Pro: Der Zenit war erreicht

von Marion Rott

Nach 19 aktiven Jahren in der Formel 1 wird am Ende der Saison 2012 die Zeit in der Königsklasse für Michael Schumacher endgültig enden. Viel war spekuliert worden, ob er seine Karriere auch nach dem Aus bei Mercedes fortsetzt, jetzt das klare nein. Eine Entscheidung, die aus vielerlei Hinsicht unterstützt werden kann, denn was hätten weitere Jahre noch gebracht? Schumacher ist siebenfacher Weltmeister, hat - bisher - 91 Grands Prix gewonnen und führt beinahe alle Bestenlisten an. Er hat alles erreicht, was er zu erreichen gab und muss niemandem mehr etwas beweisen, auch wenn er in seiner zweiten Karriere keinen Sieg mehr erzielen konnte.

In China 2006 feierte Michael Schumacher seinen 91. und vermutlich letzten Sieg in der Formel 1, Foto: Sutton
In China 2006 feierte Michael Schumacher seinen 91. und vermutlich letzten Sieg in der Formel 1, Foto: Sutton

Selbst wenn er sich für einen Verbleib in der Königsklasse entschieden hätte, wo wäre denn Platz für einen siebenfachen Formel-1-Weltmeister gewesen? Die einzige wirklich realistische Option wäre eine Rückkehr zu den Anfängen gewesen: Sauber. Ein mutiger Schritt, denn niemand kann garantieren, dass das Schweizer Team auch im nächsten Jahr wieder ein Auto wie den C31 auf die Beine stellt. Und selbst wenn: Sergio Perez fuhr den Boliden bisher drei Mal auf das Podest - die gleiche Anzahl an Podest-Platzierungen konnte Mercedes 2012 aber auch erzielen, mit dem Zusatz, dass Nico Rosberg mit dem W03 in China sogar ein Rennen gewann. Im Gesamtklassement rangieren die Silberpfeile vor dem Team aus Hinwil - also wäre selbst bei gleicher Leistungsstärke der Sauber-Bolide nicht zwingend eine Steigerung für Schumacher geworden.

Bei aller Leistungsstärke darf zuletzt auch das Alter von Schumacher nicht vergessen werden. In seiner 20. Formel-1-Saison wäre der Rekordchampion als 44-Jähriger an den Start gegangen. Wenngleich der Mercedes-Pilot zu den fittesten im gesamten Fahrerfeld zählt, kann auch er die biologische Uhr nicht zurückdrehen. Nicht nur die Reaktionszeit wird naturgemäß länger, auch die Sinne lassen mit zunehmendem Alter nach. So trübt sich die Linse im Auge von Jahr zu Jahr mehr ein und das Sehen wird schlechter. Prozesse, die auch gutes Training nicht stoppen kann. Nun kann Michael Schumacher nach 308 Grands Prix in 21 Jahren auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken, die er auf hohem Niveau - und hoffentlich gesund - beendet hat.

Contra: Ein herber Verlust

Christian Menath

Eine Formel 1 ohne Michael Schumacher? Für manche kaum vorstellbar. Auch wenn die Königsklasse schon von 2007 bis 2009 auf ihr Aushängeschild verzichten musste, und die Autos trotzdem weiterhin schnell im Kreis fuhren, so ist der Abgang Schumachers dennoch ein herber Verlust für die Fans und das Geschäft Formel 1. Zahlreiche Fans pilgern ausschließlich seinetwegen zu den Rennstrecken dieser Welt, allen voran zu den deutschen Rennen.

Michael Schumacher hätte weiterfahren sollen, Foto: Mercedes-Benz
Michael Schumacher hätte weiterfahren sollen, Foto: Mercedes-Benz

Schumacher verlässt nach drei Jahren - zugegeben, nach drei nicht gerade von Erfolg geprägten Jahren - die F1 zu früh. Seine Zähigkeit zeichnete ihn in der Vergangenheit aus. Auch bei Ferrari fand er kein Top-Team vor, erst in seiner fünften Saison gewann er den ersten Titel in Rot. Bis zu den großartigen Erfolgen war es ein beschwerlicher Weg, den er damals aber gegangen ist und somit den Mythos Ferrari neu aufleben ließ. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte mit Mercedes kommt nach seiner frühen Resignation nicht mehr in Frage.

Hätte sich Schumacher dazu entschieden noch weiter in der F1 zu fahren, hätte er es seinem Ex-Arbeitgeber Mercedes so richtig zeigen können. Nach der Verpflichtung von Hamilton wurde vielfach geschrieben, Schumacher sei übergangen worden. Sogar als "dritte Wahl" wurde er bezeichnet. Man stelle sich nur vor, Schumacher wäre nächstes Jahr in einem Sauber gesessen und wäre Hamilton im Silberpfeil um die Ohren gefahren.