Eine 1:19.862 stand in Q2 wie in Stein gemeißelt. Von Sebastian Vettel auf gebrachten Reifen gefahren. Kaum jemand zweifelte daran, dass der Heppenheimer sich rund 15 Minuten später den Jubel für Startplatz eins abholen würde - von wegen. Weniger als ein Zehntel fehlte dem Red-Bull-Mann schließlich auf die Pole-Zeit von Lewis Hamilton. "Viel hat nicht gefehlt, aber meine beiden Runden waren okay", analysierte Vettel, der am Morgen noch nicht mit einer Chance auf Pole gerechnet hatte. "Ich bin ziemlich glücklich. Ich habe hier und dort ein wenig verloren und glaube, die Pole war drin."

Die Leistung Hamiltons bezeichnete Vettel als außerordentlich, blicke man auf den Zeitunterschied zu dessen Teamkollege Nico Rosberg. Seit Silverstone beißt sich der Heppenheimer nun die Zähne an Hamilton aus. "Mercedes ist noch immer flink. Sie sind im Qualifying eine wirklich harte Nuss zu knacken, aber wir werden es weiter probieren", lachte Vettel. Ein möglicher Grund für den Zeitverlust könnte in Sektor zwei liegen, wo Vettel sich im Kurven-Geschlängel als zu wenig aggressiv beschrieb. "Aber es ist dumm, jetzt hier zu sitzen und zu sagen, vielleicht hätten wir dies oder das nicht tun sollen."

Umso mehr, da Vettel um die Reifenschwäche der Mercedes weiß. Eine Prognose will er aufgrund des Wetters aber noch nicht abgeben. "Morgen soll es nochmals heißer als am Freitag werden. Das kann die Balance beeinflussen", mutmaßte der Red-Bull-Mann. Am liebsten würde er sich das Spektakel ohnehin mit freiem Blick ansehen, die schmutzige Seite der Startaufstellung sieht er dabei sogar eher als Vorteil. "Vielleicht ist das nicht verkehrt. Ich starte auf der inneren Seite und der Weg zur ersten Kurve ist relativ lang. Vielleicht gibt mir Lewis Windschatten und ich kann gleich vorbeigehen."

In das Rennen selbst geht der dreifache Weltmeister voller Zuversicht, schließlich verliefen die Longruns am Freitag und Samstagmorgen sehr gut. "Wir haben einen guten Rennspeed", so Vettel. Dennoch will er Mercedes nicht abschreiben. Hamilton sei auf Pole und damit der Erste, den es zu schlagen gelte. "Ich weiß nicht, wie sehr ihre Reifen leiden werden, aber wir sind hier auch nicht auf Urlaub oder cruisen herum. Wir müssen hart arbeiten und für niemanden wird dieses Rennen einfach."

Dabei wirft der Deutsche immer wieder einen Blick nach hinten, wo Romain Grosjean im Lotus wartet. "Er ist hier sehr schnell unterwegs und die Lotus sind bei den heißen Temperaturen nicht zu unterschätzen", warnte Vettel und vergisst dabei auch WM-Konkurrent Fernando Alonso auf Rang fünf nicht. "Ferrari war am Wochenende sehr schnell unterwegs. Blickt man auf die bisherigen Rennen, hatten sie immer einen ordentlichen Speed und ich erwarte hier nichts anderes."