Ein Deutscher gewinnt sein Heimrennen in Monte Carlo: Wie das geht, kann man nur beim Blick auf den einzigartigen Lebenslauf des Nico Rosberg beantworten. Mit Blick auf den Rennsonntag im Fürstentum bleibt allerdings festzuhalten: Auf dem Weg zu seinem viel umjubelten Triumph sah sich Rosberg vor ein hartes Stück Arbeit gestellt. Zwar ist die Pole-Position in Monaco traditionell die halbe Miete - ebenso charakteristisch für den legendären Stadtkurs in den Häuserschluchten am Mittelmeer ist jedoch der chaotische Rennverlauf und eben dieser machte dem Mercedes-Piloten die Arbeit im Grand Prix besonders schwer. Safety-Car, Rennunterbrechung und großer Druck von Red Bull: Rosberg musste die ein oder andere Hürde überspringen, bevor er in seinem geliebten Monaco in der Fürstenloge die Siegertrophäe entgegennehmen durfte.

Anschließend brachen beim Mercedes-Piloten und seiner Crew alle Dämme: Als dritter Deutscher überhaupt nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel gewann er den Klassiker an der Côte d'Azur. "Ich bin hier zuhause, bin hier aufgewaschen und zur Schule gegangen - die Strecke führt über meinen alten Schulweg... es ist also schon ein sehr spezieller Sieg und ganz besonderer Tag für mich", strahlte Rosberg nach der Zieldurchfahrt. "Eigentlich war es ein perfektes Wochenende für uns, denn auch das Qualifying war ja schon stark." Schwierig sei es am Sonntag aber trotzdem gewesen - und das ab Runde eins. "Bereits am Start war es eng. Ich hatte einen ganz schlechten Start und da wurde es schon eng mit Sebastian und auch Lewis", wusste Rosberg um die haarigen Sekunden in St. Devote.

Rosberg strahlt & schweigt

Freude pur: Die Mechaniker trugen Rosberg auf Schultern durchs Fürstentum, Foto: Sutton
Freude pur: Die Mechaniker trugen Rosberg auf Schultern durchs Fürstentum, Foto: Sutton

"Danach lief es aber gut und ich konnte die Pace kontrollieren", strahlte der 27-Jährige, der seinen Dank auch ans Team richtete: "Das Auto war sehr gut und die Reifen haben gut gehalten - das war der Schlüssel zum Sieg. Der Dank gilt somit meinem Team, für die Verbesserungen gegenüber Barcelona." Nichts zu hören war bei allem Siegestaumel von den lauten Nebengeräuschen, die Mercedes ob des viel kritisierten Geheimtests mit Pirelli im Anschluss an den Spanien GP absolviert hatte. Rosberg genoss am Sonntag einfach seinen Sieg - mit dem Ergebnis in Monte Carlo hätten die Zusatzkilometer ohnehin nichts zu tun gehabt, wie Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda schon vor dem Start erklärt hatte. Und auch Rosberg meinte: "Dazu sag' ich gar nix. Da muss man Pirelli fragen..."

Immerhin in Bezug auf sein Rennen war es um die Redelust des Silberpfeil-Piloten schon anders bestellt. "Ich bin komplett begeistert und total aus dem Häuschen", meinte Rosberg überglücklich. "Der Siegerschampus schmeckt hier natürlich ganz besonders gut. Es ist sensationell und das heute war ein ganz tolles Erlebnis für mich, wirklich unglaublich", erklärte der gebürtige Wiesbadener. Auf die Frage, ab wann er an seine Siegchancen geglaubt hätte, antwortete der Mercedes-Pilot: "So langsam klar wurde es mir nach dem ersten Safety-Car und als es auf dem anderen Reifensatz nach dem Boxenstopp auch noch gut aussah." Ab da habe er gewusst, dass es mit der Erfüllung seines Monaco-Traums klappen könnte.

Stehende Ovationen für den Sieger: Rosberg in Monte Carlo, Foto: Sutton
Stehende Ovationen für den Sieger: Rosberg in Monte Carlo, Foto: Sutton

In Sicherheit wiegen wollte sich Rosberg deshalb aber noch lange nicht. "Ich habe mir aber trotzdem gedacht, dass es noch ein mega langer Stint wird und hatte Sorge, ob ich es so bis zum Ende schaffe." Dann kam die zwischenzeitliche Rennunterbrechung, verbunden mit dieser der Reifenwechsel zurück auf die superweichen Pneus und am Ende noch eine weitere Safety-Car-Phase. Dass ihm das geholfen hätte, glaubte Rosberg aber weniger - vielmehr habe er dadurch jedes Mal seinen Vorsprung auf die Verfolger wieder eingebüßt. Mit Blick auf die Reifensituation an seinem F1 W04 konstatierte Rosberg: "Ich denke, es wäre sich schon ausgegangen - auch ohne die Vorfälle." In den letzten Runden die Fokussiertheit beizubehalten, sei aber bei allem Trubel nicht leicht gewesen.

Siegerküsschen & fehlende Abendplanung

"Das war nicht mehr mein normaler Puls", lachte Rosberg, der verriet: "Da gehen einem dann alle möglichen Gedanken durch den Kopf und es ist echt eine Herausforderung, am Ende die Konzentration zu behalten." Besonders da er das Auto und die Reifen habe schonen müssen: "Ich bin da ja nicht mehr Vollgas gefahren und gerade dann ist es schnell einmal passiert, dass man nicht aufpasst, mit der ganzen Freude, dass ich gewinnen werde... das war schon interessant", grinste der Strahlemann vom Sonntag. "Nun bin ich einfach nur glücklich, hier gewonnen zu haben. Wir hatten zuletzt ein paar schwierige Rennen und sind da im Rennen immer zurückgefallen. Das hatte ich heute natürlich schon im Hinterkopf, aber am Ende ist es gutgegangen", verriet Rosberg und fügte an: "Hoffen wir einmal, dass das so bleibt."

"Das Team hat mir heute jedenfalls ein ganz großartiges Auto gegeben und es ist wirklich toll, zu sehen, wie sehr wir uns nun in so kurzer Zeit verbessert haben... wobei uns die Strecke heute natürlich auch lag", so Rosberg. Zur Belohnung für seine tolle Fahrt gab es im Parc fermé ein Siegerküsschen von Freundin Vivien. "Unglaublich! Man kann es gar nicht beschreiben, ich kann gar nicht mehr sprechen und konnte die letzten Runden kaum noch atmen... mein Herz ist fast rausgesprungen", freute sich die Frau an der Seite des Manns des Tages. Wie die weitere Abendplanung aussähe, wusste sie aber auch noch nicht - in jedem Fall wird das Sieger-Dinner beim Fürsten auf dem Plan stehen: "Nico wollte nichts vorbereiten und es entspannt angehen, wie jeden anderen Tag auch. Aber jetzt wird es ordentlich was zu feiern geben!"