Pirelli hat am Mittwoch in Mailand seine Pläne für die Saison 2013 vorgestellt. Der italienische Reifenfabrikant geht in sein drittes Jahr als Ausrüster und hat sich vorgenommen, die Fahrer und Teams abermals vor einige knifflige Aufgaben zu stellen.

"Mehr Unsicherheit und mehr Performance", umriss Marco Tronchetti Provera, der Vorstandsvorsitzende von Pirelli, woran in den letzten Monaten gearbeitet wurde. "Die Teams müssen die Reifen richtig nutzen. 2012 war das in den ersten fünf oder sechs Rennen nicht der Fall, aber am Ende waren sie zu gut", blickte der Italiener auf die vergangene Saison zurück, die vor allem am Beginn von der Unberechenbarkeit der Pneus geprägt war, was zu sieben unterschiedlichen Siegern in den ersten sieben Rennen führte, während nach der Sommerpause jedoch einige verhältnismäßig langweilige Grands Prix auf dem Programm standen.

"Daher wurden wir gebeten, etwas zu verändern, weil die Fahrer sonst ein ganzes Rennen mit nur einem Satz fahren könnten", führte Tronchetti aus. Pirelli werde deswegen eine Mischung aus Unsicherheit und Technologie liefern, damit die Spannung über die gesamte Saison hochgehalten wird. Es sei nämlich keine Herausforderung, Reifen zu entwerfen, die lange halten, viel schwieriger sei es, Pneus zu entwickeln, die nur für 20 bis 30 Runden brauchbar sind. "Wenn man Unterschiede zwischen den Rennen aufgrund der Fahrer und der Temperaturen hat, ist es viel schwieriger, als Reifen, die 100 oder 200 Runden halten können", führte er aus.

Auch Motorsportdirektor Paul Hembery betonte, dass Pirelli die Teams und Piloten kontinuierlich vor neue Herausforderungen stellen möchte, damit es nicht mehr zu langweiligen Rennen kommt, die die Fans vergrämen könnten. "Unsere Kollektion für 2013 mischt die Karten wieder neu. Die Reifen fördern Überholmanöver und garantieren zwei bis drei Boxenstopps pro Rennen", so Hembery.

Eine halbe Sekunde Zeitunterschied

Pirelli wird weiterhin mit vier unterschiedlichen Reifentypen aufwarten, hinzukommen Regenreifen sowie Intermediates. Die dominierende Charaktereigenschaft der Formel 1-Reifen 2013 sind die weicheren Mischungen. Dadurch erreichen die Slicks schneller ihre Betriebstemperatur und liefern um 0,5 Sekunden schnellere Rundenzeiten im Vergleich zur vergangenen Saison.

Pastor Maldonado war einer der vielen Sieger der ersten Saisonrennen, Foto: Sutton
Pastor Maldonado war einer der vielen Sieger der ersten Saisonrennen, Foto: Sutton

Die schnelle Entwicklung der Reifentechnologie von Pirelli ermöglicht es, dass der neue harte Slick - der P Zero Orange - ähnlich weich ist wie der Medium von 2012. Das Ergebnis ist ein schnellerer thermaler Verschleiß. Außerdem hat der Reifen ein größeres Temperaturfenster, in dem er Höchstleistung liefern kann. Die Traktion wurde auch verbessert, vor allem am Kurvenausgang, beim Beschleunigen und beim Bremsen. Das führt zu schnelleren Rundenzeiten.

Der Zeitunterschied zwischen den Mischungen beträgt nun mehr als eine halbe Sekunde pro Runde. Ein deutlicher Unterschied zum vergangenen Jahr, in dem die Differenz oft kleiner war, insbesondere in der zweiten Saisonhälfte. Der schnellere thermischen Abbau und der größere Leistungsunterschied zwischen den einzelnen Mischungen führt zu häufigeren Überholmanövern.

Die Reifen werden, den FIA Regeln entsprechend, jedem Team mittels des Barcodes zufällig zugeteilt. Vertreter der FIA verteilen die Reifen an die Teams. Pirelli ist in diesen Prozess nicht involviert. Jeder Reifen hat einen Barcode, der noch vor der Vulkanisation in die Seitenwand eingefügt wird. Dieser Barcode ist praktisch der Personalausweis des Reifens.

Verbleib in der Formel 1 angestrebt

Am Ende des Jahres läuft Pirellis Vertrag mit der Formel 1 aus, doch die Italiener sind bestrebt, ihr Engagement fortzusetzen. "Wir wollen mit dem Abenteuer weitermachen", bekräftigte Tronchetti. "Die Teams sind zufrieden. Ich denke, die Partnerschaft mit der Formel 1 ist erfolgreich und eine Win-Win-Situation." Tronchetti ist daher optimistisch, dass man einen neuen Vertrag für die nächsten Jahre abschließen wird, zu verkünden gäbe es zum aktuellen Zeitpunkt jedoch noch nichts.

Konkurrenz würde Pirelli allerdings keineswegs scheuen, betonte der Vorstandsvorsitzende, denn immerhin sei man in jedem Jahr Bestandteil von mehr als 250 Rennen rund um den Erdball. "Bei der einen Hälfte der Rennen gibt es nur einen Hersteller, bei der anderen mehrere", erklärte er. "Wir mögen alles, wobei Wettbewerb entsteht und sich Technologie entwickelt. Das gehört zu unserer DNA. Wir kämpfen gerne gegen jeden."