Bis zuletzt hatte Christian Horner ein großes Geheimnis aus der Cockpitfrage für 2014 bei Red Bull gemacht. Selbst beim vergangenen Rennwochenende in Spa pochte der Teamchef darauf, dass es neben Daniel Ricciardo noch andere Optionen gebe. Dabei keine Rolle spielte allerdings Jean-Eric Vergne, der aktuell noch neben Ricciardo bei Toro Rosso fährt. Während der Australier bereits in seiner dritten Saison in der Formel 1 unterwegs ist, bestreitet Vergne sein zweites Jahr. Allerdings: Der junge Franzose war erfolgreicher als Bald-Red-Bull-Pilot Ricciardo, in der Meisterschaft liegt er aktuell einen Punkt vor seinem Teamkollegen. Ein Grund für den einen oder anderen Vergne-Befürworter, Red Bulls Entscheidung zu hinterfragen.

Das Team machte allerdings deutlich, dass allein die Ergebnisse nicht immer zählen. "Ricciardo war zu diesem Zeitpunkt die bessere Entscheidung", sagte Horner nun in Monza. "Wir haben uns alle Daten und Informationen angeschaut und Daniel gewählt. Es war natürlich keine einfache Entscheidung und Jean-Eric wird sich noch weiterentwickeln - aber wir hatten das Gefühl, dass Daniel sich diese Gelegenheit verdient hat." Nach dem Rennwochenende in Belgien hatte sich Horner intensiv mit Adrian Newey, Helmut Marko und Dietrich Mateschitz über das vakante Cockpit bei den Bullen unterhalten und schließlich am vergangenen Montag Daniel Ricciardo offiziell als neuen Mann präsentiert.

Auch Sebastian Vettel konnte die Entscheidung pro Ricciardo nachvollziehen - unabhängig von eingefahrenen Meisterschaftspunkten. "Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, dann ist das fair", so der amtierende Weltmeister. "Daniel war insgesamt etwas konstanter. Aber in Sachen Speed liegen die beiden ziemlich nah beieinander, da besteht kein großer Unterschied." Am Ende fiel die Wahl auf jeden Fall auf einen Fahrer aus dem Juniorenprogramm von Red Bull, wenngleich Horner betonte, dass dies bei der Entscheidung nicht ausschlaggebend gewesen sei: "Wir wollen die beiden besten Fahrer und es war nie eine Bedingung, dass wir einen Red-Bull-Junior holen - nur, wenn sie gut genug sind."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Richtig, Vergne hat mehr WM-Zähler eingefahren als Ricciardo und oftmals ist es in einem Team so, dass der bessere Fahrer auch in der Gesamtwertung die Nase vorn hat. Bei den beiden Toro-Rosso-Youngster sah die Geschichte aber etwas anders aus. Ein Jahr mehr Erfahrung in der Formel 1 ist Gold wert und nicht mit einem einzigen WM-Zähler aufzuwiegen. Ricciardo hat sich seine ersten Sporen bereits verdient, Vergne muss sich noch beweisen. Ich frage mich aber: Wie wäre die Entscheidung wohl ausgefallen, wenn Vergne drei und Ricciardo erst zwei Jahre Formel 1 auf dem Buckel gehabt hätte? (Robert Seiwert)