Nicht das beste Wochenende für das Team in Silverstone?
Eric Boullier: Das Ergebnis des Rennens war sicher nicht genug Belohnung für die Menge an Arbeit, die vom Team erledigt wurde. Die meisten Updates, die wir gebracht haben, haben zwar funktioniert – was ein gutes Zeichen ist – dennoch hatten wir jedoch Probleme, im Qualifying Grip mit den Reifen aufzubauen. Unsere Strategie war bis zur letzten Safetycar-Phase großartig. Wir hätten Kimi zum Boxenstopp reinholen sollen, um zumindest eine Position zu retten und aufs Podium zu kommen. Unglücklicherweise haben wir jedoch den falschen Funkspruch getätigt, für den wir uns später bei Kimi und dem Team entschuldigt haben. Das passiert manchmal und es ist nicht leicht, die richtige Strategie zu finden, wenn das Rennen von so vielen Safetycar-Phasen unterbrochen wird. Wir sind zuversichtlich, dass wir in Deutschland wettbewerbsfähig sein werden und pochen auf Wiedergutmachung. Für Romain war es ein frustrierendes Rennen nach einer starken Samstags-Session, bei der er sogar Kimi geschlagen hat. Es ist sehr unüblich für uns, dass ein Teil versagt, also werden wir seinen Frontflügel genauer unter die Lupe nehmen, um herauszufinden, was da falsch gelaufen ist.

Wie war die Besprechung nach dem Rennen in Silverstone?
Boullier: Wir sind alle erwachsen und ziemlich offen miteinander. Es war im Nachhinein klar, dass wir die falsche Entscheidung getroffen haben. Kein Team kann sagen, dass sie immer die richtige Entscheidung treffen, weder in der Rennstrategie, noch bei der Designphilosophie oder irgendeinem anderen Aspekt unseres Sports. Kimi war nach dem Rennen ziemlich frustriert, was natürlich verständlich ist. Wir würden auch keinen Fahrer haben wollen, der nach so einem Vorfall nicht frustriert ist – aber es gibt keinen Grund, sich schmollend in eine Ecke zu verkriechen; wir sind voll fokussiert, in Deutschland ein gutes Resultat zu erzielen.

Es war nicht die beste Werbung für das Vorhaben des Teams, Kimi in Zukunft zu halten…
Boullier: Kimi ist ein intelligenter Kerl und er wird seine Entscheidung, wo er nächstes Jahr fährt, sicher nicht aufgrund eines einzelnen falschen Funkspruchs treffen. Eine seiner psychologischen Stärken ist, dass er einem klar zu verstehen gibt, wenn ihm etwas nicht passt. Dann fokussiert er sich wieder auf seine Aufgabe und kommt mit der nächsten Herausforderung sehr schnell zurecht. Ihm scheint es zu gefallen, mit dem Lotus F1-Team zu arbeiten und wir tun alles, was in unserer Macht steht, um ihm zu zeigen, dass das der richtige Platz für ihn in der nächsten Saison ist.

Was gibt es Positives über Deutschland zu berichten?
Boullier: Es gibt nichts über den Nürburgring, das uns Sorgen bereitet, also sollten wir in Deutschland wieder auf der Jagd nach Spitzenplätzen sein. Wir haben in Silverstone viele Verbesserungen am Auto verwendet und haben über das ganze Wochenende eifrig Daten gesammelt, also sollten wir hier in der Lage sein, Zeit gutzumachen. Ein anderer positiver Aspekt, den wir aus Silverstone mitgenommen haben, war, dass alle unsere Boxenstopps in oder unter 2.5 Sekunden abgelaufen sind. Es ist großartig, zu sehen, wie sich harte Arbeit auf diesem Sektor bezahlt macht, also möchte ich ein großes Dankeschön an die Boxencrew richten, ebenso wie an die Design- und Produktionsabteilung für die ganze Ausstattung und die relevanten Teile am Auto.

Wie läuft die Weiterentwicklung des E21?
Boullier: Wir sind bereits mit DRD gefahren, sind sehr zufrieden damit und werden es in dieser Saison noch bei weiteren Gelegenheiten einsetzen. Wir haben auch ein neues Aerodynamik-Package entwickelt, das ebenso Vorteile bringt. Nun haben wir beides auf der Strecke ausprobiert und sind glücklich mit den Ergebnissen. Der nächste Schritt ist es jetzt, die beiden Neuerungen miteinander zu kombinieren. Parallel dazu laufen auch viele andere Entwicklungen für das aktuelle Auto und wir werden uns bis zum Ende der Saison noch mächtig ins Zeug legen.

Können wir die Reifen erwähnen?
Boullier: Die Reifen sind aktuell ein heißes Diskussionsthema. Offensichtlich haben wir in Silverstone mehr Reifenschäden gesehen, als wir gewohnt sind und die Leute bei Pirelli analysieren alle Daten, die sie kriegen können. Dieses Thema taucht ständig in den Medien auf, aber am wichtigsten ist, dass der Sport Reifen hat, die in erster Linie sicher sind und in zweiter Linie fair für alle Mitstreiter. Die Reifenschäden in Silverstone haben Bedenken ausgelöst und wir tun alles, um Pirelli zu helfen. Sobald sie ihre Analysen abgeschlossen haben, können anhand dieser Informationen Entscheidungen getroffen werden. Wir stehen – und standen immer - voll hinter jeder Entscheidung zu einem Wechsel der Reifen aus Sicherheitsgründen. Wir haben nie darauf gepocht, mit Reifen zu fahren, die laut Pirelli ein Potential haben, ein Sicherheitsrisiko zu werden.