Vorne war man sich in der Formel 1 einig. Die weichen Reifen für die entscheidenden Runden in Q3 sollten das bestmögliche Ergebnis bringen. Lediglich Ferrari scherte aus und setzte auf die härtere Mischung. Die Rechnung ist denkbar einfach: die weichen Reifen der Spitze bauen ab, alle kommen an die Box und im Verkehr wieder heraus. "In diesem Moment müssen wir Druck machen, als wäre jede Runde eine Qualifying-Runde", erklärte Fernando Alonso die Vorgehensweise.

Für Ferrari gilt die Devise: Wir haben nichts zu verlieren, sondern nur etwas zu gewinnen. Viel mehr wäre laut Technikdirektor Pat Fry mit den weichen Reifen ohnehin nicht drin gewesen: "Obwohl Felipe und Fernando in Q1 und Q2 vorne waren, blieben wir bei unserem Plan. Wir glaubten nicht an die Möglichkeit, um die ersten Reihen zu kämpfen und zogen es vor, bei unserer Pace zu bleiben und eine andere Strategie zu wählen."

Nun besteht zumindest die Chance auf den 15. Ferrari-Sieg auf dem Nürburgring. Wäre die Scuderia mit dem Strom geschwommen, wären Alonso und Felipe Massa vermutlich auf den Rängen sechs und sieben gelandet und im Rennen wie alle anderen früh an die Box gefahren. Eine recht schwierige Ausgangslage, denn mit Lotus dürfte im Rennen ein ebenbürtiger Gegner warten, Red Bull und Mercedes sollten sogar einen Schritt voraus sein.

Fernando Alonso hat noch nie mit Ferrari in der Eifel gewonnen, Foto: Sutton
Fernando Alonso hat noch nie mit Ferrari in der Eifel gewonnen, Foto: Sutton

Mercedes-Teamchef Ross Brawn bleibt skeptisch. "Es gibt ein Pro und ein Contra", so Brawn. Schließlich muss Ferrari dennoch zu irgendeinem Zeitpunkt im Rennen die weichen Reifen einsetzen. "Ob es nun besser ist, die Options am Anfang des Rennens zu fahren, oder am Ende, wird sich erst im Rennen zeigen", überlegte der Brite. Eines sei durch die Reifen aber klar. "Es wird ein Rennen sein, bei dem man bis zu den letzten fünf Runden nicht weiß, wie es ausgehen wird."

Ob diese Strategie am Ende Früchte trägt, wollte Alonso noch nicht spekulieren. Am Wichtigsten ist laut dem Spanier ohnehin, dass sein Ferrari im Rennen schnell ist, denn sonst sei alles Makulatur. "Egal, welche Reifen du aufziehst, bist du schnell, kämpfst du um den Sieg oder das Podium, bist du nicht schnell, ändern auch die Reifen und die Strategie nichts daran", war die einfache Rechnung des Spaniers.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Warum denn nicht? Ferrari weiß, dass bei gleicher Pace mit Lotus und den vermutlich stärkeren Red Bull und Mercedes nicht mehr als ein Top-5-Ergebnis möglich ist. Also ist es nur konsequent, im Qualifying zwei Positionen herzuschenken und etwas anderes zu versuchen. Wenn es nicht gelingt, wird man am Ende wahrscheinlich rund um Rang fünf ins Ziel kommen, klappt der mutige Schritt allerdings, ist Ferrari der Held des Nürburgrings.(Marion Rott)