Neue Wende in der unendlichen Reifen-Geschichte. Pirelli wird für den Großen Preis von Kanada keine neuen Reifen liefern. Stattdessen sollen die Teams lediglich bei den Trainings am Freitag die Möglichkeit bekommen, überarbeitete Mischungen zu testen, die wohl zu einem späteren Zeitpunkt der Saison zum Einsatz kommen werden. Anvisiert ist das auf Montreal folgende Rennen in Silverstone. Jedes Team erhält zwei Sätze dieser Hinterreifen. "Ursprünglich waren die neuen Mischungen für das Rennen geplant, doch aus Gründen der sportlichen Gleichbehandlung haben wir uns gegen den Einsatz entschieden", heißt es von Pirelli gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Gründe für diese Entscheidung gibt es mehrere. Zum einen müssen alle Teams zustimmen, dass die neuen Reifen in Montreal zum Einsatz kommen. Force India akzeptierte die jedoch nicht und forderte, dass alle Teams erst einmal die Möglichkeit haben sollten, die neuen Reifen zu testen. Pirelli kommt diesem Wunsch mit dem Test am Freitag vor dem Kanada Grand Prix nun nach. Sollte es nach diesem Test keine Beanstandungen seitens der Teams sowie der FIA geben, wird die neuartige Reifenmischung wohl bei den kommenden Rennen zum Einsatz kommen.

Der kontroverse Reifen-Test von Mercedes in Barcelona habe nicht direkt eine Rolle bei der Entscheidung, in Kanada die neuen Reifen lediglich zu testen, gespielt. Dort hätten Nico Rosberg und Lewis Hamilton vor allem Mischungen für die kommende Saison getestet und nur sehr bedingt Reifen, die noch dieses Jahr kommen sollen. Mercedes sei darüber nicht informiert gewesen, heißt es.

Beim kommenden Rennen in Montreal riskiert Pirelli nun also, dass es wieder zu den so genannten Delaminierungen, also dem Ablösen der Lauffläche vom Reifen, kommen könnte. Laut Pirelli sei dies jedoch keinesfalls gefährlich, der Reifen selbst bleibe intakt. Eine Änderung an den neuen Reifen ist der Kevlar-Ring an der Karkasse des Reifens, der schon 2012 zum Einsatz kam. Dieses Jahr verwendete Pirelli dazu einen Stahlring. Pirelli will das Problem mit den Delaminuerungen in den Griff bekommen und ins zuversichtlich, dass dies auch geschehen wird.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Okay, fürs Erste wurde eine Lösung gefunden. Keine neuen Reifen in Montreal, dafür dürfen aber alle mal testen. Klingt nach einem guten Plan, denn so kann sich kein Team mehr beschweren, dass nur Mercedes die neuen Reifen testen konnte. Es heißt, dass sie nur sehr wenige Kilometer mit der neuen Mischung zurückgelegt haben und auch nichts darüber wussten, aber man kennt die Formel 1 ja inzwischen: Sobald sich ein Team auch nur ansatzweise benachteiligt fühlt, fängt das große Jammern an.

Doch wer jetzt glaubt, dass sich die unendliche Reifen-Geschichte nach dem Kollektiv-Test erledigt hat, könnte schief gewickelt sein. Gut möglich, dass es auch nach dem Freitag in Montreal wieder Beschwerden, Vetos und Einsprüche geben und sich die Geschichte noch weiter hinziehen wird. Im schlimmsten Fall so lange, bis Pirelli irgendwann keine Lust mehr auf schlechte Presse hat und vor der Saison 2014 aussteigt. Für den Fall der Fälle verspreche ich Ihnen eines: Dann hat die Formel 1 wirklich ein Reifen-Problem. (Robert Seiwert)