Pro: Weltmeister = Bad Boys

von Kerstin Hasenbichler

Ayrton Senna, Michael Schumacher, Fernando Alonso oder aktuelles Beispiel Sebastian Vettel. Sie alle verbindet nicht nur die Tatsache, dass sie sich in der Formel 1 mehrfach zum Weltmeister gekrönt haben, sondern auch die Art und Weise wie sie es getan haben. Sie gehen an die Grenzen und für manche sogar darüber hinaus wie zuletzt Vettel in Malaysia. Zwar betonte Vettel abseits des China GP kein Bad Boy zu sein.

Michael Schumacher stand oft im Zentrum der Kritik, Foto: Sutton
Michael Schumacher stand oft im Zentrum der Kritik, Foto: Sutton

Doch was er abseits der Strecke sagt und was er auf der Strecke tut, sind im Moment zwei verschiedene Paar Schuhe. "Ich würde es wieder tun, denn Mark hat den Sieg nicht verdient", sagt Vettel. Eine eiskalte Aussage des Deutschen? Vielleicht. Doch der Erfolg gibt ihm Recht, genauso wie die Historie.

"Mir fällt kein netter Weltmeister ein, mit Ausnahme von Jenson Button. Aber als er die WM gewann, gab es keinen richtigen Fight", sagt Marc Surer. Nett zu sein, schützt einen Fahrer zwar davor medial verprügelt zu werden, allerdings bringt es ihn nicht in die Ruhmeshallen des Motorsports. Bestes Beispiel ist der siebenfache Champion Michael Schumacher, der früh erkannt hat, dass man manchmal brutal sein muss, um sein Ziel zu erreichen.

"Ich mache einen Job, und den will ich bis zum absoluten Maximum erfüllen. Bin ich deswegen böse? Ich finde: konsequent. Ich bin nicht gemein, ich bin nicht hinterhältig, sondern ich gehe ganz bewusst in alle Grauzonen hinein. Und dann gibt es kein Rechts und kein Links, nur diesen Weg."

Contra: Auch Vernunft und Fairness führen zum Erfolg

von Philipp Schajer

Selbstverständlich gibt es in der Geschichte der Formel 1 eine Vielzahl von Weltmeistern, die auf unsympathische Art und Weise zu ihren Erfolgen kamen und sich schmutziger Tricks bedienten, doch es wäre vermessen, dies als Grundvoraussetzung für den Griff nach den Sternen anzusehen. Jenson Button beispielweise gilt als einer der nettesten Gesellen überhaupt im Fahrerlager und lässt sich nie dazu hinreißen, eine üble Attacke gegen die Konkurrenz zu reiten, gewann aber dennoch in eindrucksvoller Manier den Titel.

Das wohl beste Beispiel für einen 'sanften Weltmeister' ist Mika Häkkinen. Der Finne kämpfte zwar stets mit harten Bandagen, ließ aber nie die nötige Fairness vermissen, wie sich auch beim legendären Überholmanöver gegen Michael Schumacher und Ricardo Zonta im Jahr 2000 in Spa zeigte. "Ich hatte ja einige, aber es bleibt unter dem Strich nur einer übrig. Es gibt keinen, vor dem ich so viel Respekt neben und auf der Strecke hatte wie Mika Häkkinen", adelte der Kerpener Häkkinen einst. "Wir sind uns immer wieder mit Distanz und Vernunft und Fairness begegnet."

Auch Kimi Räikkönen zählt gewiss nicht zu jener Kategorie Fahrer, die man als Arschloch bezeichnen würde. Der Iceman gibt sich zwar zumeist introvertiert und geht gegenüber Reportern gerne äußerst sparsam mit Worten um, aber auch ihm gelang es, die Weltmeisterschaft ohne große Skandale zu erobern. Es genügt also ein Blick in die jüngere Historie um festzustellen, dass für eine erfolgreiche Formel-1-Karriere keineswegs zwingend ein schlechter Charakter vonnöten ist - oftmals ist es wesentlich zielführender, einen kühlen Kopf zu bewahren und Konflikten aus dem Weg zu gehen, anstatt das Unheil nahezu heraufzubeschwören.