Sieben Sieger in sieben Rennen, die Formel-1-Saison 2012 ging gut los und brachte jede Menge Abwechslung. Pirelli Motorsport Direktor Paul Hembery geht nicht davon aus, dass sich diese Situation 2013 wiederholen wird. "Es wird ohnehin eine eigenartige Saison, weil viele schon an 2014 denken. Da wird viel investiert. Die ersten Rennen werden bestimmen, wie die Teams weiterentwickeln. Wer eine Chance auf den Titel sieht, wird weiter arbeiten, wer sieht, es läuft nicht, wird noch viel früher auf nächstes Jahr umschalten als sonst. Wir ändern die Reifen recht stark, also wird es eine Herausforderung, daraus Leistung herauszuholen", sagte der Brite.

Dank der verschiedenen Strecken und wohl auch unterschiedlichen Wetterbedingungen kommt noch etwas Würze hinzu. "Und dann stellt sich die Frage, ob Mercedes aufholt oder ob es nur eine Andeutung wird, so wie zu Beginn des Vorjahres. Es wird also interessant, aber ich erwarte keine sieben Sieger in sieben Rennen." Spannung soll es aber trotzdem zuhauf geben, dafür hat Pirelli wieder hart gearbeitet. "Wir haben die Struktur des Reifens verändert. Wir haben mehr Auflagefläche und brauchten deswegen eine andere Karkasse", erklärte Hembery.

Mehr Leistung in den Kurven

Um das zu bewerkstelligen, entschied man sich für eine radiale Konstruktion, da die mehr Auflagefläche bringt. "Das klingt einfach, aber wenn man das macht, verliert man bei den Querkräften. Daher mussten wir den Reifengürtel stärken, wofür wir einige Materialien verarbeiteten. Dadurch sind die Reifen dieses Jahr schwerer." Verbessert werden konnte die Wärmeverteilung im Gummi und weil die Struktur der Walzen steifer ist, gibt es mehr Leistung in den Kurven. "Das wäre ohne eine Änderung am Reifengürtel nicht möglich gewesen. Durch die größere Steifheit baut sich die Wärme schneller auf und wir haben mehr Abbau."

Der höhere Abbau ist wieder dem Umstand geschuldet, dass Pirelli um dieses Feature gebeten wurde. "Ende des vorigen Jahres hatten wir Reifen, die ein ganzes Rennen hielten. Daher wollten wir die Fahrbarkeit verbessern, was die Traktion in der Mitte der Kurve betrifft, wir wollten es den Teams aber nicht zu leicht machen", berichtete Hembery. Zufrieden stellen könne man ohnehin nicht jeden. "Einige Fahrer müssen sich vielleicht umstellen. In Brasilien haben wir die Struktur des Reifens und nicht die Mischung getestet. Das Feedback war gemischt, für einige besser, für andere schlechter. Wenn wir in Melbourne sind, werden aber sicher alle eine gute Leistung aus den Reifen holen, wenn man Technik und Wissen berücksichtigt, dass alle haben."

Rundenzeiten bis zu halbe Sekunde schneller

"Man will natürlich immer das Maximum aus dem Paket holen. Viel liegt aber an den Fahrern. Zu Beginn unseres Einstiegs konnten sie nicht alles rausholen. Über die Jahre sah man aber viele Fahrer, die auch als aggressiv galten, die dennoch das Maximum aus den Reifen herauskitzeln konnten. Fahrer werden auch weiterhin nachdenken müssen, aber sie behalten alles unter Kontrolle. Es liegt in ihren Händen", so der Brite weiter. Die Verbesserungen der neuen Reifen sollten es ermöglichen, dass die Rundenzeiten 2013 schneller werden. "Auf den meisten Strecken rund eine halbe Sekunde", schätzt Hembery. "Die Fahrer werden sich anpassen müssen, aber es geht alles in die Richtung, in die sie die Verbesserungen haben wollten."

Pirellis Arbeit sei schwierig, vor allem mit Modellen für die aerodynamische Entwicklung. "Diese Windkanal-Reifen richtig hinzubekommen, ist wohl das schwierigste. Sie sind nur rund 50 bis 60 Prozent so groß wie die Originale, wir müssen diese Modelle aber rechtzeitig liefern, damit die Teams rechtzeitig wissen, wie sie sich auf ein neues Paket auswirken. Die Formel 1 ist ein Sport der Aerodynamik. Jede kleine Änderung hat Auswirkungen auf den Luftfluss." Auch findige Ingenieure machten in der Vergangenheit die Arbeit der Italiener nicht immer leichter. "2011 gab es Zwischenfälle, wo Auspuffgase die Seite der Reifen trafen. Dann gab es ein Problem, weil ein Team zu viel Radsturz hatte. Da mussten wir zur FIA und sagen, dass sich dieses Team außerhalb der Limits bewegte. Die F1-Ingenieure sind aber vernünftig und wollen diese Limits ja nicht überschreiten."

Zuletzt bot Hembery noch einen Ausblick in die Zukunft: "Technisch wären 18-Zoll-Reifen machbar. Die Teams wollen das aber nicht, denn das würde sich zu stark auf Aufhängung und Bremsen auswirken. Der Sport bräuchte wohl zwei Jahre Vorlauf um das richtig gut umzusetzen."