Für Adrian Sutil ist der Ungarn GP das 100. Rennen seiner Karriere. Das Rennen ist für ihn auf der einen Seite etwas Besonderes, auf der anderen Seite aber auch eines wie jedes andere. "Es ist eine besondere Zahl. Es ist schön, aber es ist nicht so, dass ich deshalb anders ans Werk gehe", stellte er klar. "Ich versuche, das Beste herauszuholen."

Nichtsdestotrotz kann der Force-India-Pilot der Zahl 100 etwas abgewinnen. "100 Grands Prix sind besser als einer - 100 Mal besser", scherzte er. "Nach Spa habe ich 101 - das ist auch eine schöne Zahl. Jede Zahl kann etwas Schönes bedeuten", relativierte er. Sein 111. GP wird dennoch etwas Besonderes, da Sutil am 11.1. geboren wurde. "Ich kann eigentlich jeden Tag etwas feiern." Zur Feier seines 100. Rennens hofft er auf eine Überraschung. "Nach 100 Rennen in einem Team erwarte ich das fast", meinte er schmunzelnd. "Vielleicht ein Auto aus Kuchen oder noch etwas Schöneres. Vijay [Mallya; Teamchef] kommt am Samstag. Vielleicht hat er eine Überraschung."

Ob eine Vertragsverlängerung das passende Geschenk wäre? "Vielleicht. Ich weiß nicht, ob ich das unterschreiben muss", relativierte er. Man müsse immer seine Möglichkeiten im Blick haben. "Es ist schön, Angebote zu haben, aber ich treffe am Ende die Entscheidung. Es ist noch etwas früh."

Wie verhext

Zeit ist es dagegen für einen Podestplatz - sowohl für ihn als auch das Team, das seit Giancarlo Fisichella in Belgien 2009 keinen der ihren bei einer Siegerehrung sah. "Es gab ein paar Chancen, nicht nur für mich, auch für Paul [di Resta] oder Nico [Hülkenberg]. Aus irgendeinem Grund hat es nie geklappt - es ist wie verhext!", klagte er. "Jeder macht Fehler hier im Fahrerlager, aber wenn die Top-Teams einen Fehler machen, dann sind sie immer noch Dritter. Wenn wir einen Fehler machen, dann sind wir 10. oder 11. und haben nicht einmal Punkte. Das ist so extrem in dem Bereich, in dem wir sind. Wir müssen alles zu 110 Prozent hinbekommen, um eine Chance auf's Podest zu haben."

In Silverstone sei das Team nah dran gewesen, ohne das Safety Car hätte alles ganz anders aussehen können. "Ich dachte: Jetzt hast du es! Aber am Ende fehlt noch ein bisschen. Aber wir sind dran", gestand er. Sutil betonte, wie viel das Team trotz verpasster Chancen auf's Podest in sieben Jahren Formel 1 erreicht hat. Dabei unterstrich er vor allem, dass Force India ein sehr effizientes Team ist, das ohne großes Budget auskommt. "Red Bull ist seit neun Jahren dabei, sie sind drei Mal Weltmeister geworden. Der Durchbruch kam nach fünf Jahren", zeigte er auf. "Aber sie haben doppelt so viel Geld."

Keine Angst

Force Indias "Kapital" in der ersten Saisonhälfte war der reifenschonende VJM06. Mit der Einführung von überarbeiteten Reifen nach der Serie an Reifenschäden auf dem Silverstone Circuit schien dieser Vorteil jedoch zu schrumpfen. "Ich glaube schon, dass wir besser zurechtkamen in der ersten Saisonhälfte. Das kann jetzt umschlagen oder ausbalancierter sein. Trotzdem habe ich keine Angst. Wir sind immer noch gut genug für die Top-10", erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich bin 98 Runden mit dem Reifen gefahren - ich weiß nicht, ob er besser passt. Das Fahrverhalten ist anders, wesentlich konstanter, und sie sind auf eine Runde einfacher zu verstehen", analysierte er. "Aber das war nur das, was wir in Silverstone [beim Young Driver Test] gesehen haben. Das kann hier anders aussehen."

Unabhängig von den Reifen lautet das Ziel bei Force India, vor Technikpartner McLaren zu bleiben. "Das wäre auch finanziell ein guter Schub. Im Moment sind wir zehn Punkte vor ihnen", sagte Sutil. "Wir sind Partner von McLaren und vor ihnen, was sich für sie wohl nicht so schön liest. Wir dürfen aber vor ihnen bleiben", fügte er zwinkernd hinzu.