Dass er Juan Manuel Fangio mit dem heutigen Sieg in der ewigen Bestenliste einholte, wagte Sebastian Vettel nicht auszusprechen. "Wenn man als kleines Kind von der Formel 1 träumt, ist das weit weg. Generell ist das sehr weit weg. Die Schwierigkeit ist, dass man keinem erklären kann, wie toll es sich anfühlt, in der Formel 1 zu fahren. Es gibt nur 24 Stück, die alle zwei Wochen rausfahren dürfen. Das ist ein Privileg, das darf man nicht vergessen", erklärte Vettel nach dem Japan GP, den er nach 2009 und 2010 zum dritten Mal gewann.

Doch nicht nur der Sieg auf einer seiner erklärten Lieblingsstrecken, auch die deutlich verbesserte Ausgangslage in der Weltmeisterschaft sorgte bei Vettel für Freude. Der Red-Bull-Pilot holte bis auf vier Zähler auf WM-Leader Fernando Alonso auf, der nach einem Crash punktelos blieb. "Es ist nicht so, dass man sich darüber freut. Es hilft uns, was die Meisterschaft angeht", meinte der Titelverteidiger, der daran erinnerte, dass noch viele Rennen ausstehen. "Die Meisterschaft war vor und ist nach dem Rennen heute unser Ziel und das ist machbar. Es ist nicht so, dass wir vorher nicht daran geglaubt haben, wir haben den Glauben nie verloren. Für die nächsten Rennen gilt das gleiche wie hier: nicht von der WM quatschen, sondern auf das konzentrieren, was direkt vor einem liegt", betonte er.

Traumauto in vollen Zügen genießen

"Es war ein tolles Rennen. Man muss es genießen, wenn man ein Auto hat, das so ist, wie man es sich in seinen Träumen wünscht. Das hat man nicht so oft und deshalb muss man es in vollen Zügen genießen", erklärte Vettel und lieferte damit auch die Erklärung, warum er trotz der mahnenden Worte des Teams die schnellste Runde des Rennens fuhr. "Ich wollte nichts Blödes anstellen, aber ich bekomme wohl trotzdem eins auf den Deckel", merkte er grinsend an.

Seinen Teamchef Christian Horner und Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko brachte der 25-Jährige mit seiner Jagd nach der perfekten Runde jedoch ins Schwitzen. "Wenn man sieht, er wird schneller und schneller, dann weiß man genau, was er vorhat. Er meinte, da ist ein Puffer, aber das geht an die Nerven mit Blick auf die Sektorzeiten", gestand Horner. "Sebastian wollte demonstrieren, was in ihm und dem Auto steckt, aber das war unnötig. Wir versuchen es auf die angenehme Art und Weise, indem wir sagen, genug, du hast eh den Sieg", erläuterte Marko.

Perfektes Rennen abgeliefert

Abgesehen von diesem kleinen Kritikpunkt waren die beiden Verantwortlichen jedoch voll des Lobes. "Unglaublich, diese Präzision! Wir sagten bereits gestern in der Qualifikation, dass wir in Sektor eins noch eine Zehntel brauchen und bumm! liefert er sie ab. Dass er jetzt am Ende noch die schnellste Runde fuhr, strapaziert das Nervenkostüm. Aber wir sind zufrieden mit den Leistungen der Fahrer und des Autos", gab Marko zu Protokoll. "Es war ein sehr diszipliniertes Rennen. Er hat alles richtig gemacht, die richtige Pace, die Reifen geschont - sie hielten länger als wir es brauchten - er hat einfach ein perfektes Rennen abgeliefert", schwärmte Horner.

In Bezug auf die WM gab es vom Teamchef keine klare Kampfansage, während Marko die Konkurrenz warnte. "Das Auto war heute toll und es war in Singapur toll. Aber es kommen noch unterschiedliche Strecken. Wir haben diese Saison oft gesehen, dass es ständig variiert. Auf die Pole kann man sich nicht verlassen", mahnte Horner. "Wir wollen die WM gewinnen und zwar von vorne gewinnen und man kann mit uns rechnen", gab Dr. Helmut Marko zu Protokoll.