Es ist ein wichtiger Kritikpunkt am Motorsport im Allgemeinen und an der Formel 1 im Speziellen. Die Umweltbedenken werden wohl auch in Zukunft der wunde Punkt des Motorsports bleiben - einziger Lichtblick könnte die Formel E werden. Der dritte Teil unserer Serie "Die Hintergründe der Formel 1" setzt sich mit der tatsächlichen Umweltbedrohung durch die Formel 1 auseinander. Eine grüne Analyse.

Wie überall im Motorsport stellt sich auch in der Formel 1 die Frage der ökologischen Sinnhaftigkeit. Der Benzinverbrauch eines Formel 1-Wagens beträgt 60 - 80 Liter pro 100 Kilometer, das entspricht knapp dem Zehnfachen eines Straßen-PKWs. In der Saison 2007 lag der Verbrauch aller Autos im Feld der Formel 1 bei allen Rennen, Trainings und Tests zusammen bei ungefähr 150.000 Litern Kraftstoff. Diese Menge wirkt zwar auf den ersten Blick gewaltig, doch sie entspricht dem Verbrauch einer Boeing 747 auf dem Flug von Frankfurt nach Tokio. Im Gegensatz zu früher, als die Fahrzeuge mit speziellem Treibstoff mit einer besonders hohen Oktanzahl und dadurch bedingt höherem Schadstoffausstoß betrieben wurden, ist im aktuellen Reglement verankert, dass mit handelsüblichem Super-Plus-Treibstoff gefahren werden muss, dem 5, 75% Biokraftstoff beigemengt werden.

Honda sorgte 2008 mit diesem Auto für großes Aufsehen. Doch wieviele Taten folgten dieser Botschaft?, Foto: Hartley/Sutton
Honda sorgte 2008 mit diesem Auto für großes Aufsehen. Doch wieviele Taten folgten dieser Botschaft?, Foto: Hartley/Sutton

Dennoch stoßen die hochgezüchteten Motoren ohne die im Straßenverkehr vorgeschriebenen Umweltschutzmaßnahmen 1.500 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Der Durchschnittswert für Straßenwagen liegt bei 160-170 Gramm, die EU versucht diese Zahl mittelfristig auf 130 zu reduzieren. Der Anteil der Formel 1 am gesamten weltweiten CO2-Ausstoß beträgt laut einer Berechnung der Welt-Zeitung 0,0000035%.

Aufgrund der immer größer werdenden Nachfrage nach Fahrzeugen mit geringem Kraftstoffverbrauch am Automobilmarkt ist die Formel 1 seit 2007, als die Aktion "Make Cars Green" von der FIA ins Leben gerufen wurde, bestrebt, ihr Image in punkto Umweltfreundlichkeit kräftig aufzupolieren,. Seither wurde neben der Regelung zur Beimischung von Biotreibstoff auch noch KERS (Kinetic Energy Recovery System) eingeführt, ein System zur Rückgewinnung der Bremsenergie, das mit bis zu 150 PS helfen soll, den Verbrauch und Ausstoß der Motoren zu verringern.

Nach monatelangen Verhandlungen wurde im Dezember 2010 festgelegt, ab 2013 kleinere 1,6-Liter-Motoren mit vier Zylindern und einer komplexen Turboaufladung einzusetzen, die die alten Motoren mit 2,4 Litern Hubraum und acht Zylindern ablösen sollten. Durch diese Regeländerungen sollte der Spritverbrauch um 35% gesenkt werden. Nach langen Konflikten zwischen FIA und Teams wurden diese Änderungen auf 2014 verschoben, jedoch nicht in der ursprünglichen Form, sondern mit sechs Zylindern und einem modifizierten KERS-System.

Eine Verringerung des Verbrauchs der Rennfahrzeuge ist in der Formel 1 jedoch eine Verbesserung, die rein zu Marketingzwecken durchgeführt wird. Denn eigentlicher Schadstoffproduzent sind nicht die Fahrzeuge auf der Strecke, die im Jahr nur etwas mehr als 5000 Kilometer zurücklegen, sondern der Transport des Materials zu Rennstrecken und Flughäfen, sowie die Transatlantikflüge der Teammitglieder.

Alleine durch den Flugzeugtransport, der den Rennzirkus samt Mannschaften, Fahrzeugen und mobilen Werkstätten im Verlauf einer Saison mehrfach rund um den Globus bringt, werden große Mengen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 ausgestoßen. Unter enormem logistischem Aufwand legt jedes Team pro Saison eine Strecke von 160.000 km zurück, das entspricht der vierfachen Länge des Äquators. Das zu jedem einzelnen Rennen transportierte Gewicht pro Team beträgt dabei 300 Tonnen. Während Ausrüstung wie die mehrstöckigen Hospitality-Bauten und alles andere über eine ganze Saison gleichbleibende Material per Schiff oder mit bis zu 24 LKWs pro Team verschickt wird, werden kostbare elektronische Geräte und die drei Autos, die bei jedem Rennen vor Ort sein müssen, per Flugzeug an die Rennstrecke gebracht. Zuletzt reisen Mitarbeiter und Fahrer ebenfalls per Flugzeug an.

Insgesamt werden so in der Saison 2013 33 Autos, 54 Motoren und Ersatzteile in sechsfacher Ausfertigung transportiert. Dass der dabei produzierte Schadstoffausstoß enorm ist, dürfte selbstverständlich sein.

Lesen Sie morgen: Die durch den Formel 1-Tross verursachten Umweltschäden und die Gegenmaßnahmen der FIA.