Premiere für Sebastian Vettel! Der Weltmeister fuhr beim Großen Preis von Kanada einen souveränen Start-Ziel-Sieg ein - seinen ersten in Montreal. Der Lohn: In der WM-Wertung führt er dank des Erfolges mit 132 Punkten deutlich. Fernando Alonso als Zweiter hat bereits 36 Zähler Rückstand. "Das war ein sehr wichtiger Sieg - endlich habe ich dieses Rennen auch abgehakt. Die Sonne war auch da, es war alles perfekt", freute sich der Champion bei der Siegerehrung. "Natürlich hatte ich auch vorher gute Rennen hier, aber es hat nie ganz gepasst. Vor zwei Jahren hat mich ein Fehler in der letzten Runde den Sieg gekostet, das habe ich heute wieder gut gemacht."

Einen Dank schickte der Red-Bull-Pilot auch an sein Team heraus, das bei den Reifenwechseln perfekte Arbeit ablieferte. "Ich konnte das Auto mit den Supersofts gut laufen lassen, aber sie haben wie bei allen anderen auch sehr schnell abgebaut", erzählte er. "Ich hatte ein super Auto, konnte mich gleich absetzen und das Rennen kontrollieren. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man jede Runde peitschen kann und mehr Speed als die anderen. Bei den Boxenstopps hatten wir ja manchmal Probleme, aber heute waren sie perfekt."

Ein paar Schrecksekunden hatte der 25-Jährige allerdings noch zu überstehen. Zunächst war er in Kurve vier haarscharf an der Begrenzungsmauer. "In der Anfangsphase habe ich natürlich versucht zu pushen, weil ich nicht wusste, wie sich das Rennen entwickelt", erläuterte er. "Ich glaube, ich war nicht an der Mauer dran, aber es war sehr eng." Und kurz nach dem zweiten Boxenstopp rutsche er kurzzeitig von der Strecke. "Einmal bin ich fast eingeschlafen", sagte er. "Ich hätte das Auto auch auf Strecke halten können, aber ich wollte keinen Dreher riskieren und habe auf gemacht. In der Runde habe ich etwas Zeit verloren, aber bei dem Vorsprung war das egal." Vettel stellte allerdings klar, dass in der WM trotz der momentan souveränen Führung noch alles offen ist. "Die Meisterschaft ist noch lang, im letzten Jahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt der Saison einen großen Rückstand und konnte trotzdem noch gewinnen", sagte er. "Es kann noch so viel passieren, ich konzentriere mich im Moment nur darauf, die einzelnen Rennen zu gewinnen."

Bei Red-Bull-Berater Helmut Marko war die Freude über den ersten Kanada-Erfolg ebenfalls riesig. "Das war eine super Performance vom gesamten Team - und Seb ist nicht einmal die schnellste Runde gefahren in der letzte Runde", sagte er. "Der Ingenieur hat es ihm noch gesagt." In Sachen Strategie habe die Truppe aus Milton Keynes kurzzeitig umdisponiert, berichtete er. "Wir haben früh gesehen, dass der weiche Reifen nicht über Distanz geht, wie wir kalkuliert haben, und schnell auf zwei Stopps umgestellt. Aber zumindest mit den harten wir keine Probleme."

Ein Sonderlob gab es dann auch noch einmal für Vettel. "Seb ist in Topform, er hatte einen kleinen Ausrutscher, aber das sei ihm gestattet bei dem Vorsprung", meinte er. "Das war schon eine große Last hier, weil wir schon so oft in Führung gelegen habe. Endlich ist es uns auch gelungen, das nach Hause zu bringen."