Wer Jenson Button im Anschluss an den Großen Preis von Italien im Fahrerlager traf, der könnte meinen, der Brite hätte seinen zweiten Platz hinter McLaren-Teamkollege Lewis Hamilton ins Ziel gebracht und sei nicht vorzeitig von seinem MP4-27 im Stich gelassen worden. Dann kamen dem geschulten Beobachter jedoch wieder die Bilder ins Auge, wie Button seinen stotternden McLaren bei der Anfahrt zur Parabolica abstellen musste, ausstieg und winkend den mit Tifosi gesäumten Zaun an der norditalienischen Hochgeschwindigkeitspiste entlang trottete, um zurück zu den Boxen zu gelangen. Der Laune des Weltmeisters von 2009 hatte der Spaziergang in der spätsommerlichen Frühabendluft aber wohl gutgetan, wollte er sein ärgerliches Ausscheiden danach doch locker nehmen.

"Es sollte heute einfach nicht sein", meinte Button anschließend und gratulierte fair Hamilton und seinem Team. "Wir haben als Team die letzten drei Rennen gewonnen und im Rennen davor waren wir Zweiter - jetzt müssen wir es nur einmal mit beiden Autos hinbekommen", meinte der Spa-Sieger, der seinen Rennverlauf wie folgt einordnete: "Der Start war zwar nicht schlecht, gut lief es aber auch nicht, denn ich hatte zu viel durchdrehende Räder. Dadurch bin ich auf P3 und hinter Felipe Massa zurückgefallen, was mich eine Menge Zeit gekostet hat." Dass er den Brasilianer anschließend aber habe überholen können, sei sehr gut gewesen. "Dann hatte ich endlich freie Fahrt und konnte mich an die Verfolgung von Lewis machen."

Traurig zurückgeschleppt

Stärke ist, wenn man trotzdem lacht: JB ließ sich nicht unterkriegen, Foto: Sutton
Stärke ist, wenn man trotzdem lacht: JB ließ sich nicht unterkriegen, Foto: Sutton

Daran, dass er diesem den Sieg wirklich hätte streitig machen können, glaubte Button allerdings nicht. "Die Plätze eins und zwei wären für das Team aber trotzdem hervorragend gewesen." Dazu kam es aber nicht, stoppte schließlich doch sein Auto. "Was genau der Grund dafür war, weiß ich noch gar nicht - man hat mir gesagt, dass es sich um ein Problem mit dem Benzinsystem handelt und wir untersuchen das noch. Jedenfalls ging nichts mehr und ich musste anhalten, aber diese Dinge passieren nun einmal." Ein paar mehr Details hatte Button zu seinem technischen Defekt dann aber doch noch auf Lager. "Im Motor ist kein Benzin - das ist dann immer ein Problem", grinste der 32-Jährige. "Es wurde eben kein Sprit mehr reingepumpt - wahrscheinlich ist irgendwas an der Pumpe gebrochen."

"Für mich war's das dann und ich musste mich traurig zum Fahrerlager zurückschleppen", beantwortete Button die vielen mitleidigen Nachfragen der Reporter mit seinem bekannten britischen Sarkasmus. Insgesamt wollte er sich allerdings auf die positiven Aspekte seines Italien-Wochenendes konzentrieren: "Wir haben zuletzt immer bewiesen, dass wir sowohl im Qualifying als auch im Rennen stark sind. Diese Konstanz ist der Schlüssel und zwar allein schon deswegen, weil wir das noch von keinem anderen Team in dieser Saison gesehen haben. Daraus kann man also Mut schöpfen", fand der Ex-Champ, der anfügte: "Auch wenn es für mich natürlich nicht die beste Art war, diesen Tag zu beenden, hatte ich heute eigentlich wirklich Spaß - mit den hohen Geschwindigkeiten ist es immer toll, hier Rennen zu fahren."

Wirklich glatt sei trotz allen Entertainments am Sonntag aber nicht alles verlaufen - bereits vor seinem Ausfall gab es Probleme. "Mein Stopp lief ja schon nicht wirklich gut - da haben wir noch mehr Zeit liegen lassen, weil es vorne rechts ein Problem gab. Solche Dinge passieren aber, wenn man so schnelle Stopps macht wie wir", stärkte Button dem Team den Rücken. Sein Gesamtfazit lautete: "Wir sind hierher gekommen und wollten um den Sieg kämpfen - das ist uns heute gelungen, wenngleich ich nicht das Resultat bekommen habe, das ich gerne geholt hätte. Es war kein perfektes Rennen, aber wir hätten gute Punkte holen können und ich konnte mich von Anfang an auf das Potenzial des Autos verlassen."