Die Stunde der Wahrheit rückt unweigerlich näher. Die Teams hatten zwölf Testtage, um sich auf die neue Saison vorzubereiten, die traditionell in Melbourne beginnt. Bei Ferrari ist man zuversichtlich, besser als im Vorjahr zu starten, als der F2012 viele Schwächen offenbarte, Fernando Alonso aber dennoch bis zum letzten Rennen Titelchancen hatte. "Verglichen mit dem letzten Jahr ist die Situation sehr klar", betonte Nick Tombazis, der Chefdesigner der Scuderia. "Es ist nicht schwer, einen Vergleich zu ziehen, weil wir damals in einer wirklich schwierigen Situation waren", blickte der Grieche zurück. "Ein besserer Start in diesem Jahr war also klar."

Aus bestimmten Gründen habe die Entwicklung in der zweiten Saisonhälfte gestockt und da die Konkurrenz gleichzeitig Fortschritte zu verbuchen hatte, wuchs der Rückstand Ferraris von drei auf acht Zehntel in Brasilien an, erinnerte Tombazis. "In diesem Jahr haben wir einen wohldefinierten Entwicklungsplan und sind uns ziemlich sicher, dass die neuen Teile, welche wir auf der Strecke getestet haben, positive Resultate bringen." Das Paket für Melbourne habe wie erhofft funktioniert und es seien keine unerwarteten Probleme aufgetreten, freute sich der Designer. Dennoch wollte er keine Spekulationen über die Stärke der Scuderia anstellen, da dies zum gegebenen Zeitpunkt einfach zu schwierig sei.

"Es ist kaum überraschend, aber die Konkurrenzfähigsten scheinen Red Bull, McLaren, Lotus und Mercedes zu sein", wandte er sich der Gegnerschaft zu, die exakte Hierarchie sei jedoch ungewiss. "Wir hoffen in der Lage zu sein, an der Spitze zu kämpfen, aber man kann nichts ausschließen", meinte er, denn da die Hälfte der 19 Saisonrennen nach der Sommerpause anberaumt ist, könnten auch Teams, die einen schwachen Start hinlegen, zurückschlagen und gewinnen. "Jeder durchläuft gewisse Zyklen und daher geht es um konstante Entwicklung während des Jahres", hielt Tombazis fest.

Auspuff und Reifen im Fokus

Laut dem Chefdesigner werde es vor allem zwei Schlüsselbereiche geben, die über Sieg oder Niederlage entscheiden: der Reifenverschleiß und das Auspuffsystem. "Bei den Auspuffausgängen können wir mit Updates während der Saison rechnen", sagte er. "Auch wenn die Unterschiede vielleicht nicht sichtbar sein mögen, können sie eine deutliche Verbesserung bewirken." Natürlich werde Ferrari nicht die einzige Mannschaft sein, die sich auf diese Gebiete konzentriert, aber dennoch gebe es in puncto Auspuff noch einigen Spielraum für Verbesserungen.

Außerdem kündigte Tombazis an, dass Ferrari große Fortschritte auf dem Bereich der Simulation erzielte und daher über bessere Daten verfügen sollte, was neue Konfigurationen betrifft. "Das bedeutet, dass das Testen von neuen Teilen und der Vergleich von Entwicklungen während eines Rennwochenendes komplizierter wird, während diese Aufgaben während Testfahrten ruhiger und ausführlicher erledigt werden können. Wir müssen einen Weg finden, um das zu schaffen, ohne andere Aufgaben wie die Arbeit am Setup zu vernachlässigen." Zu dem Thema Reifen meinte der Grieche: "Es wird sehr wichtig, ein Auge auf den Verschleiß zu haben, da es nicht genug sein wird, auf einer Runde schnell zu sein."

Aufgrund der Einführung der 1,6-Liter-V6-Turbomotoren steht der Formel 1 2014 ein Umbruch bevor, weshalb Ferrari bereits eine Crew für die Entwicklung des nächstjährigen Autos abgestellt hat. Während sich Simone Resta um den aktuellen Boliden kümmert, zeichnet Fabio Montecchi für das 2014er-Modell verantwortlich. Dann wird auch Rory Byrne zum Team stoßen und der neue Windkanal sollte endlich fertig sein. "Rory hat das Unternehmen nie verlassen, selbst wenn er nicht mehr Vollzeit arbeitet, damit er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen kann", sagte Tombazis. Byrne nimmt darüber hinaus auch eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des neuen Sportwagen LaFerrari ein. "Er war immer ein wichtiger Orientierungspunkt für mich, weil er mein erster Chef bei Benetton war und ich verdanke ihm viel."