Es schien wie eine Wiederholung unter vertauschten Vorzeichen: Wieder kämpften Sebastian Vettel und Fernando Alonso gegeneinander, wieder wurde einer von ihnen aufs Gras gedrückt. Anders als vor einem Jahr gab es allerdings eine Strafe. Vettel musste zu einer Durchfahrtsstrafe antreten und verlor so den Anschluss an die Spitze.

"Fernando kam mir sehr nah, aber ich denke, dass genug Platz da war", verteidigte sich Vettel. "Wenn man dann aufs Gras kommt, verliert man das Auto natürlich ein bisschen, aber letztes Jahr war es die gleiche Situation - damals habe ich mich auch nicht beschwert. Vielleicht hätte ich das machen sollen."

Alonso meinte bereits kurz nach dem Vorfall im Boxenfunk: "Das war genug!" Nach dem Rennen betonte Alonso, dass er durch den Vorfall einige Sekunden verloren und sein Auto beschädigt habe. "Natürlich ist das Auto beschädigt, denn ich bin bei 330 km/h durch den Kies gehoppelt", so Alonso. "Ich glaube nicht, dass der Unterboden nach diesen Hüpfern komplett intakt ist."

Neue Regelauslegung

Red-Bull-Teamchef Christian Horner war von der Strafe dennoch nicht gerade angetan. "Wenn man sich die Szene im Fernsehen ansieht und sie mit dem letzten Jahr vergleicht, kann man sich seine Meinung dazu bilden", sagte er. Es sei eine Kopie der Situation aus dem Vorjahr gewesen, damals habe es für Alonso keine Strafe gegeben. "Ich dachte, Sebastian hätte auf der linken Seite genug Platz gelassen. Ich war überzeugt, dass es ein ganz normaler Rennzwischenfall und eine ganz normale Aktion war. Es war ziemlich überraschend, dass wir dafür bestraft wurden."

Für Ferrari-Teamboss Stefano Domenicali kam die Strafe alles andere als überraschend. Denn im Gegensatz zum Vorjahr gelten in diesem Jahr neue Regeln. "Nach den Vorfällen in Bahrain [Abdrängen und Überholmanöver neben der Strecke] gab es eine Klarstellung von der Rennleitung", erinnert Domenicali. So müsse der Vordermann dem Hintermann seitdem Platz lassen, wenn bereits ein Teil von dessen Auto neben ihm sei. "Aus Regelsicht kann man nichts dagegen sagen. Es war exakt, wie es in den Regeln steht", betonte Domenicali.

Whitmarsh: Harte Strafe

Alonso setzte sich erst nach dem Zwischenfall durch, Foto: Sutton
Alonso setzte sich erst nach dem Zwischenfall durch, Foto: Sutton

Vor einem Jahr habe es keine Strafe gegeben, aber das sei eine andere Situation gewesen, da es diese Regel zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben habe. "Es ist auch nicht richtig, sich den Vorfall in Zeitlupe anzusehen", so Domenicali. "Sie fahren bei 300 km/h gegeneinander. Das ist ganz anders."

Trotzdem waren nicht alle Verantwortlichen im Fahrerlager der Ansicht der Rennstewards. "In meinen Augen war es eine ziemlich harte Entscheidung der Rennkommissare", sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich habe es nicht lange analysiert, sondern nur gesehen und bin etwas überrascht. Andererseits sind wir in Italien..."

Diesem Scherz konnte sich Vettel nicht anschließen. "Ich glaube nicht an einen Ferrari-Bonus", sagte der Doppelweltmeister. "Natürlich war ich in dem Moment sehr sauer, weil es mich Plätze gekostet hat. Aber als die Entscheidung feststand, mussten wir das so hinnehmen, reinkommen und durchfahren. Mehr blieb uns nicht übrig."