Schlechte Luft, schlechtes Rennen...
Christian Danner: Wenn man mit dem F1-Tross reist, dann lernt man einige Länder kennen, die das mit der Feinstaubbelastung etwas entspannter sehen. Aber was hier jedes Jahr in Neu Delhi passiert, ist schon gewöhnungsbedürftig. Man hat dauernd dicke Augen, leichten Husten - es ist wirklich erstaunlich, dass es so etwas gibt. Was auch erstaunlich ist - und das ist wohl die wichtigste Meldung des heutigen Tages - die F1 fährt tatsächlich. Ich möchte das ein bisschen näher erläutern. Diese Besteuerung bedeutete, dass die Teams 1/19 bzw. 1/20 ihres Jahresgewinns hier versteuern müssen.

Das ist jetzt vom Tisch...
Christian Danner: Nein, das ist es nicht. Aber es ist indisch gelöst worden, d.h. das Thema ist verschoben worden. Das Gesetz sagt ganz klar, dass die Teams, die hier herumfahren und Motorsport betreiben, einen substanziellen Teil ihres Jahresbudgets an den indischen Staat abdrücken müssen. Das Gesetz gab es von Beginn an, was bedeutet, dass sich eine ganze Menge Geld angesammelt hat. Der Supreme Court ist dafür zuständig und wurde jetzt eingeschaltet. Doch der sagt nur 'schauen wir einmal'. Das muss man sich mal vorstellen. Ich kann mir gut vorstellen, dass nach dem Jahr Pause 2014, der eine oder andere sagen wird, dass die F1 nicht unbedingt wieder nach Indien muss. Das ist die Quintessenz des heutigen Vormittags.

Auf der Strecke zeigte sich das übliche Bild.
Christian Danner: Was auf der Strecke passierte, war recht überschaubar, weil es sich nur auf einen Mann bezog, nämlich auf Sebastian Vettel. Man hat gesehen, dass er sich nicht damit zufrieden gibt, hier als Dritter, Vierter oder Fünfter über die Ziellinie zu fahren, um damit den Titelsack vorzeitig zu zumachen. Im Gegenteil! Er ist hier, um das Rennen zu gewinnen. Das finde ich schön zu sehen. Wenn man sich die Zeiten anschaut, dann hat Vettel gute Karten.

Seine schnellste Runde hat Seb abgebrochen. Diese wäre noch einmal um fünf Zehntel schneller gewesen.
Christian Danner: Er dominiert nach wie vor.

Bisher hat er in Indien jede Runde im Rennen angeführt.
Christian Danner: Das ist ein ganz besonderer Rekord. Er schickt sich gerade an, sämtliche Rekorde, die von Michael Schumacher aufgestellt worden sind, in Angriff zu nehmen. Um die Rekorde zu brechen, ist er noch ein bisschen weit weg, wobei bei vier Titel fehlen ihm nicht ihm mehr so viele, um mit Schumacher gleichzuziehen.

Schumacher hat gesagt, dass Vettel zu einem anderen Team wie Ferrari wechseln muss, um endlich Anerkennung zu kriegen. Würdest du das unterschreiben?
Christian Danner: Nein! Die Arbeit ist schwer genug und was Red Bull leistet, ist unglaublich. Als Rennfahrer sollte man sich mit dem Team und dem Auto ins Bett legen, was am Schnellsten ist. Wer das im Moment ist, daran gibt es keinen Zweifel - und zwar Red Bull. Deswegen macht er alles richtig, wenn er hier bleibt, natürlich so lange Red Bull so gut ist. Wer weiß, was in der Zukunft passiert. Red Bull könnte ja auch aufhören oder McLaren könnte wieder attraktiv werden. Solche Vorgänge kann man nur aus der Situation heraus beurteilen.

Viele Fahrer träumen den Ferrari-Traum. Ist es nachvollziehbar, dass viele Piloten einmal in ihrer Karriere für Ferrari fahren wollen.
Christian Danner: Ehrlich gesagt, kann ich es mir nicht vorstellen, dass es so attraktiv ist für Ferrari zu fahren. Man muss ja nur schauen, was im Moment mit einem Alonso bei Ferrari passiert. Ist es etwa erstrebenswert, sich politisch aufzureiben und seine Energie in sinnlose Motivierungstaktiken bzw. in fruchtlose Motivierungskonzepte in Sachen Technik zu stecken, um hinterher herauszufinden, dass man gnadenlos hinterher fährt. Für einen Fahrer zählt nur der Erfolg und das sind GP-Siege. Es ist sicherlich schön, wenn man mit Ferrari gewinnen kann wie einst Schumacher. Wenn alles passt wie bei ihm damals, fahre auch ich gern für Ferrari, aber nicht wegen Ferrari, sondern weil ich dort gewinnen kann. Und wenn beides zusammenkommt - mit Ferrari zu gewinnen - dann ist das etwas Besonderes, dass sich jeder Fahrer mal erleben sollte. Aber warum sollte Vettel die Rolle eines Alonsos spielen wollen?