Was war bei Räikkönen im Funk los?

Bis zur zweiten Safety-Car-Phase hatte Kimi Räikkönen den Abu Dhabi GP unter Kontrolle. Nach dem Ausfall von Lewis Hamilton fuhr er einem sicheren Sieg entgegen – den am Ende auch der stark aufkommende Fernando Alonso nicht mehr gefährden konnte. Trotzdem gab es im Rennverlauf einige Aufregung im Funk des Finnen. "Lasst mich einfach in Ruhe, ich weiß, was ich mache", antwortete Räikkönen seinem Ingenieur. In der Safety-Car-Phase legte der Finne nach. Auf die Aufforderung, alle vier Reifen gleich aufzuwärmen, reagierte er erneut genervt: "Ja, ja, ja. Das mache ich doch die ganze Zeit."

Warum schimpfte auch Vettel im Funk?

Kimi Räikkönen war in Abu Dhabi nicht als einziger Fahrer verstimmt im Boxenfunk. Sebastian Vettels Aufholjagd lief gerade richtig gut, als die Fetzen flogen. Mitten in der ersten Safety-Car-Phase fluchte der Doppelweltmeister plötzlich wie ein Rohrspatz. "Das war ein großer Fehler mit Ricciardo", erklärt Vettel. "Er hat das Auto angehalten auf der Geraden. Wäre das 15 Meter früher oder später passiert, hätte ich meinen Flügel nicht kaputt gemacht." So musste Vettel Ricciardo ausweichen und knallte in ein Styropor-Schild.

Der Australier war sich keiner Schuld bewusst. "Ich schaute in meine Spiegel und sah, wie er durch eine der Styropor-Tafeln fuhr", sagte er. "Aber ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Jeder macht das bei einer SC-Phase, das machen alle gleich." Mit etwas Abstand erläuterte Vettel die Situation so: "In dem Moment war ich vielleicht nicht zu 100 Prozent aufmerksam, überrascht und zudem in einem Rechtsbogen unterwegs. Ich konnte das Auto nicht nach links reißen, was schlauer gewesen wäre, aber es ging leider nicht. Ich musste nach rechts ausweichen und dann stand da dieses blöde Schild."

Wie kam Vettel bis aufs Podium?

Vom Qualifying ausgeschlossen, aus der Boxengasse gestartet, in der ersten Runde den Frontflügel leicht beschädigt, in der 13. Runde während einer Safety-Car-Phase den Frontflügel stark beschädigt und erneut ans Ende des Feldes zurückgefallen. All das klingt eher nach einem Rennen zum Vergessen. Doch Sebastian Vettel beendete es dennoch auf dem Podium - mit etwas Glück wäre sogar mehr als Platz drei drin gewesen.

"Es ist schon schwierig genug, einmal an fast allen anderen Piloten vorbei zu gehen; wir mussten das heute zweimal machen", sagte Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com. Für den WM-Spitzenreiter gab es nur ein Motto: "Volle Attacke oder gar nichts." Eine Hilfe waren ihm die beiden Safety-Car-Phasen, die das Feld zusammenführten, aber auch seine Setupänderungen nach dem Qualifying, die dem RB8 mehr Topspeed verliehen, um besser überholen zu können.

Vettel kämpfte sich durch das Feld, Foto: Sutton
Vettel kämpfte sich durch das Feld, Foto: Sutton

Das zahlte sich auch im Kampf um Platz drei gegen Jenson Button aus. "Ich hatte erwartet, dass es etwas einfacher gehen würde, aber ich habe mir lange Zeit die Zähne an ihm ausgebissen. In Kurve elf konnte ich mich dann vorbei quetschen", erklärte Vettel, der auf frischen weichen Reifen fuhr. Button hatte hingegen gebrauchte harte Pneus aufgezogen. "Damit bekommt man irgendwann nicht mehr genug Traktion auf die Strecke", so der Brite.

Warum fiel Hamilton aus?

19 Runden lang sah Lewis Hamilton wie der sichere Sieger in Abu Dhabi aus. Bis auf einen kleinen Fehler in der zweiten Runde, den Kimi Räikkönen beinahe ausnutzen konnte, zeigte der McLaren-Pilot ein perfektes Rennen, fuhr eine schnellste Runde nach der anderen. Ein mechanisches Problem beendete allerdings seinen Traum vom Sieg beim Wüsten-GP. An seinem Auto gab es ein Problem mit dem Benzindruck. "Ich bog in die Kurve ein und plötzlich hatte ich keine Power mehr. Der Motor ging einfach aus", erzählte Hamilton.

Warum fiel Maldonado zurück?

Pastor Maldonado lag lange Zeit auf Podestkurs, konnte sogar Fernando Alonso auf den Geraden relativ mühelos hinter sich halten. Doch plötzlich war der Ferrari-Pilot vorbei und Maldonado verlor immer mehr an Boden. "Während der ersten Phase habe ich mein KERS verloren, danach ging es nur noch darum, meine Position zu verteidigen", erklärte der Williams-Fahrer seinen Leistungsverlust. "Ich bin mir sicher, dass ich um den Sieg oder zumindest um das Podium hätte kämpfen können."

Warum musste Schumacher noch einmal stoppen?

Michael Schumacher bleibt in seiner Abschiedssaison vom Pech verfolgt. Der Mercedes-Pilot lag bis wenige Runden vor dem Ende des Rennens in Abu Dhabi auf dem achten Rang, zog sich aufgrund der auf der Strecke liegenden Wrackteile dann jedoch einen Reifenschaden zu und musste zum zweiten Mal die Box anlaufen, was ihn weit zurückwarf. Schlussendlich beendete der Kerpener das Rennen als Elfter, sechs Zehntel hinter dem letzten Punkterang.

"Michael fuhr ein starkes Rennen und wir hatten eine gute Strategie, aber leider zog er sich in den vielen Trümmerteilen der verschiedenen Unfälle einen Reifenschaden zu - das machte das Ende des Rennens für ihn schwierig", erklärte Teamchef Ross Brawn.

Warum fiel Hülkenberg aus?

Bei den vergangenen beiden Rennen war Nico Hülkenberg noch eine Art Held des Tages, in Abu Dhabi war seine Arbeit bereits in der ersten Kurve vorbei. "Ich bin ziemlich schlecht weggekommen", schilderte Hülkenberg den Start. "Dann bin ich ins Sandwich zwischen Bruno und Paul gekommen. Es gab keinen Weg mehr raus und kam zum Kontakt." Das Ergebnis: Hülkenberg krachte in Bruno Sennas Williams und schied aus.

"Ich weiß nicht, was in Kurve eins passiert ist, ich hatte einen guten Start und bin am Ende der Kurve an Nico vorbeigekommen", berichtete Paul di Resta, der seinen Teamkollegen von der einen Seite in die Mangel nahm. "Im gleichen Moment habe ich allerdings realisiert, dass ich einen Platten habe." Der Schotte konnte sich jedoch dank der Safety-Car-Phasen rehabilitieren und als Neunter zwei Punkte sammeln.

Was kostete Rosberg den Frontflügel?

Nico Rosberg wird mehr und mehr unfreiwillig zum Experten für kurze Renneinsätze. In Japan und Korea konnte er die erste Runde nicht vollenden, in Abu Dhabi kam er nur sieben Runden weit. Aber schon in der ersten Runde sprießelten die ersten Karbonteile vom Silberpfeil des Deutschen. "Ich hatte eine Berührung mit Nico Rosberg beim Start", bestätigte Romain Grosjean. "Ich hielt meine Linie und machte einen sicheren Start, doch es gab für mich keinen Platz." Grosjean konnte bei dieser Aktion weiterfahren, Rosberg musste sich einen neuen Frontflügel abholen und verlor somit schon früh alle Chancen auf Punkte.

Wieso fuhr Rosberg auf Karthikeyan auf?

Nico Rosberg stieg unverletzt aus, Foto: Sutton
Nico Rosberg stieg unverletzt aus, Foto: Sutton

Nach sieben Runden hatte Nico Rosberg zum zweiten Mal Feindkontakt. Diesmal mit dem HRT von Narain Karthikeyan, der ihn zunächst mit Flüssigkeiten vollsprühte und dann ungewollt als Sprungschanze fungierte. "Karthikeyans Lenkung ist gebrochen, weshalb er auf die Bremse stieg, was ich nicht vorhersehen konnte", erklärte Rosberg. "Daher bin voll auf ihn hinten draufgefahren. Es war schon einigermaßen schreckhaft, wenn man den blauen Himmel sieht und hofft, dass man nicht kopfüber fliegt. Aber es ist ja einigermaßen gutgegangen."

Narain Karthikeyan korrigierte seine erste Aussage später und meinte, dass seine Lenkung nicht gebrochen sei. "In Runde acht hatten wir ein Problem mit dem Hydraulik-Druck und die Steuerung des Autos steckte fest", so der Inder. "Also musste ich meinen Fuß vom Gas nehmen. Leider kam Rosberg von hinten und konnte nicht ausweichen."

Warum wurde Perez bestraft?

Sergio Perez fährt seit seiner Bekanntgabe als McLaren-Fahrer von einem Fehler zum nächsten. In Runde 37 versuchte Perez den Force India von Paul di Resta mit aller Macht zu überholen - dabei berührten sich beide und Perez kam von der Strecke ab. "Ich weiß nicht, was Perez da versucht hat. Er hat etwas Verrücktes probiert und ich musste ausweichen", sagte di Resta.

"Ich kam nicht vorbei, weil mein Auto auf den Geraden einfach nicht schnell genug war. Ich musste einiges riskieren, um doch zu überholen. Dabei bin ich leider mit dem Lotus kollidiert", erklärte der Sauber-Pilot, der nach seinem Ausrutscher neben die Strecke direkt auf die Bahn zurückzog und dabei in die Schusslinie von Romain Grosjean kam. "Es war ein enger Kampf und ich hatte keinen Platz, um anderswo hinzugehen. Dann gab es einen großen Unfall", sagte Grosjean, der bei seinem Ausweichversuch von Mark Webber getroffen wurde.

"Ich wollte innen vorbeigehen, als sich die Autos vor mir berührten", schilderte Webber die Situation, die zu seinem Ausfall führte. "Ich dachte, es gäbe eine Chance, aber dann berührte mich Grosjean und das war es für uns." Die Rennkommissare machten Perez als Verantwortlichen für die Kettenreaktion aus und belegten ihn mit einer 10-Sekunden Stop-and-Go-Strafe

Warum blieb Webber zwei Mal straffrei?

Vor seinem Unfall versuchte sich Mark Webber zwei Mal an einem ähnlichen Überholmanöver - beide Male kam es zu einem Kontakt. Zunächst wollte er Pastor Maldonado überholen. "Er wollte außen vorbei und hat mein Vorderrad berührt, deshalb hat er sich gedreht", sagte Maldonado. Der Vorfall wurde untersucht, die Stewards sprachen jedoch keine Strafe aus.

Eine ähnliche Situation gab es wenig später zwischen Felipe Massa und Webber zu bestaunen. Diesmal setzte sich Webber nach einer Berührung durch, musste dabei aber über die Auslaufzone ausweichen. Somit hätte Webber die Position wohl an Massa zurückgeben oder mit einer Strafe rechnen müssen. Doch soweit kam es nicht, weil Massa sich am Kurvenausgang aus eigener Kraft drehte. Die Stewards sprachen abermals keine Strafe aus, was Massa sauer aufstieß.

"Wir bremsten in Kurve elf und er versuchte, mich außenherum zu überholen", so Massa. "Ich war innen und am Kurvenausgang berührten sich unsere Räder." Danach habe Webber die Schikane abgekürzt und sei direkt vor Massa zurückgekommen. "Ich bremste sehr stark, um sein Auto nicht zu treffen und drehte mich deshalb. Er hat den Zwischenfall ausgelöst."