Niki, waren die klaren Worte von Sebastian Vettel gestern in Richtung Mark Webber angemessen?
Niki Lauda: Da gibt es gar keine Diskussion. Das hätte er auch schon in Kuala Lumpur machen können, aber da war die Situation noch zu konfus. Sebastian sagt genau das Richtige, was er als Weltmeister und Rennfahrer auch machen muss. Jetzt weiß jeder, woran er ist und damit ist die Sache erledigt.

Ist das Tischtuch zwischen den beiden Red-Bull-Piloten damit endgültig zerrissen?
Niki Lauda: Es ist vollkommen egal, ob das Tischtuch nun zerrissen ist oder nicht. Der Sebastian hat ein klares Statement abgegeben, das würde ich genauso tun. Wenn ich Weltmeister bin und Weltmeister werden will, dann ist das so. Unterstützt wird er ja auch durch dadurch, dass Red Bull nun gesagt hat, es gibt keine Stallorder mehr.

Aber einen Stallfrieden wird es so wohl auch nicht mehr geben…
Niki Lauda: Das ist egal, wen interessiert der Frieden. Gewinnen muss man. Das Rennfahren beschränkt sich nun auf die Leistung von Webber und Vettel, was wollen wir mehr. Klare Linien, jeder weiß, worum es geht. Ich finde das absolut in Ordnung und korrekt, das entspricht der Formel 1.

Aber Sie würden doch auch nicht gerne einen ausgesprochenen Unfrieden in Ihrem Team wollen?
Niki Lauda: Aber was willst Du machen, Du kannst nicht alles erreichen. Der Webber und der Vettel haben sich nie verstanden, sie waren im wahrsten Sinne des Wortes immer Konkurrenten und jetzt hat der Sebastian das einfach mal ausgesprochen. Jetzt sind wenigstens klare Zeichen gesetzt worden, das ist besser als dauernd herumnebeln.

Helfen da noch teaminterne Vermittlungsversuche?
Niki Lauda: Eine Vermittlung braucht kein Mensch, das sind zwei Vollprofis, die wissen, was sie tun. Aus und fertig.

Ist nun eine Revanche von Mark Webber auf der Strecke zu befürchten?
Niki Lauda: Jeder fährt sein eigenes Rennen, wie das ausgeht, kann keiner sagen. Das müssen wir jetzt beobachten. Es sind klare Fronten gesetzt und das finde ich richtig.

Red Bull hat als Konsequenz aus dem Malaysia-Rennen angekündigt, dass es keine Stallorder mehr geben werde. Und Mercedes?
Niki Lauda: Bei Mercedes ist es genau das Gleiche: Es gibt bei uns keine Teamoders im wahrsten Sinne des Wortes, außer im letzten Rennen, wenn es darum gehen soll, dass ein Dritter uns die Weltmeisterschaft wegschnappt. Aber so weit sind wir noch lange nicht.

Aber beim letzten Rennen in Malaysia hat es noch die Order an Nico Rosberg gegeben, Lewis Hamilton nicht zu überholen…
Niki Lauda: Jetzt gibt es keine mehr. Beide fahren, wie sie wollen.

Ist das eine Konsequenz aus dem letzten Rennen?
Niki Lauda: Ja, weil wieso soll es im zweiten Rennen eine Teamorder geben. Aber die Gründe für Mercedes waren wesentlich gravierender, weil wir mit beiden Autos Spritprobleme hatten. Nicht, weil man zu wenig tankt, sondern die Spritmenge so knapp berechnen muss, dass die Reifen am Anfang halten. Uns war von vornherein klar, dass man mit dem Sprit haushalten muss. Deswegen wurde bei uns beiden Fahrern gesagt, sie müssen beiden schauen, dass sie mit dem Sprit noch zu Ende fahren. Die Konsequenz aus dem Ganzen ist, dass beide jetzt frei fahren dürfen und beide jetzt für sich alle Möglichkeiten haben, für sich ihre Rennen zu fahren.