Nico Rosberg wollte in Bahrain so richtig in die neue Saison starten. Ausfällen in Australien und China und einem ungünstig verlaufenen Rennen in Malaysia sollte in Bahrain der große Befreiungsschlag gelingen. Und das tat er auch - zumindest im Qualifying. Im Rennen musste der Silberpfeil-Pilot erkennen, dass die sensiblen Pirelli-Pneus an seinem Boliden zu stark abbauten. Von Rang eins fiel er im Rennverlauf bis auf Rang neun zurück. Doch Rosberg lässt sich nicht entmutigen. "Wir sind mit den besten Teams auf Augenhöhe. Und das Problem, speziell mit den Hinterreifen, werden wir auch noch beheben."

Dass der leicht überarbeitete harte Pirelli-Reifen dabei helfen wird, glaubt der Wiesbadener allerdings nicht. Schon beim nächsten Rennen auf dem Circuit de Catalunya erwartet er sich aber einen Trend für die restliche Saison, wie er in der Kronen Zeitung erklärt. "Wenn du in Barcelona schnell bist, ist das eine Messlatte für den Rest des Sommers." Und das Ziel für die Silberpfeile ist klar. "Wir wollen uns steigern - in Richtung Rennsiege", gab Rosberg selbstbewusst zu Protokoll.

Doch nicht nur auf der Rennstrecke hat sich für Rosberg in dieser Saison einiges zum Positiven gewandt, auch teamintern profitiert er von Änderungen beim deutsch-britischen Rennstall. "Ja, sehr", antwortete er auf die Frage, ob sich sein Standing im Team nach dem Abschied von Michael Schumacher geändert habe und fuhr fort: "Ich habe jetzt eine stärkere Stimme. Und für mich ist das ein schöner Prozess, in dem ich helfen kann, dass Mercedes das beste Team wird."

Der Abgang von Michael Schumacher war nicht die einzige Veränderung bei Mercedes. Nach 22 Jahren wurde Norbert Haug als Motorsportverantwortlicher von Toto Wolff abgelöst und Niki Lauda schloss sich in einem neugeschaffenen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender des Formel-1-Teams an. Für seine neuen Chefs fand der 27-Jährige lobende Worte. "Beide sind große Menschenkenner, sehr gut vernetzt - machen einen tollen Job."

Kompromiss aus Teamplayer und Egoist

Im Gegensatz zu Sebastian Vettel, der nicht in der Formel 1 fährt, um Freundschaften zu schließen, spielt der persönliche Aspekt für Nico Rosberg eine durchaus wichtige Rolle. "Weil man sich auch außerhalb austauschen kann. Und mit einer Meinung ist es einfacher, die Richtung vorzugeben", so Rosberg. Zur derzeit intensiv geführt Debatte über den Charakter eines Champions hat er auch eine Meinung. "Das ist ein Kompromiss aus Teamplayer und Egoist, du brauchst die Ellbogen, um nach oben zu kommen, aber ohne dein Team gelingt das nicht."

Auch auf Rosbergs Agenda steht der Gewinn der Weltmeisterschaft ganz oben. "Klar, das [ist das] große Ziel, aber ich will jetzt Rennen gewinnen, denn Erfolg macht am meisten Spaß." Dass er auch bei großen Erfolgen nicht abhebt, hat er seinem Elternhaus zu verdanken. "Meine Eltern haben mich immer gelehrt, dass man bodenständig bleiben muss - und das bin ich." Vater Keke, der sich 1982 zum Formel-1-Weltmeister krönte, ist er besonders dankbar: "Er hat mich meinen Weg gehen lassen, das ist eine sehr tolle Eigenschaft."