Die Formel 1 ist ein schnelllebiges Geschäft. Kaum hat der eine, in diesem Fall Mark Webber, seinen Abschied bekanntgegeben, schießen die Gerüchte über potenzielle Nachfolger aus dem Boden. Einer jener Piloten, dem gute Chancen zugebilligt werden, Webber zu beerben, ist Toro-Rosso-Mann Daniel Ricciardo. "Wenn ich in Silverstone, am Nürburgring und in Budapest drei großartige Ergebnisse erziele und die Erwartungen des Teams vielleicht übertreffen kann, sehe ich nicht, warum ich nicht dabei sein sollte. Ich muss mich auf die nächsten Wochenenden konzentrieren und jeden daran erinnern, dass ich hier bin, um erfolgreich zu sein", äußerte sich der 23-Jährige selbstbewusst zum Kampf um das vakante Red-Bull-Cockpit.

Zwar seien die letzten Rennen nicht nach Wunsch gelaufen, doch Ricciardo hofft, dass er die Zeit erhalten wird, um sich zu empfehlen. "Es ist eine große Herausforderung, aber ich denke, ich habe es selbst in der Hand." Angesprochen darauf, ob er für Red Bull bereit sei, kam es wie aus der Pistole geschossen: "Ja. Ja... ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll, aber ja!" In einer perfekten Welt würde sich Red Bull dazu entschließen, entweder ihn oder Teamkollege Jean-Eric Vergne zu befördern, wie es bei Sebastian Vettel einst der Fall war. "Das ist die Philosophie des Programms und sie würden liebend gerne jemanden von uns glänzen sehen, indem wir starke Rennen fahren und die Entscheidung für sie einfach machen", so Ricciardo Allerdings wäre es auch nachvollziehbar, sollte Red Bull sich dazu entscheiden, Kimi Räikkönen zu wählen, denn immerhin sei er ein Weltmeister und die Bullen das Weltmeisterteam.

Von Transfergerüchten ablenken lassen möchte sich Ricciardo aber nicht. "Es ist doch immer diese Zeit in der Saison, in der man versucht, die Dinge für sich zum Laufen zu bekommen, selbst wenn etwas noch nicht bestätigt wurde", meinte er. "Es wird alles etwas realer, aber ich denke nicht, dass sich etwas ändert." Nach aktuellem Stand wird Ricciardo in der kommenden Saison der einzige Australier im Feld der Königsklasse sein. Ein Umstand, der für ihn jedoch keinen zusätzlichen Druck bedeutet. "Ich bin ein ziemlich entspannter Junge und kümmere mich um diese Dinge nicht so sehr", lächelte er. "Der Druck wird vielleicht größer, wenn ich nach Melbourne komme, aber sonst ändert sich nichts."

Mit Mark Webber verbindet Ricciardo viele gute Erinnerungen. "Er hat mir in der Zeit, als ich in die Formel 1 gekommen bin, geholfen", erzählte der 23-Jährige. "Er hat mich am Abend vor meinem ersten Formel-1-Test angerufen und mir einige Tipps gegeben. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich viel Kontakt zu Mark, aber er war eines meiner Idole und von ihm zu hören, hat mich definitiv motiviert." Auch vor zwei Jahren, als Webber um die Weltmeisterschaft kämpfte, habe er sich Zeit genommen, um mit Ricciardo zu plaudern. "Er half mir so sehr, wie er konnte. Nicht nur ich, sondern ganz Australiern wird ihn vermissen", so der Jungspund. "Aber nun ist es mein Job, dafür zu sorgen, dass Australien wieder jemand hat, für den es die Daumen halten kann."

Die Suche nach der Konstanz

Zuletzt stand Ricciardo ein wenig im Schatten seines Teamkollegen Jean-Eric Vergne, da er in dieser Saison erst zwei Mal in die Punkteränge fuhr. "Das Auto ist nicht immer perfekt, das ist ein Fakt", betonte der Australier. "Ich und das Team müssen uns besser an ein nicht perfektes Auto anpassen." Zuletzt habe man sich bei der Fahrzeugabstimmung zu oft verrannt und in die falsche Richtung gearbeitet, so der 23-Jährige. "Unsere Entscheidungen waren nicht immer optimal", gab er zu. "Ich muss mich an diese Situationen anpassen." Jetzt wisse die Mannschaft allerdings, wo sie steht und das sollte sich auch beim kommenden Rennwochenende in Silverstone widerspiegeln. "Hoffentlich zeigen wir mehr Konstanz und spektakuläre Ergebnisse", grinste Ricciardo. "Ich weiß, dass ich für eines bereit bin."