen ist Dritter, Grosjean Vierter mit mehr als acht Sekunden Rückstand.

Runde 56 Grosjean greift Räikkönen an, kommt neben die Strecke und reiht sich dahinter ein.

Runde 56 Funk: "Kimi, get out of the fucking way!" - "Don't shout fucking, I'll let him by when I have a chance but not in a fast corner."

Runde 56 Grosjean überholt Räikkönen, der auch noch hinter Felipe Massa zurückfällt.

runde 57 Grosjean fährt seine persönlich schnellste Runde des Rennens.

Runde 58 Räikkönen kommt zum zweiten Reifenwechsel an die Box.

Runde 60 Räikkönen fährt die schnellste Rennrunde.

Rundenzeiten-Vergleich

Runde Räikkönen Grosjean Unterschied
41 1:29.638 (2.) 1:30.098 (4.) +0.460
42 1:30.017 (2.) 1:29.970 (4.) -0.047
43 1:29.562 (2.) 1:29.725 (4.) +0.163
44 1:29.768 (2.) 1:29.841 (4.) +0.073
45 1:30.017 (2.) 1:29.604 (4.) -0.413
46 1:29.768 (2.) 1:29.846 (4.) +0.078
47 1:29.845 (2.) 1:29.595 (4.) -0.250
48 1:29.851 (2.) 1:29.507 (4.) -0.344
49 1:30.002 (2.) 1:29.316 (4.) -0.686
50 1:30.212 (2.) 1:29.066 (4.) -1.146
51 1:30.449 (3.) 1:29.266 (4.) -1.183
52 1:31.408 (3.) 1:28.990 (4.) -1.418
53 1:30.861 (3.) 1.29.031 (4.) -1.830
54 1:31.106 (3.) 1:29.137 (4.) -1.969
55 1:31.684 (3.) 1:28.997 (4.) -2.687
56 1:33.911 (5.) 1:31.565 (3.) -2.346
57 1:32.648 (5.) 1:28.796 (3.) -3.852
58 1:36.345 (7./Box) 1:28.933 (3.) -7.422
59 1:48.118 (7./Outlap) 1:29.254 (3.) -18.864
60 1:27.679 (7.) 1:30.733 (3.) +3.054

Warum verlor Räikkönen am Ende so viel Zeit gegen Grosjean?

Das Rennen begann für den Finnen bereits mit Problemen. "Die ersten 20 Runden bin ich nahezu ohne Bremsen gefahren", erklärt er. "Sie haben massiv überhitzt und jedes Mal, wenn ich an einem Gegner dran war, versagten die Bremsen." Gegen Rennende zerbröselten die Reifen des Finnen, der sechs Runden früher zum ersten Reifenwechsel kam als sein Teamkollege. Räikkönen wechselte in Runde 7, Grosjean in Runde 12. "Wenn Kimis Reifen nicht abgebaut hätten, wären beide Piloten auf dem Podest gestanden", so Teamchef Eric Boullier. "Aber die Reifen bauten nun einmal ab."

Warum gab es nach Rennende so viel Aufruhr?

"Es scheint, als hätte ich ein paar Leute verärgert, als ich Kimi angeschrien habe", teilte Lotus-Chefingenieur Alan Permane nach Rennende mit. Permane hatte in der Hitze des Gefechts in den Funkverkehr eingegriffen und sich mit seiner Wortwahl den Unmut einiger "Fans" des Finnen zugezogen. "Ich kann verstehen, dass das für die Hardcore-Kimi-Fans nicht in Ordnung ging, aber was für mich nicht in Ordnung geht, ist, dass einige Leute meine Familie aufgrund des Funkspruchs mit dem Tod bedrohen."

Die Stimmen der Beteiligten

Kimi Räikkönen: "Es ist normal, dem Teamkollegen aus dem Weg zu gehen - aber nicht in einer schnellen Kurve."

Romain Grosjean: "Kimi war in einer schwierigen Situation. Ich bin auf die Außenseite gegangen und er hat mit in diesem Moment einfach nicht gesehen. Ich musste auf meinen Motor aufpassen und wusste, dass Felipe Massa von hinten mit deutlich frischeren Reifen ankommt. Ich habe zwar etwas Zeit verloren, aber das ist egal."

Eric Boullier, Teamchef - nach Rennende: "Hinter den Fahrern steht ein Team und an dieses Team müssen beide Fahrer denken. Sicher ist Kimi ein Racer und kämpft dementsprechend um jede Position und unter gewissen Umständen, habe ich damit kein Problem. Aber wenn die Reifen abbauen und man zwei Sekunden langsamer als der Teamkollege ist, dann sollte man daraus kein Drama machen."

Alan Permane, Chefingenieur - nach Rennende: "Es war von Kimi nicht nötig Romain einen so harten Kampf zu liefern, denn seine Reifen waren am Ende."

Eric Boullier, Teamchef - am Montag: "Romain war zwei Sekunden pro Runde schneller als Kimi, es war also gar nicht wirklich eine Teamorder. Mit der Aufforderung an Kimi, Romain ziehen zu lassen, wollten wir lediglich sichergehen, dass Massa uns nicht den Podiumsplatz wegschnappt. Im Nachhinein betrachtet hätte man Kimi das auch weniger emotional sagen können. Wir waren in diesem Moment einfach sehr angespannt, weil wir einige technische Probleme hatten, aber einige der Worte, die da verwendet wurden, waren einfach nicht angemessen. Ich weiß, dass wir damit viele Leute verärgert haben und dafür kann ich mich im Namen des Teams nur entschuldigen. Es wird nicht mehr passieren."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint - Motorsport ist Leidenschaft und natürlich hält es keinen Fan ruhig auf dem Sitz, wenn sein Pilot von Teamseiten aufgefordert wird, aus dem Weg zu gehen - vor allem, wenn diese Aufforderung nicht gerade höflich von statten ging. Es ist okay, sich als Fan darüber aufzuregen und seinen Fahrer zu verteidigen. Nicht okay ist, aufgrund eines Funkspruchs die Familie eines anderen mit dem Tod zu bedrohen. Über Internet ist es einfach, solche Drohungen auszusprechen, weil man anonym, ohne Gesicht ist - dennoch sind solche Leute keine echten Fans. Und das ist so noch höflich formuliert... (Kerstin Hasenbichler)