Kai, ein spektakuläres Rennen in Suzuka, oder?
Kai Ebel: Sebastian Vettel hat mich beeindruckt: Zum einen zieht er mit Fangio gleich, zum anderen kann er im nächsten Rennen aus eigener Kraft wieder die WM-Führung übernehmen. Sein Sieg in Suzuka war überragend, aber er hatte auch das Glück des Tüchtigen. Fernando Alonso hatte heute Pech, andererseits ging auch bei Sebastian mal etwas daneben. Für die WM ist das toll, alles ist wieder offen. Ich glaube, dass es für Fernando jetzt sehr schwierig wird, weil Red Bull wieder ein schnelleres und besseres Auto zu haben scheint, dank dem Doppel-DRS und bestimmten Kleinigkeiten, die am Auto zu funktionieren scheinen. Das verspricht einen spannenden Endspurt um den Titel.

Red Bull hat unheimlich aufgeholt, viele Beobachter waren überrascht. Du auch?
Kai Ebel: Wir haben alle gedacht, dass Red Bull hier wieder einen Schritt nach vorn macht, aber dass der so groß ausfiel, damit war nicht zu rechnen. Zwei Red Bulls in Startreihe eins - da muss wohl alles funktionieren und das hat es auch. Von McLaren bin ich ein bisschen enttäuscht, wobei sich Hamilton ja schon am Samstag enorm im Setup vergriffen hat und es für Button fast fürs Podium gereicht hätte - aber auch nur fast. Also hat Red Bull den besten Schritt gemacht, deshalb Hut ab an Adrian Newey und das gesamte Team.

Bei Mercedes geht es hingegen nicht so sehr voran...
Kai Ebel: Mercedes ist für mich eine Enttäuschung. Nico Rosberg kann für seinen Ausfall nichts, da wurde er laut eigener Aussage von Romain Grosjean behindert. Der Wiederholungstäter Grosjean bräuchte sicherlich auch eine härtere Strafe als zehn Sekunden. Aber im Endeffekt hätte es für Rosberg wohl auch nur für die Top-10 gereicht und das kann und soll nicht das Ziel von Mercedes sein. Vor allem, wenn man sieht, dass sich Michael Schumacher von Startplatz 23 nach einer tollen Aufholjagd am Ende an Daniel Ricciardo die Zähne ausbeißt. Das ist für Mercedes alles andere als ein Erfolg.

Jetzt geht es nach Korea. Nicht gerade die Lieblingsstrecke der Formel 1, aber für Vettel könnte sie zum Favoriten werden, wenn er dort die WM-Führung übernimmt...
Kai Ebel: Damals fiel er in Korea in Führung liegend aus. Man muss jetzt abwarten, wie das Auto für den Korea GP abgestimmt wird und ob er wieder aus Reihe eins startet oder sich von hinten nach vorn kämpfen muss. Ich denke aber, dass Sebastian im Vergleich zu Ferrari das bessere Paket hat und dass man bei Ferrari langsam nervös wird. Alonso hat ja gesagt, dass sich seit sechs Rennen nichts am Auto bewegt.

Was hältst du vom Korea GP?
Kai Ebel: Ich hoffe, dass der gesamte F1-Zirkus Korea hinbekommt. Jetzt kommen zwei Rennen in Korea und Indien, wo ich ehrlich sage: Die muss man einfach überstehen - das ist sehr viel Trockenfutter. Die Sieger werden die Strecken immer lieben und toll finden, aber für die Formel 1 gibt es mit Sicherheit schönere Locations. Ein Nacht-Grand-Prix in Singapur hat eine andere Strahlkraft als ein normales Rennen in Korea.