Während des Rennens explodierten gleich vier Hinterreifen - bei Hamilton, Massa, Vergne und Peréz. Für Letzteren war es sogar der zweite Reifenschaden an diesem Wochenende. Das allgemeine Fazit: die aktuelle Reifenproblematik ist inakzeptabel. "Ich wollte mein Leben nicht für diese verdammten Reifen riskieren", stellte Lewis Hamilton klar. "Wir haben ein großes Sicherheitsproblem, das ist nicht zu akzeptieren. Wir haben die Reifen nach Barcelona getestet, um genau dieses Problem zu lösen, aber nichts hat sich geändert."

Dem Mercedes-Piloten ging es bei seiner Kritik in keiner Weise um den verlorenen Sieg in Silverstone, sondern um die Sicherheit. "Es hätte jemand verletzt werden können. Ich befürchte, dass erst etwas passieren muss, damit etwas getan wird", kritisierte der Brite. Der gleichen Meinung ist auch Sergio Pérez: "Wir riskieren hier unser Leben. Der Reifenschaden passierte bei 250 km/h, Pirelli muss etwas tun. Man darf nicht abwarten, bis etwas passiert." Felipe Massa erklärte: "Heute lag unser Leben in Gottes Hand. Die Sicherheit lag im Rennen bei null."

Stellungnahme von Pirelli

Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery gab nach dem Rennen sofort eine erste Stellungnahme ab und versicherte, dass der Reifenhersteller die Problematik ernst nimmt. "Das war heute nicht vorhersehbar. Es ist ein ganz anderes Problem aufgetaucht, das wir analysieren müssen. Wir müssen verstehen, was passiert ist. Wenn wir die Fakten kennen, dann können wir etwas dazu sagen", erklärte Hembery. Für Niki Lauda ist diese Aussage reines PR-Geschwafel ohne Aussage. Er fordert von Pirelli: Findet eine Lösung!

"Als Pirelli-Chef muss er das sagen. Ich sage: Für Budapest muss man eine Lösung fordern. Ich glaube, dass das technisch möglich ist. Regeln hin oder her, Pirelli muss für Budapest neue Reifen bringen. Ein Fahrer kann tot sein, wenn ihm ein Trümmerteil ins Gesicht fliegt", so der Österreicher. Dass die Kerbs an dem Reifenproblem Schuld sind, hält Lauda für einen 'Blödsinn'. "Ich kann diese dumme Diskussion nicht mehr hören. Kerbs sind auf allen Rennstrecken der Welt, man braucht Reifen, mit denen man die ganze Strecke befahren kann, auch die Kerbs, denn sie gehören dazu. Man muss nicht die Kerbs ändern, sondern die Reifen", stellte Lauda klar.

Während auch Hamilton Diskussionen zwischen der FIA und Pirelli für sinnlos hält und eine sofortige Reaktion fordert, gibt sich sein Teamchef zurückhaltend. "Wir müssen uns das erst einmal genau anschauen. Ich will das Rennen nicht kommentieren, so lange wir nicht alle Fakten kennen", meinte Ross Brawn. Derselben Meinung ist auch Wolff. Die Teams müssten sich jetzt ansehen, was die Ursache war - Debris oder Kerbs. "Wir werden die Sache analysieren und den Reifenhersteller unterstützen", sagte Wolff. Das sei auch der Grund für den Test nach Barcelona gewesen. "Vielleicht verstehen die Leute jetzt, warum wir getestet haben", so Brawn.