Lewis Hamilton genießt im Fahrerlager zwar den Ruf eines schnellen Piloten, dass das jedoch längst nicht alles ist, betonte Mercedes' Motorsportverantwortlicher Toto Wolff gegenüber ORF1. "Lewis hat nicht nur ein immenses Fahrtalent, sondern auch ein großartiges technisches Verständnis", meinte er. "Er hat außerdem das richtige Gefühl für die Belegschaft und weiß, wie er sie motivieren kann. Nach den ersten zwei Tagen bei den Testfahrten kannte er alle 50 Teammitglieder an der Strecke beim Namen."

Manch einer hätte das dem Weltmeister von 2008 womöglich nicht zugetraut und Wolff weiß auch, woran das liegt. "Das Image, das die Medien manchmal über ihn aufbauen, entspricht nicht der Realität", stellte er klar. Daher möchte er auch nicht gelten lassen, dass Hamilton allein eines großzügigen Gehaltsschecks wegen McLaren verließ und zu Mercedes wechselte, auch wenn er nicht verhehlen konnte, dass finanzielle Gründe sicherlich auch eine Rolle spielten. "Es ist immer eine Kombination. Alle Rennfahrer wissen, dass sie einen begrenzten Zeitraum haben, in dem sie verdienen können, und dann muss man das natürlich optimieren und nichts anderes muss auch er machen", meinte Wolff.

"Aber am Ende des Tages war es eine langfristige Entscheidung", betonte er. "Ich glaube, für ihn war es wichtig, sich von McLaren weg zu emanzipieren. Er war dort seit über 15 Jahren. Ich glaube, es hat ihn auch gereizt, eine Aufbauarbeit zu leisten und ein Team wie Mercedes zum Weltmeistertitel zu führen, so wie Schumacher das mit Ferrari gemacht hat."

Keine McLaren-Erpressung

Dementsprechend trat Wolff auch den Gerüchten entgegen, Hamilton habe zu Mercedes wechseln müssen, weil McLaren sonst keine Kundenmotoren mehr erhalten hätte. "Nein, McLaren ist ein Kunde von uns, und hoffentlich weiterhin ein langjähriger Kunde", stellte der Österreicher klar. "Der Fahrermarkt ist ein sehr umkämpfter, und jedes Team versucht die besten Fahrer zu bekommen, und letztes Jahr war das Ziel, für 2013 die bestmögliche Fahrerpaarung zu bekommen."

Wolff arbeitet jedoch nicht nur daran, das Image seines Piloten ins rechte Licht zu rücken, sondern will auch, dass Mercedes sowohl auf der Rennstrecke als auch im Straßenverkehr anders wahrgenommen wird. "Wir wollen bei Mercedes nicht länger konservativ sein", erklärte er. "Die neuen Mercedes-Modelle [für die Straße] sind jung und sportlich." Er und Niki Lauda seien jedoch vor allem engagiert worden, um das Mercedes-F1-Team umzukrempeln. "Wenn wir das nicht schaffen, dann sind wir weg", war er sich des Drucks bewusst. "Aber ich bin überzeugt, dass wir es können und der Aufsichtsrat weiß, welche Ressourcen und wie viel Zeit wir brauchen."